Ansichten eines Informatikers

Deutschland und die Benin-Bronzen – nu sind sie wech

Hadmut
1.3.2023 20:13

Feministisch – Woke – Dämlich – Weg.

Wie oft habe ich das in den letzten Jahren geschrieben, dass es Schwachsinn ist, bezüglich der Benin-Bronzen oder sonstiger afrikanischer Kunstschätze zu tröten, dass wir die geklaut hätten und zurückgeben müssten? Das ganze Kolonialgeschwätz von geradezu feministischer Dämlichkeit?

Weil es in den meisten Teilen Afrikas traditionell keine Museen, keine Aufbewahrung gibt, und alles, was nicht niet- und nagelfest ist, geklaut wird? (Man schreibt mir, dass in Südafrika auch das geklaut wird, was niet- und nagelfest ist, seit es dort Akku-Flexe gibt). Dass die Bronzen und sonstige Kunstwerke ohnehin längst weg und verhökert wären?

Die Frankfurter Allgemeine: Welterbe in Gefahr – Wo sind die Benin-Bronzen hin?

Gestohlen, gefunden, zurückgegeben: Ein Bronzekopf, der aus einem Museum in Nigeria geraubt und aus der Schweiz nach Lagos zurückgebracht wurde

Die von Deutschland finanzierte Datenbank „Digital Benin“ will den weltweiten Bestand an Benin-Bronzen dokumentieren. Was sie nicht zeigt, sind die vielen Objekte, die aus nigerianischen Museen verschwunden sind. Ein Gastbeitrag.

Der Blick zurück auf die Kolonialzeit ist zu einem Tunnelblick verkommen: Er schließt die Gegenwart mit der Vergangenheit kurz. Nach dem Muster der Rasterfahndung will er nichts anderes erkennen als koloniale Gräueltaten, vollbracht von brutalen Tätern an unschuldigen Opfern. Ethnologische Sammlungen sind zum Inbegriff kolonialen Unrechts und der Raffgier geworden. Museen finden sich plötzlich in der Rolle von Räuberhöhlen wieder. Die in deutschen Museen gelagerten 1130 Artefakte aus Benin (unter dem Begriff „Benin-Bronzen“ zusammengefasst), deren Eigentumsrechte Deutschland im Sommer 2022 an Nigeria übertragen hat, gelten als Paradebeispiel dafür. Wohin diese überwältigende Sammlung tatsächlich geht, scheint niemanden zu interessieren.

Die Rückgabe erfolgt, so ist es im Vertrag festgeschrieben, ohne jegliche Auflage, ganz so, als handle es sich um Goldbarren, jederzeit umwandelbar in Cash oder Schmuck und ersetzbar. Oder eben im Tausch gegen fossile Energie, die Deutschland so dringend benötigt und die den Staat Nigeria reich gemacht hat.

Äh, wie bitte!?

Uns erzählen sie da einen vom Kolonialen und der Rückgabe nach Verbrechen, und tatsächlich werden die dort einfach irgendwem gegeben, um dort fossile Energie einzukaufen?

Die Datenbank zeigt jedoch noch viel mehr: etwa wie akribisch und verantwortungsbewusst viele Museen mit dem fremden Kulturgut umgegangen sind. Die eingetragenen Grunddaten – zu denen idealerweise die Maße des Objekts, Material, Herkunft, Erwerbsdatum, Erwerbungsart und Sammler/Vorbesitzer, Kurzbeschreibung und Zustand, der Standort im Mu­se­um sowie eine professionell erstellte Fotodokumentation gehören – lassen eine funktionierende Registrierung und Verwaltung der Kulturgüter erkennen.

In der Benin-Datenbank rangiert das Nationalmuseum in der früheren Hauptstadt Lagos mit 81 (tatsächlich nur 80) Objekten an vierzehnter Stelle. Diese Zahl erstaunt, hat doch der erste nigerianische Direktor der Nationalmuseen, der promovierte Archäologe und hervorragende Kenner der alten Kulturen Nigerias Ekpo Eyo, schon in den Achtzigerjahren schriftlich festgehalten, dass das Museum in Lagos die weltweit drittgrößte Benin-Sammlung besitzt; das müssten rund vierhundert bis fünfhundert Objekte sein.
[…]
Wie die Zeitschrift „Art Newspaper“ bereits 2002 berichtete, hat das British Museum zwischen 1950 und 1960 (dem Jahr der nigerianischen Unabhängigkeit) insgesamt 54 Reliefplatten aus seiner Sammlung ausgegliedert und zu einem Bruchteil des Marktpreises an Nigeria verkauft. Der Oxforder Archäologe und Kurator am Pitt-Rivers-Museum, Dan Hicks, ein radikaler Restitutionsforderer der Benin-Bronzen im British Museum – er taufte es um in „Brutish Museum“, „Bestialisches Museum“ –, gibt an, dass sich in Lagos 64 mit Reliefs verzierte Bronzeplatten befänden. Die Benin-Datenbank listet jedoch bloß achtzehn auf; bei nur zweien ist als Herkunft das British Museum angegeben.

Das heißt, dass die allermeisten der Kunstwerke, die „zurückgegeben“ werden, in Wirklichkeit mehr oder weniger sofort geklaut und verhökert werden. Sie werden also nicht zurückgegeben, sondern direkt dem Schwarzmarkt übereignet.

Was natürlich die Frage aufwirft, ob die Kolonialisierungsopfergang, die besonders in Berlin aktiv ist, sogar Teil dieser Gang ist, also am Raub beteiligt ist oder Provision bekommt. Denn es ist bekannt, dass aus deutschen Museen inzwischen viel gestohlen wird (Goldmünze, Dresdener Schatz), die Polizei aber auch oft welche kriegt und die dann schon ein bisschen in den Knast müssen. Setzt man aber durch, dass der Kram erst „zurückgegeben“ wird, kann man ihn völlig gefahrlos rauben.

Das Ergebnis ist: Vorher konnten Afrikaner ihre Kunstwerke in Europa besichtigen. Jetzt sind sie ganz weg.

Museen sind Non-profit-Organisationen: In sie muss kontinuierlich investiert werden, ohne dass sie Gewinn abwerfen. Genau das – die Bewahrung und Erschließung von Kulturgütern um ihrer selbst willen, als Archive der Menschheitsgeschichte – ist der Kern des Problems in vielen Ländern des Südens. Hinzu kommt, dass die Institution Museum und der damit verbundene Gedanke der Dokumentation und Aufbewahrung lokal vorhandener Kulturgüter von unterschiedlichsten, oft untereinander verfeindeten Ethnien erst durch die Kolonialmächte eingeführt wurde. Die Institution Museum mit ihrer Verankerung in der Gesellschaft hat ihre spezifisch europäische Geschichte, die bis zu den Kunst- und Naturalienkabinetten der Renaissance zurückreicht. Sie ist kein vermeintlich von selbst funktionierendes Ge­bil­de, das sich problemlos in Länder mit anderen historischen Strukturen und Ge­sell­schafts­formen verpflanzen lässt.

Postkoloniale Aktivisten stellen Kolonialverwaltungen ausschließlich als Ausbeuter und Übeltäter dar. Dass es auch Kolonialbeamte gab, die Kulturgutschützer waren und als Erste begannen, für die Museen, die sie in den Kolonien errichteten, Sammlungen anzulegen und Objekte zu inventarisieren, passt nicht in das aktivistische Täter-Opfer-Schema. Dabei ha­ben manche Kolonialverwaltungen sogar versucht, mit Gesetzen die massenhafte unkontrollierte Ausfuhr von Kulturgütern zu verhindern.

Genau das, was ich hier im Blog seit Jahren schreibe: Museen und die Bewahrung von Kunst sind eine europäische Idee und erst mit der Kolonialzeit nach Afrika gebracht worden. Sogar die amerikanischen Indianer sind heute froh, dass Karl May alberne Indianerromane geschrieben und von dem Gewinn dann nach Amerika gereist ist und Indianerartefakte gekauft hat, weshalb man sie heute im Karl-May-Museum in Radebeul (bei, fast in Dresden, aber ich bekomme wieder böse Zuschriften, wenn ich Dresden schreibe, also Radebeul) besichtigen kann. Denn selbst hätten sie das Zeug niemals aufbewahrt.

Damit waren die europäischen Museen eigentlich Dienstleister, die die Kunst aufbewahrt haben.

Und nun ist es nicht zurückgegeben, sondern einfach weg.

Und so richtig dämlich wird das erst, wenn man dann die Protagonisten sieht:

Interessante Frage, warum das gerade Ende 2022 passierte, als bei uns die Energie nicht für den Winter zu reichen schien. Waren die dort Sprit einkaufen?

Und jetzt stellen sie denen im Rahmen ihrer „feministischen Außenpolitik“ auch noch Scheißhäuser ins Dorf.

Von einem Schaden zum nächsten. Feministisch halt.