Jehova mit v
Komme mir gerade vor wie auf halber Strecke zwischen Indiana Jones und der letzte Kreuzzug und das Leben des Brian.
Ja. Die Zeugen Jehovas schreiben sich mit v und nicht mit w, und Wachtturm bei denen mit zwei t.
Ich war nur bisher der Ansicht, dass es keine korrekte Schreibweise für Jehova gibt, weil der Name ohnehin nur eine Umschrift des hebräischen Hebrew יְהֹוָה Yəhōwā ist, und das von den jeweils benutzen Umschreibungsregeln und der Sprache (Lateinisch, Deutsch, Englisch,…) abhängt, was dann draus wird, ob mit J oder Y, v oder w, a oder ah. Oder auch Jahwe oder so ähnlich.
So wie es auch mal Muselman hieß, dann Moslem und schließlich Muslim, ohne dass mir bisher jemand sagen konnte, warum eigentlich. Es scheint danach zu gehen, welche Gruppe sich gerade durchsetzt, und welchen Dialekt sie spricht. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass das Arabische nur die Konsonanten vorgebe, und die Vokale nach Gutdünken und regionaler Gewohnheit eingefügt würden, aber als ich mal eine ägyptische Kollegin danach fragte, sagte sie, das stimme nicht. Wenn sie etwas auf arabisch geschrieben sehe, dann sei damit auch die Aussprache festgelegt.
Ich war davon ausgegangen, dass es da eine ähnliche Problemlage wie im Chinesischen gibt. Als ich in Peking war, waren mir erhebliche Sprachunterschiede aufgefallen, obwohl ich kein Chinesisch spreche. Man hatte uns dort beigebracht, dass wir nur drei Worte chinesisch können müssten, das reiche völlig. Guten Tag, Danke und „Nein, das möchte ich nicht kaufen“. Danke würde wie „chiäh-chiäh“ ausgesprochen. Unser Busfahrer sagte aber Tschi-Tschi. Ich hatte deshalb mal gefragt, warum, und auch, warum ich mein Leben lang dachte, die Stadt heiße Peking (und das sogar dort auch gehört habe), dann aber fast nur Beijing gesagt und gesprochen werde. Man erklärte mir, dass es im Chinesischen ein heftiges Problem gebe: Weil es keine Laut-, sondern eine Symbolschrift sei, wisse man nicht, wie man es auszusprechen habe, wenn man ein Wort sieht. Das sei ein großes Problem, weil man zwar versuche, neue Worte zu vermeiden und es durch Umschreibungen zu ersetzen (Sarg = hölzerner Beamter, Computer = elektrisches Gehirn), es aber doch ab und an vorkomme, dass die Sprachbehörde neue Worte erfindet und bekannt gibt, was man früher per Zeitung gemacht habe, und deshalb nicht ohne weiteres mitteilen konnte, wie man das ausspricht. Weil es aber keine Lautschrift sei und es damit keine verbindliche Aussprache gebe, unterschieden sich die Dialekte teils sehr deutlich. Beides, Peking und Beijing, „chiäh-chiäh“ und „tschi-tschi“ sei richtig, aber einfach verschiedene Dialekte. Und da sich in Peking inzwischen der mehrheitlich durchgesetzt habe, der es Beijing ausspricht, habe die Stadt sich früher Peking genannt und jetzt eben Beijing, bei gleichen Schriftzeichen. Weiß nicht mehr, heißt nur südliche oder nördliche Hauptstadt, und Nanjing ist die entgegengesetzt andere. Und weil ich gelesen hatte, dass es in den arabischen Sprachen oder generell dem semitischen Sprachraum eine gewisse Auswahlfreiheit der Vokale und andere Konsonanenten als im latein-deutsch-englischen Sprachraum gibt, war ich davon ausgegangen, dass es keine richtige und verbindliche Umschreibung ins Lateinische gibt. Ein Israeli hatte mir mal erklärt, dass Shalom (alehem), Salem (aleikum), Salam alles dasselbe Wort sei, weil die Sprachen alle miteinander verwandt sind, aber sich in der Aussprache unterschieden, etwas weiter auseinander als bloße Dialekte seien. Sie seien verfeindet, aber Brüder, es seien Bruderkriege.
Deshalb bin ich davon ausgegangen, dass es viele – alle gleich mehr oder weniger korrekte – Schreibweisen für dasselbe Wort gibt, je nachdem, nach welcher Region man es ausspricht und nach welchen Regeln man es in welche westliche Sprache umschreibt.
Übersehen hatte ich dabei allerdings, dass „Jehovas Zeugen“ ein feststehender Eigenname ist und sich deshalb die Beliebigkeit der Schreibweise nicht auch auf deren Namen auswirkt.