Ansichten eines Informatikers

Erdogan und die Islamisierung Nordzyperns

Hadmut
11.3.2023 15:57

Ich spreche ja immer gerne mit den Leuten vor Ort, um was anderes zu erfahren als das, was in Zeitungen und Reiseführern steht.

Ich bin ja noch dabei, Zypern zu erkunden, bevor ich da mit Bildern usw. berichte, ich muss es ja erst einmal selbst verstehen, und war bisher wenig mit Erkundung und viel mit Wohnungssuche und -einrichtung usw. beschäftigt, zumal ich hier ja noch vieeel Zeit habe (und heute Plakate gesehen habe, wonach Paphos die EU 2023 European Capital of Smart tourism ist. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, was das eigentlich bedeutet, was damit einhergeht.

Zypern ist nicht das Land der großen Sehenswürdigkeiten, sondern der vielen kleinen, die man sich erarbeiten muss. So habe ich heute gelernt, dass es unter Paphos noch eine zweite, eine antike Stadt gibt, also nicht im geographischen Sinne von südlich (was dann im Meer wäre, aber theoretisch ja möglich), sondern unter Paphos. Unten drunter. Man kann in antiken Gängen, Gräbern, Stadtteilen unter Paphos durchlaufen, ist allerdings für die Öffentlichkeit gesperrt. Und: Angeblich hat man das vor vier Jahren erst entdeckt. Bisher nämlich war es nicht ganz einfach, durch Paphos zu fahren, weil sie die Hauptstraße renoviert haben und die zentrale Straßenachse gesperrt war, Tiefbauarbeiten. Im Rahmen dieser Arbeiten sei es vor vier Jahren passiert, dass ihnen ein Bauarbeiter einfach so in ein Loch gefallen und darin verschwunden sei. Man stellte sich die Frage, warum eigentlich, und wo ist er hin? Ich weiß nicht, ob ihm was passiert ist, aber anlässlich dessen hat man wohl erst diese antike Stadt unterhalb der heutigen Altstadt von Paphos (wieder)entdeckt.

Darauf gekommen sind wir im Gespräch, weil ich über eine antike Grabhöhle gestaunt hatte, die jemand im Garten hat, und man mir sagte, dass man hier in Paphos oder auch in ganz Zypern eigentlich buddeln kann, wo immer man will, und man immer auf irgendwas Antikes stoße. Bei der Gelegenheit erfuhr ich, dass besagte antike Grabhöhle im Garten durchaus ihren neuzeitlichen Nutzen gehabt habe, weil nämlich die Bewohner, und einige davon hatten das als Zeitzeuge noch miterlebt und konnten berichten, anlässlich des türkischen Angriffs 1974, bei dem auch Paphos bombardiert und der Hafen zerstört worden sei, und wobei die Bomber so tief geflogen seien, dass sie damals die Gesichter der Piloten hätten sehen können, die Grabhöhle damals als Luftschutzbunker verwendet und eine ganze Woche in dieser Gruft gewohnt hätten.

Ja, von dem Angriff hatte ich gelesen, auf Wikipedia heißt es

Nach Unruhen und Spannungen zwischen den Volksgruppen in der Republik Zypern wurde im Jahr 1964 eine Friedenstruppe der Vereinten Nationen stationiert (United Nations Peacekeeping Force in Cyprus, UNFICYP), um eine Eskalation des Zypernkonflikts zu verhindern. Dies gelang jedoch nicht. In einem von der griechischen Junta unterstützten Putsch der Nationalgarde wurde 1974 Präsident Makarios gestürzt. Die nationalistisch orientierten Putschisten strebten die Angliederung an Griechenland an (Enosis). Als Folge von Pogromen und ethnischen Säuberungen[19] und unter Berufung auf ihre Rolle als Garantie- und Schutzmacht der türkischen Inselbewohner intervenierte die Türkei und besetzte den Norden Zyperns. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bekräftigte in seiner Resolution 353[20] die territoriale Integrität und Unteilbarkeit der Republik Zypern und verlangte den sofortigen Abzug der türkischen Truppen.

So hatte ich das bisher immer gelesen: Die Griechen hätten einen Putsch versucht, und um den abzuwehren und die Rechte und das Überleben der türkischen Bewohner im nördlichen Teil von Zypern habe die Türkei intervenieren müssen, um diese vor Übergriffen zu schützen. Die Türkei als Schutzmacht.

Heute hat man mir das anders erzählt. Das sei nämlich nur die Story, die sich mit der Ukraine und der russischen Bevölkerung dort, die von den Russen geschützt werden müsse, gerade exakt wiederhole.

Eigentlich nämlich hätten die Türken das etwa ein Jahr zuvor schon einmal versucht, es hat nur nicht geklappt. Deshalb waren die bereit, um es wieder zu probieren, und als die Griechen die Dummheit begingen, in dieser Lage einen Putsch zu versuchen, und deshalb die Regierung Zyperns 3 Tage außer Funktion und nicht reaktionsfähig war, hätten die Türken die Gelegenheit genutzt. Es sei nicht eine Reaktion auf den Putsch gewesen, sondern ein Ausnutzen der Situation. Es sei den Türken gar nicht um die Bevölkerung, sondern nur um die Landnahme gegangen.

Seither verbreite man das Märchen, dass die Türken zum Schutz der türkischen Bevölkerung dort seien.

Tatsächlich aber verhalte es sich anders. Zypern sei das einzige von einer fremden Macht besetzte Land in der EU (oder Europa, da bin ich mir jetzt nicht mehr ganz sicher).

Und selbst der türkischen Bevölkerung von Nordzypern passe das überhaupt nicht, die wollten gar nicht gerettet werden, und die Nord- und Südzypern hätten auch überhaupt kein Problem miteinander, sondern würden lieber zusammen in einem Zypern leben.

Erdogan heize das aber aus geopolitischen Gründen an und erhalte den Konflikt aufrecht, und tot so, als würde er Leute retten und schützen, die von ihm überhaupt nicht gerettet oder geschützt werden wollen und auch nicht wüssten, wovor den eigentlich. Deshalb habe Erdogan bei den Türken Nordzyperns auch die niedrigsten Wahlergebnisse überhaupt. Irgendwo bei 1x%. Der sei in Nordzypern richtig unbeliebt, eben weil er das Land besetzt halte.

Besonders übel sei aber nun, dass Erdogan das Land systematisch islamisiere. Früher, und auch noch vor 20 Jahren, habe es auch in Nordzypern keine einzige verschleierte Frau gegeben. Inzwischen jede Menge, weil Erdogan – weiß nicht, ob das stimmt, sagte man mir so – gezielt hochreligiöse Leute aus Anatolien dort ansiedle, nämlich um das Stimmverhältnis zu seinen Gunsten zu verändern. Der schippere da einfach so lange und so viele Erdogan-Wähler hin (neulich hieß es in der Presse, dass die Krankenhäuser Nordzyperns voll mit Erdbebenverletzten des großen Türkeibebens seien), bis das mit der Volksabstimmung klappe, dass Nordzypern sich entscheidet, ein eigener Staat oder gar Teil der Türkei zu werden.

Das sei die türkische Masche: Erst den Augenblick ausnutzen, um das Land militärisch zu besetzen, es dann mit Erdogan-hörigen Wählern vollpumpen und daraus dann einen „demokratischen“ Entscheid fingieren, wonach man ein eigener Staat oder Teil der Türkei werden wolle.

Und die Medien erzählen uns was ganz anderes.

Erinnert verteufelt an die Ukraine.

Und es erinnert mich verteufelt an Berlin und das Ruhrgebiet.

Da könnte man nämlich auch auf den Gedanken kommen, dass die einfach vollgepumpt werden, bis man die Mehrheit hat, und Deutschland dann der Türkei beitritt. Es heißt ja, dass in Deutschland die türkischen Geheimdienste, die Grauen Wölfe und sonstwer alles sehr, sehr aktiv seien. Und in Berlin ist man ja auch längst eine bedeutsame und entscheidende Wählergruppe und zumindest unter den aktiven Wählern von einer relativen oder gar absoluten Mehrheit auch gar nicht mehr weg. Das könnte leicht passieren, dass man dann über Parteien wie die Grünen oder die SPD dann Erdogan-Leute in die Berliner Regierung wählt.

Und dazu würde passen, dass mir türkischstämmige Leute – vor 10 oder 15 Jahren – schon sagten, dass hier seltsame Dinge vor sich gingen, denn in türkischen Städten gäbe es eigentlich keine verschleierten Frauen, sowas würden die sich gar nicht gefallen lassen, und es sei auch allenthalben verboten, etwa an der Universität. In Deutschland aber würden jede Menge davon rumlaufen, und die Deutschen würden das für typisch türkisch halten, obwohl es das gar nicht sei. Oder damals nicht war. Beim Erdbeben ist ja eine Frau ums Leben gekommen, die es zwar schon sicher und unverletzt aus dem einstürzenden Haus geschafft, aber ihr Kopftuch drinnen vergessen hatte, und wieder reinlief, um es zu holen. Ihr Mann, älterer Jahrgang, sagte, er habe sie noch angeschrien, sie solle doch das verdammte Kopftuch weglassen und ohne Kopftuch in Sicherheit laufen, sie habe aber einfach nicht auf das Kopftuch verzichten wollen, und als sie gerade wieder drin war, sei das Haus über ihr zusammenstürzt. Man muss sich aber nun die Frage stellen, ob die Migration systematisch gesteuert wird, um – wie in Nordzypern – künstliche Mehrheiten zu bauen und das Land dann „demokratisch“ zu übernehmen. Gibt ja auch immer wieder Leute aus dem rot-grünen Spektrum, die Wahlrecht auch für Leute ohne Staatsbürgerschaft fordern. Das passt also zusammen.

Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass die Türkischstämmigen in Deutschland dreigeteilt sind in die Erdogan-Anhänger, die Erdogan-Gegner und die politisch Desinteressierten. Ich vermag die aber nicht quantitativ einzuschätzen und in Verhältnis zueinander zu setzen. Zumal ein Erdogan-Gegner das noch lange nicht durchschaut und dann so wählt, dass der Plan nicht funktioniert. Gibt ja auch Erdogan-Gegner, die dann trotzdem rot-grün wählen.