Ansichten eines Informatikers

Resonanzen

Hadmut
24.2.2023 15:36

und Erdbeben.

Einige Leute schreiben mir, dass ihre Vorstellung von Erdbebenstrahlen, aber auch die Idee von Tesla (ich habe den Film noch nicht gesehen, aber ein Leser meint, er habe auch etwas geäußert, was sich als Vor-Idee des Lasers deuten lasse, und nach Darstellung mehrerer Leser war Tesla gleichzeitig genial und hochbegabt, aber auch mit schnapsideegenierierender Phantasie ausgestattet – ich glaube mich erinnern zu können, in einem anderen Film gesehen zu haben, dass das der Grund war, warum Tesla einerseits genial, andererseits aber erfolglos war, und erst durch den Geschäftsmann Westinghouse zu was wurde) dazu war, dass diese auf dem Prinzip der Resonanz beruhten. Dass man Beben also nicht schlagartig auslösen kann, sondern durch Wellen der richtigen Frequenz eine Resonanz erzeugt, die sich aufschaukelt und das Ding zum Losbrechen bringt.

Nun wissen wir, dass Resonanz ein ziemlich mächtig Ding ist, das nahezu alles kaputt bekommt. Denken wir an das berühmte Video der Brücke von Tacoma Narrows. Oder das Phänomen der Bodenresonanz bei Hubschraubern, das einen völlig intakten tadellosen Hubschrauber ohne Pilotenfehler innerhalb von wenigen, zwei, drei Sekunden in einen Haufen Schrott verwandeln kann. Oder das Verbot für Militär, im Gleichschritt über Brücken zu marschieren. Tribünen, die einstürzen, weil man im Gleichtakt hüpft. Oder das Rumpeln auf der Autobahn. Resonanz ist ein Riesenthema, hat auch viel mit Systemtheorie und Fourier- und Laplace-Transformation zu tun.

Und nicht wenige Häuser stürzen bei Erdbeben ein, weil das Wackeln des Bodens die Resonanzfrequenz des Gebäudes trifft.

Insofern will ich den Gedanken, durch Resonanz Erdbeben auszulösen, nicht von vornherein als absurd abtun, sondern die Probleme zeigen:

  • Elektromagnetische Wellen sind, wie der Name so sagt, elektromagnetisch. Erdbeben dagegen sind eine mechanische Angelegenheit. Elektromagnetische Wechselfelder und mechanisch orientierte Erde, Felsen, Gestein, sind zunächst mal zwei verschiedene Dinge, die miteinander nicht sehr gut interagieren. Oft sogar gar nicht. Und wenn, dann eher in Form von Dämpfung, Absorbtion, Erwärmung. Thermisch. Etwas durch elektromagnetische Wellen unmittelbar zu bewegen, und sei es nur ein Bonbonpapier oder ein vom Baum gefallenes Blatt, oder eine Biene, ist schon eine ziemlich schwierige Sache. Wenn man diese Theorie verfolgt, muss man erklären können, wie und wieso elektromagnetische Strahlung in mechanische Energie umgesetzt wird. Und vor allem: In Vibrationen, also ein hin- und her.
  • Auch Resonanzen unterliegen dem Prinzip der Energieerhaltung. Resonanzen können zwar enorm viel Energie anhäufen, weil sie innerhalb ihrer Resonanzfrequenz eben nicht zu einer Auslöschung (und damit Erwärmung) führen, sondern kumulativ arbeiten. Es ist tatsächlich so, wie manche auch schrieben, dass man mit geringer Leistung viel Energie ansammeln kann, indem man die Leistung lange genug einwirken und die Resonanz das akkumulieren lässt.

    Prima Beispiel: Die Schaukel. Selbst wenn jemand so schwer ist, dass ich ihn nicht heben könnte, weil ich zu schwach bin, kann ich ihn doch durch Anschubsen in die Höhe bringen, wenn er auf einer Schaukel sitzt, wenn ich im Rahmen meiner Kräfte bei jeder Schaukelbewegung etwas anschubse. Wichtig ist dabei natürlich die Frequenz: Ich darf nicht schubsen, wenn er mir entgegenkommt, sonst würde ich die Energie abbauen und ihm oder mir weh tun. Ich muss immer dann schubsen, wenn er dabei von mir weg schwingt, weil ich dann meine kleine Schubsleistung für eine bestimmte Strecke (Physik: Energie/Arbeit = Kraft mal Weg) einbringe und jedesmal so eine kleine Portion Energie hinzufüge, bis der eben immer höher schaukelt.

    Resonanz ist aber keine Energiequelle. Auch ein in Resonanz schwingender Körper hat nicht mehr Energie, als man reingesteckt hat. Mit Resonanz kann man nicht mit kleiner Energie große erzeugen. Sondern man kann mit kleiner Leistung große Energie ansammeln. Es ist, als ob man einen schweren Gegenstand nicht senkrecht hochhebt, sondern über eine lange, geringe Schräge hochschiebt. Das fällt einem zwar leichter, aber die Energie für die Höhe muss man trotzdem aufbringen.

    Wenn man also den Standpunkt vertritt, dass das amerikanische Schiff, dass da vor einem Türkischen Hafen lag und kurz vorher abgefahren war, per H.A.A.R.P. oder wie auch immer dieses Erdbeben per Resonanz ausgelöst habe, indem es da lange genug gewirkt habe, müsste damit immer noch erklären, woher das Schiff solche Energie haben sollte und wieviel. Denn auch Resonanz löst nicht das Problem, dass die Energie irgendwoher kommen muss. Unterschied Leistung/Energie.

  • Dann muss man sich überlegen, wie das möglich sein soll, die Resonanz so selektiv auszulösen. Denn bekanntlich besteht die Erde nicht aus Legosteinen gleicher Kantenlänge, sondern kein Stein gleicht dem anderen. Was soll da die Resonanzfrequenz sein? Man bräuchte dazu ein breitbandiges Signal, ein Rauschen. Wie aber sollte man dann verhindern, dass auch andere Dinge, ob nun Regenrinnen oder Überlandleitungen, oder auch mal ein Baum, eine Brücke, ein Wal, oder Menschen da auch in Resonanz mitschwingen?

    Selbst wenn es möglich wäre, mit solchen Wellen Erdbeben auszulösen, wie sollte es bei einem so brachialen Vorgang möglich sein, nur Erdbeben und sonst gar nichts auszulösen, völlig unbemerkt zu bleiben? Keinerlei elektromagnetischen Störungen, einfach gar nichts auszulösen? Denn selbst wenn man nicht genau die Frequenz trifft, sind Resonanzen nicht so steil begrenzt, sondern dann eben gedämpft. Man müsste also erwarten, dass beispielsweise Radios glühen wie Toaster. Wie also sollte so etwas möglich sein und trotzdem unbemerkt bleiben können?

  • Nehmen wir einfach mal an, es ginge.

    Und es würde so, wie manche das beschrieben, über gewisse Zeit per Resonanz das ganze Ding zum Schwingen bebracht, bis endlich ein Erdbeben losbricht.

    Dann eben müsste die Erde ja vorher schwingen, sonst wäre sie ja nicht in Resonanz. Das müsste sich ja über einen gewissen Zeitraum kontinuierlich aufbauen, immer stärker schwingen, um die Energie zu sammeln.

    Und steckt die Erde aber voll von Messsonden der Geologen, die jeden Furz messen und orten können und kontinuierlich aufzeichnen.

    Wie also sollte so ein System über längere Zeit einwirken und ein so großes Gebiet in Resonanz, also Schwingungen versetzen können, ohne dass das Messnetz der Geologen das mitbekommt?

    Da sind wir wieder an dem Punkt des Unbemerkten: Selbst wenn es funktionierte, wäre es ausgeschlossen, dass es unbemerkt bliebe.

Es überzeugt mich deshalb nicht.

Ulkig aber dieser Hinweis:

Assoziation nebenbei: In dem Film “Remo – unbewaffnet und gefährlich” geht es um ein Weltraumverteidigungssystem namens “H.A.R.P.”.

An die Abkürzung des Systems kann ich mich nicht mehr erinnern, aber der Film war damals unser Institutsfilm an der Uni im E.I.S.S. (der Kryptoladen). Wir hatten damals nämlich ein IT-Sicherheits-Projekt namens R.E.M.O., weiß nicht mehr, was es hieß, Rechnermodellierungen oder sowas, ziemlich nutzlos, hing aber mit einer der sieben Dissertationen zusammen, die damals das große E.I.S.S.-Werk bilden sollten, und wurde vor allem deshalb durchgezogen, weil es dafür eben Forschungsgelder gab. Die meisten Forschungsprojekte sind ja völlig unsinnig und nutzlos, werden nur gemacht, weil irgendwer dafür Geld bekommt. Und weil halt damals gerade dieser Film irgendwo lief, irgendwoher das Filmplakat auftauchte und das „Remo – unbewaffnet und gefährlich“ so gut passte, und der Film zwar irgendwie eine Billigproduktion war, aber auch wieder verdammt gut und sehr witzig, und wir uns darin wiedersahen, war das dann halt unser Maskottchenfilm.