Vitiligo-Barbie
Aktuelles aus dem Reich der political correctness und des Spielzeugs.
Diese Woche war ich mal im Laden, nach einer Barbie und ähnlichem gucken.
Also, nicht für mich, obwohl ich neulich schon fast nicht widerstehen konnte, mir „Influencer-Barbie“ mit ihrem Videostudio zu kaufen, damit ich was für auf den Tisch habe, falls ich mal regelmäßiger Youtuber werden sollte. Mein Verhältnis zu Barbie ist nicht unbedingt das beste, seit ich 2000 in Sydney, Australien gesehen habe, wie sie nach den olympischen Spielen dort „Rollstuhl-Barbie“ zum Schleuderpreis auf der Straße von Tapeziertischen aus verhökert haben, weil man die für die olympischen Spiele und die Paralympics in Massen produziert hatte, die sich aber so gar nicht verkauft hatten. Die hatte nämlich keinen normalen Rollstuhl, sondern so ein schickes Gefährt und saß da drin wie im Golf Cart oder Strand Buggy, als wäre es der größte Spaß und die reine Bequemlichkeit im Rollstuhl zu sitzen, und als bräuchte man sowas eben neben dem Cabrio und dem Reitpferd, um damit am Pool eine gute Figur zu machen. Das war bei den Besuchern der Spiele, vor allem der Paralympics, irgendwie gar nicht gut angekommen, und so versuchte man dann, die Dinger zum Schleuderpreis loszuwerden. Es hat mein Bild von Barbie nachhaltig geprägt. Aber ich hätte mir auch vorher schon keine gekauft, das ist irgendwie nichts für mich.
Nun hatte ich aber nach einem Geschenk gesucht, ich kenne da nämlich welche, die stehen ganz dolle auf sowas. Und ich hatte ja mal geschrieben, dass ich Barbie zwar eigentlich nicht mag (obwohl ich sagen muss, dass sie die Augen recht hübsch hinbekommen), aber wenn ich eine Tochter hätte und die sich eine wünschte, sie die dann auch hätte. Ich bin da ideologisch nicht aufgeladen, und der Meinung, dass wenn Mädchen damit von sich aus gerne spielen wollen, sie das dann eben auch tun sollen.
Nun weiß ich nicht, was da in Deutschland gerade verkauft wird, in Zypern unterscheidet sich das Angebot wohl geringfügig, und soweit ich sehen konnte, sind die Preise auch etwas niedriger. Klar stellt sich hier die Frage, ob die dann auch echt sind, aber im großen einschlägigen Fachhandel sehe ich da wenig Gefahr.
Dafür gibt es die dann in verschiedenen Hautfarben, auch bis fast ganz schwarz mit Kräuselfrisur. Ich hatte neulich schon mal ein Mitbringsel gekauft, eine, die irgendwie nach Inderin aussah, weil sie besonders schöne, sehr längliche Augen hatte, so ein mittlerer Hautton. Dachte mir, probierste mal, ob das auch ankommt, und hatte vorsorglich als Notfallreserve noch eine zwei Nixen, von der Konkurrenzmarke gekauft, eine davon so gebaut, dass man sie mit in die Badewanne nehmen kann, wechselt dann die Farbe der Flosse. Dafür hat die andere ein Nixen-Baby.
Ich hatte die Befürchtung, dass ich da zu sehr auf Mädchenkitsch gebaut hatte und vorsorglich dann auch noch einen Hubschrauberbausatz und anderes Zeugs wie einen Bleistiftspitzer in Form einer Nase, der man den Bleistift ins Nasenloch drehen muss, beschafft. Es kam aber alles gut an. Ich möchte anmerken, dass der Bleistiftspitzer aber mehr Jubelgeschrei erzeugte als die Barbie.
Nachdem das aber alles gut ankam und Freude hervorrief, und ich die Tage wieder an dem Laden vorbeikam (eigentlich ist es eher so, dass es kein Laden, sondern ein traumatisches Einkaufserlebnis ist, das so gebaut ist, dass man dem nicht entrinnen kann), dachte ich, gehste mal gucken, vielleicht gibt es ja wieder irgendwas, womit man beim Schenken punkten könnte. Neulich hatten sie Wissenschafts-Barbie mit weißem Kittel, Mikroskop und Notebook.
Ich komme also dahin und dachte erst, die hätten da einen Material- oder Produktionsfehler. Aber nein, die Flecken sind anscheinend von Hand mit dem Pinsel aufgemalt:
Vitiligo-Ken und Vitiligo-Barbie.
Die spielen jetzt die Krankheiten durch, obwohl Rollstuhl-Barbie damals nicht gut angekommen war.
Noch zwei, drei Jahre, und es gibt Tripper-Barbie, Blindenstock-Barbie, Kokain-Ken, Fentanyl-Barbie, HIV-Barbie, Chronic-Fatigue-Barbie, Fußpilz-Ken (handgemalt), …