Ansichten eines Informatikers

Wurde Zypern angehoben?

Hadmut
22.2.2023 23:50

Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.

Ich habe schon mehrere Leseranfragen mit identischem Wortlaut bekommen:

Wurde NORDZYPERN angehoben?
‼️‼️‼️‼️‼️‼️‼️

Ich habe nach dem Mega-Erdbeben in der Türkei auf Zypern etwas sehr Merkwürdiges festgestellt:

Das Meer ist bei uns am Strand um bis zu 7m dauerhaft zurückgewichen.

Die normale Ebbe und Flut hat ungefähr 30-40cm Unterschied und wechselt ja innerhalb 24 Stunden. Aber noch nie auch nicht bei Ebbe konnten wir die Riffe am Strand so nackt sehen.

Er fehlen geschätzt 60-80cm Meeresspiegel. Da die Meere miteinander verbunden sind, kann so viel Wasser niemals in irgendwelche Höhlen verschwunden sein.

Ausserdem hätten dann andere Küstenstaaten wahrscheinlich auch solche Anomalien gemeldet.

Da der Klimawandelquatsch eher ein Ansteigen des Meeresspiegels bewirken sollte, kann man das auch getröst vergessen.

Ich habe nicht gleich darauf geantwortet, weil ich zum Zeitpunkt des großen Erdbebens in Berlin war, also nicht selbst nachgucken konnte. Allerdings kam mir seltsam vor, dass ein solcher Vorgang nicht sofort in allen Nachrichten gekommen wäre, wenn das stimmte. Denn ein Anheben eines Landes um 68-80cm wäre doch eine Nachricht, die man sofort durch alle Nachrichtensendungen und -zeitungsartikel gejagt hätte, um die Stärke des Erdbebens zu unterstreichen. Sowas hätte ja enorme Auswirkungen auf Seekarten, Hafeneinfahrten, womöglich sogar Luftfahrtdaten (keine Ahnung, ob das ILS sich dann einfach mitheben und genauso funktionieren würde). Möglich ist das natürlich schon, weil es sowas ja auch schon bei anderen Erdbeben gegeben hat, und etwa die Alpen, wohl auch Zypern selbst so entstanden sind. Aber Zypern wird als Erdbebengebiet sicherlich genau überwacht, und die Erde wird von Satelliten fast zentimetergenau vermessen. Das hätte man bemerkt.

Außerdem: Es gab in Zypern kein so schweres Erdbeben. Das hätte man ja nicht nur in den Nachrichten gemeldet, sondern auch spüren müssen. Zumal sowas ja einen Tsumani im Mittelmeer ausgelöst hätte. Das kann ja nicht ohne Wirkung bleiben, wenn sich eine Insel dieser Größe um 80cm hebt und das Wasser um 7 Meter zurückdrängt. Denn die kann sich ja nicht wie ein Prisma ausgestanzt heben, sondern würde sich mit dem Meersboden außenherum heben. Zypern ist ja im Prinzip so etwas wie der obere Teil eines Gebirges, das auf dem Meeresboden steht. Wenn sie das alles um – bis zu – 80cm heben würde, hätte das ja enorm viel Wasser verdrängt und durch das östliche Mittelmeer schwappen lassen. Davon hätte man gehört.

Seltsam fand ich, dass ich mehrere Mails gleichen Inhalts bekommen habe. Einer schickte immerhin einen Link mit, das ist ein Posting auf Telegram.

Heute war ich zum ersten Mal seit dem großen Erdbeben am Meer, aber eben auf der gegenüberliegenden Seite, im Südwesten. Nun weiß ich zwar nicht so genau, wie hoch das Wasser dort normal ist, habe mir das nicht so genau gemerkt. Und ich habe auch noch nicht darauf geachtet, wie hoch der Tidenhub hier ist. Weil das Mittelmeer aber ein fast geschlossenes System und relativ klein ist und nur eine kleine Verbindung zum Atlantik besteht, gibt es, soweit nachzulesen, im Mittelmeer nur einen relativ geringen Tidenhub, den man meistens eigentlich vernachlässigen kann. Das sind vielleicht 10, 20 cm, an ein paar Stellen angeblich bis zu 120cm. Allerdings ist das wohl am östlichen Ende etwas anders. Für Ayia Napa (Ostküste) werden tatsächlich 30-40cm Tidenhub angegeben.

Ich habe aber nichts gesehen. Ich weiß zwar nicht, wo das Wasser hier normal hingehört, aber da die Kaimauer auch nur sehr niedrig ist, kann das Wasser nicht allzuweit weg sein. Und wenn man sich anschaut, wo Seetang und sowas rumliegen und Sand und Steine sich ansammeln, komme ich zu dem vorläufigen Ergebnis, dass das Wasser genau da ist, wo es immer ist. Zumindest augenscheinlich hat sich in Paphos gar nichts gehoben oder gesenkt. Nicht merklich.

Aber in dem Satz

Die normale Ebbe und Flut hat ungefähr 30-40cm Unterschied und wechselt ja innerhalb 24 Stunden.

kommt mir die Zeitangabe komisch vor. Denn die Tide dauert 12 Stunden und 25 Minuten und nicht 24 Stunden. Es steht allerdings auch nicht da, dass sie nur einmal in 24 Stunden wechselt, sondern nur, dass man Minimum und Maximum, Ebbe und Flut, innerhalb von 24 Stunden garantiert beide sehen kann, man also innerhalb von 24 Stunden immer einen vollen Zyklus erlebt. Und das wäre als Aussage richtig.

Wäre es eine Beobachtung nur kurz nach dem Beben gewesen, hätte ich daran erinnert, dass in Zypern „Minitsunamis“ beobachtet wurden. Es kam wohl zu einem Schwappen des Mittelmeers, und ein hin- und herschwappen dauert da halt auch eine Weile. Im Text steht aber „dauerhaft“ und er ist vom 20.2., also einige Zeit nach dem Beben.

Also:

Ich kann es nicht bestätigen.

Ich kann es auch nicht ausschließen, würde aber meinen, dass es längst in den Nachrichten erwähnt worden wäre, wenn die Auswirkungen so stark gewesen wären. Es erscheint mir auch nicht plausibel, weil das Erdbeben in der Türkei und Syrien stattfand und für Zypern nur als „spürbar“ in Famagusta (Ostküste) beschrieben wurde, und mir nicht klar wäre, wie Zypern so unbemerkt angehoben worden sein könnte.

Aber letztlich kann ich die Frage nur wie jede in der Rubrik „Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht“ beantworten: Ich weiß es nicht.