Ansichten eines Informatikers

Standortnachteil Juristen

Hadmut
24.2.2023 17:33

Die Frage geht mir seit einiger Zeit durch den Kopf.

Mir fällt immer stärker auf, dass wir kein Rechtsstaat, sondern ein Juristenstaat sind, und dass immer mehr Probleme, die wir haben, entweder von Juristen angerichtet werden, oder darauf beruhen, dass Juristen ihre Aufgabe nicht erfüllen.

Außerdem fällt mir auf, dass sich Juristen immer weiter von der Realität entfernen und immer mehr ins Phrasenhafte abrutschen. Immer öfter sehe ich, dass sie keine Rechtsfindung treiben, sondern nur noch willkürlich oder, schlimmer, politisch und nach persönlichem Gutdünken entscheiden, und dann, wenn überhaupt, nur noch Begründungsfindung treiben. Es geht eigentlich nur noch um Rhetorik und Rabulistik.

Mir fällt immer öfter auf, wie wenig Ahnung viele Juristen von ihrem eigenen Fach haben und trotz Staatsexamen nicht mal die Basics beherrschen, aber trotzdem auf die Menschheit losgelassen werden. Neulich hatte mich ja – wieder einmal, das erlebt man ja oft – ein Jurist angeranzt, weil er meinte, dass nur Juristen die Gesetze verstehen, auslegen, kommentieren können und dürfen, während gleichzeitig ein Haufen ideologisierter Zivilversager ohne Ausbildung in den Parlamenten sitzen, die man verblödet nennen müsste, wenn es nicht so sicher wäre, dass sie schon immer so blöd waren und es keiner Verblödung bedurfte, um so blöd zu werden. Mir schrieben darauf andere Juristen, dass es in der Juristerei kein falsch und richtig gebe, sondern nur vertretbare Meinungen und nicht vertretbare, und man eine Meinung nur dann vertreten könne, wenn man per Staatsexamen in den Adelsstand erhoben wurde.

Neulich traf ich auf einen Staatsanwalt. Ein Staatsanwältchen, besser gesagt. Der fand, es sei sehr schwer, sich in das einzulesen, was ich geschrieben hatte. Ich hatte Juristisches geschrieben, Rechtsprechung zitiert und erläutert. Aus dem Gebiet, für das er Staatsanwalt ist. Und er findet, es sei sehr schwer, sich darin einzulesen.

Ich habe anwaltliche Schriftsätze gesehen, die peinlich zu nennen noch sehr geschmeichelt wäre.

Gleichzeitig werden die Angelegenheiten, die damit verbunden sind, in diesem Staat Bürger zu sein, immer komplizierter, undurchdringlicher, absurder, weil Juristen inzwischen aus allem einen großen Haufen unlogischen, überbürokratischen, selbstwidersprüchlichen Mist machen. Egal ob Datenschutz oder Grundsteuer, es wird in Deutschland längst alles zur Groteske, was Juristen anfassen.

Gleichzeitig leben sie in Arbeitsmethoden und Organisationsformen, die zwischen 70 und 370 Jahre alt sind. Unzählige Faxgeräte haben wir noch, weil Juristen noch immer am Fax hängen. Neulich habe ich von einem Verwaltungsgericht ein wichtiges Schreiben nicht erhalten. Sie bestehen darauf, zu faxen. E-Mail gehe nicht, das sei ausgeschlossen. Sie schaffen es dann aber nicht, die Fax-Nummer korrekt vom Briefpapier in das Faxgerät zu übertragen, weil sie immer noch Schreiben ausdrucken, zum Faxgerät tragen und es dort wieder reinstecken und die Fax-Nummer von Hand eintippen. Mal mehr, mal weniger gut. Versteht mich nicht falsch, das hat auch seine Vorteile. Etwa, wenn sie wieder mal Ransomware auf ihren Computern haben und es Monate dauert, bis sie wieder arbeitsfähig sind, da ist ein Faxgerät schon was wert.

Ich bin mittlerweile überzeugt, dass die deutschen Juristen für Deutschland ein ganz erheblicher Standortnachteil sind. Dass schon das deutsche Juristenwesen ein Grund ist, seine Firma lieber in anderen Ländern zu gründen. In anderen Ländern ist so vieles so viel einfacher.

Außerdem kommen mir immer mehr Juristen korrupt vor. Nicht einmal im rein herkömmlichen Sinne, sondern im Sinne einer Berufsaufassung, die es einschließt oder zum wesentlichen Gegenstand der Aufgabe macht, Interessen zu vertreten und gegen andere durchzusetzen, und nicht etwa das Gesetz zu befolgen, wie es gedacht und gemeint ist. Dazu kommt, dass immer mehr Behörden und Gerichte von vornherein korrupt gebaut werden und inzwischen ein, zwei, drei Generationen von Juristen das schon gar nicht mehr anders kennen als korrupt und das für normal halten. Ein Zustand, den es noch vor 30, 40 Jahren vorrangig bei Hochschulprofessoren gab.

Ich überlege, wie eigentlich die Gesamtbilanz der Juristen aussieht, ob sie in der Summe all ihres Handelns noch positiv wirken, und wann der Punkt erreicht wird, an dem sie mehr Schaden als Nutzen bringen. Oder ob der Punkt bereits erreicht ist.

Was ist da schief gelaufen, dass eine ganze Berufsgruppe so entgleisen konnte?