Klotz am Bein: Kamala Harris
Selbst die Feministen merken, dass es nicht so läuft wie versprochen.
Hieß es nicht, Kamala Harris sei die neue Hoffnung, der erste weibliche Präsident der Vereinigten Staaten, und dann ist sie auch noch schwarz und links?
Der Jubel war groß, eine neue Zeit käme, endlich die Erlösung, endlich eine Frau und so weiter.
Ich war ja selbst der Überzeugung, dass die Joe Biden nur als Türöffner aufgestellt haben, weil eine Präsidentenkandidatin, auch noch schwarz, noch nicht mehrheitsfähig war, aber ein Duo aus Mann-Frau und Weiß-Schwarz prima laufen würde, und Joe Biden nach einem Anstands-Jahr dann aus irgendeinem gesundheitlichen Altersgrund geräuschlos von der Bühne verschwinden würde, auf dass die Vizepräsidentin Kamala Harris aufrücken könnte.
Ich hatte dann nach einem Leserhinweis meine Vermutung dahingehend präzisiert, dass ich vermutete, dass Joe Biden nach zwei Jahren und einem Tag Amtszeit weggeräumt würde. In den USA darf man nämlich nur zwei Amtszeiten als Präsident im Amt sein. Ob man aber eine Amtszeit als aufrückender Vizepräsident, der den Präsidenten ersetzt, darauf angerechnet wird, hängt davon ab, ob man als Ersatzpräsident mindestens zwei Jahre im Amt war. Wenn es also schlecht läuft, dann kann man nicht 8, sondern nur 6 Jahre im Amt bleiben, nämlich 2 Jahre und 4 Jahre dann als gewählter Präsident. Läuft es aber gut, kommt man maximal sogar auf 10 Jahre minus 1 Tag, weil man dann, wenn man als Ersatzpräsident höchstens 2 Jahre minus 1 Tag im Amt war, dann noch zweimal normal ins Amt kann.
Ich weiß allerdings nicht, wie das ist, wenn man nur immer wieder als Vize antritt und dann übernimmt, ob es da dann auch eine Regel gibt, wonach man nicht mehr als Vize antreten darf.
Jedenfalls war die Euphorie über Kamala Harris so groß, wenn auch unklar war, warum eigentlich, denn geleistet hatte die wohl nichts außer biestige Staatsanwältin zu sein, dass ich daraus folgerte, dass man die zur Präsidentin aufbauen will und deshalb nicht nur als Vize aufstellt, um später reguläre Kandidatin zu werden, sondern die schon per Biden-Ausfall vorzeitig ins Amt schiebt.
Lief dann ein bisschen anders, denn Kamala Harris hat sich ja als Totalausfall erwiesen. Die kann eigentlich nichts, redet Unsinn und vor allem: ist zu faul. Denn während der Vize normalerweise voll beschäftigt ist, weil er ja jederzeit das Amt übernehmen und deshalb auf dem Stand sein muss und auch die vielen Sekundäraufgaben übernimmt, die der Präsident nicht auch noch erledigen kann, hat die sich lange Zeit einfach gar nicht blicken lassen. Das Einzige, was Harris wirklich gut gemacht hat, war, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass sie für das Präsidentenamt untauglich ist.
Beachtlicherweise hat das inzwischen sogar feministische linke deutsche Presse gemerkt, in diesem Fall der SPIEGEL. Könnt Ihr Euch noch erinnern, wie der SPIEGEL gegen Trump gedonnert hat, mit welchen Titelbildern, dass Trump weg muss, alter weißer Mann, und wir endlich eine schwarze Frau brauchen?
Inzwischen hat sogar der SPIEGEL gemerkt, dass Harris eine Fehlbesetzung ist, und warnt sogar, dass wir mit Annalena Baerbock denselben Fehler machen könnten.: Verlieren lernen mit Kamala Harris
Eine der häufigeren Fragen, die ich als Korrespondent des SPIEGEL in Washington gestellt bekomme, lautet: »Was ist los mit Kamala Harris?« Es gibt wohl kaum eine Politikerin, der schon vor Amtsantritt solche Kränze geflochten wurden wie der amerikanischen Vizepräsidentin.
»Endlich eine Frau!«, hieß es in einem SPIEGEL-Kommentar, als Harris im November 2020 zusammen mit Joe Biden ins Weiße Haus gewählt wurde. Harris sei »die wohl beste Entscheidung, die Joe Biden treffen konnte«, schwärmte die »taz«. Bei »Zeit Online« war man der Meinung, dass Harris ihrem Chef »rhetorisch und analytisch« überlegen sei.
Mein Rat wäre: Seien Sie lieber vorsichtig, wenn sich Journalisten in Personalfragen zu einig sind. Wenn heute jemand Joe Biden wie ein Klotz am Bein hängt, dann ist es seine eigene Vizepräsidentin. In den vergangenen zwei Jahren fiel Harris vor allem mit verunglückten Interviews und dem Personalchaos in ihrem Büro auf. Biden hat schon sehr bescheidene Zustimmungswerte. Aber sie werden noch unterboten von den Zahlen der Vizepräsidentin. Nur rund 42 Prozent der Amerikaner glauben, Harris leiste eine gute Arbeit.
Die Demokraten fügen sich bisher auch deshalb so klaglos in die Aussicht einer zweiten Kandidatur Bidens, weil der 80-jährige Greis immer noch erfolgversprechender wirkt als die 58-jährige ehemalige Senatorin aus Kalifornien.
Der Absturz von Harris ist auch eine Geschichte über die merkwürdige Binnenlogik von Parteien und Medien. Biden holte sich Harris im Sommer 2020 als »running mate« an seine Seite, obwohl sie zuvor ihre eigene Bewerbung als demokratische Präsidentschaftskandidatin spektakulär in den Sand gesetzt hatte. Nicht einmal in ihrer Heimat Kalifornien hatte sie Aussicht auf eine Mehrheit. In den Zeitungen zirkulierten bitterböse Briefe von Mitarbeitern, die entnervt das Weite suchten. »Dies ist meine dritte Präsidentschaftskampagne, und ich habe noch nie erlebt, dass Mitarbeiter so schlecht behandelt worden sind«, schrieb Kelly Mehlenbacher, Harris’ Direktorin für die Bundesstaaten im November 2019. Kurz darauf kollabierte die Kampagne von Harris, bevor die erste Vorwahl in Iowa überhaupt stattgefunden hatte.
Kamala Harris ist für die USA so etwas ähnliches wie Meghan für die Briten. Sie scheinen sich nicht nur ähnlich zu sehen, sondern auch wesensverwandt zu sein und sich im Schadenspotential zu ähneln.
Es hätte allen eine Warnung sein können. Aber seltsamerweise sah nicht nur Biden über die so offenkundigen Defizite von Harris hinweg, sondern auch viele Journalisten.
Ja.
Weil man Trump unbedingt loswerden wollte und der Meinung war, dass mit Frau und mit Schwarz alles gut werden müsse, und Harris deshalb gleich doppelplusgut im orwell’schen Sinne sei. Und schließlich haben wir ja einen Gesinnungsjournalismus, der nicht beschreibt, was ist, sondern wie man es gerne hätte.
Harris schien wie gemacht für den Moment: eine Woman of Color, die sich an der Seite eines Übergangspräsidenten bereit macht für den großen historischen Augenblick, in dem die erste schwarze Frau ins Oval Office einzieht.
Harris ist der Prototyp einer Politikerin, von der Parteifunktionäre und Medien glauben, sie müsse Erfolg haben. Was wiederum zur Folge hat, dass Harris immer genau das tut, was man in diesen Zirkeln von ihr erwartet. Ihre erste große Rede als gewählte Vizepräsidentin hielt sie in einem strahlend weißen Hosenanzug. Es war eine Anspielung an die Kleider der Suffragetten, die Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA das Wahlrecht für Frauen erkämpft hatten.
Das ist genau der Punkt: Weil unsere Presse, die in den USA und die in Deutschland, diesem sozialistischen Woke-Wahnsinn verfallen war und ist, der glaubt, dass Diversität der Schlüssel zu allem sei, und mit Frauen geradezu unausweichlich alles besser werden müsse, ergänzt um das Gender-Credo „quality is a myth“. Es kommt nicht auf Qualität an, sondern – wie auch bei Professoren – dass da einfach die Leute mit dem richtigen Geschlecht und der richtigen Hautfarbe sitzen. Der Rest käme dann von alleine. Denen geht es nicht anders als uns hier mit den Professuren.
Und der SPIEGEL äußert sich nicht nur sachlich, ernüchtert, sogar mit einem ganz kleinen bisschen Selbstkritik, ganz anders als damals noch über Trump, sondern er merkt auch, dass wir mit Baerbock gerade denselben Fehler machen, wenn wir eine abgehobene Linke mit leerer Birne in ein hohes Amt hieven, weil wir meinen »Frau« reicht:
Wer verlieren will, sollte sich unbedingt ein Vorbild an Harris nehmen. Sie hat ein untrügliches Gespür dafür, Wähler vor den Kopf zu stoßen, die nicht zu einem akademisch gebildeten linken Milieu gehören. Insofern war ich einigermaßen überrascht, als Annalena Baerbock vor einigen Tage ihre Leitlinien für eine »feministische Außenpolitik« vorstellte. Ich hatte die Außenministerin eigentlich für eine Politikerin gehalten, die ihre Ambitionen aufs Kanzleramt noch nicht begraben hat.
Aber wenn man das 83-seitige Papier liest, weiß man nicht so recht, was einem mehr verwundert: Die schieren Selbstverständlichkeiten, die einem als neue Strategie verkauft werden? Wer würde ernsthaft widersprechen, dass sich die Bundesregierung gegen die Vergewaltigung als Kriegswaffe einsetzen sollte? Oder die Chuzpe, mit der Baerbock von ihren Beamten nun einen »feministischen Reflex« einfordert und Gleichberechtigung und Gleichstellung auf eine Stufe hebt?
Es ist, bei Lichte betrachtet, nichts anderes als der Versuch, die Weltanschauung der Grünen zum Einstellungskriterium für angehende Diplomaten zu machen. Jeder Beamte muss sich dem Grundgesetz verpflichtet fühlen, das ist keine Frage. Etwas völlig anderes ist es, wenn eine Außenministerin das spezielle Verständnis von Feminismus, das in ihrer Partei vorherrscht, zu einer Art Staatsdoktrin erhebt.
Wer das Papier von Baerbock liest, der merkt schnell, dass es durchzogen ist von einer progressiven Vorstellung von Gleichstellungspolitik, die in den USA schon sehr verbreitet ist und die sich vor allem daran ausrichtet, ob bestimmte Gruppen in einer Organisation gemäß ihres Anteils in der Bevölkerung repräsentiert sind. Wer glaubt, dies sei ein Fortschritt, sollte einen Blick in die USA werfen, wo Elite-Universitäten wie Harvard asiatisch-stämmige Bewerber diskriminierten, um deren Anteil unter Studenten künstlich niedrig zu halten, obwohl sie überdurchschnittlich gut qualifiziert sind.
Was ist denn da mit dem SPIEGEL passiert?
Haben die auf einmal den Horror vor ihrem eigenen Feminismus?
Oder ist es so, dass der SPIEGEL rot ist und da gerade rot-grün auseinanderbricht wie in der Berliner Landesregierung, und die nun Angst bekommen vor der maoistischen Betonschädeligkeit der Grünen?
Mal anders gefragt: Ist das überhaupt ein SPIEGEL-Artikel über Kamala Harris? Oder ist es einer über Annelena Baerbock, für den Kamala Harris nur als Aufhänger und mahnendes Beispiel dient?
Denn dass Annalena Baerbock ziemlich vegan im Hirn ist, das war ja bekannt. Und trotzdem hat man sie hochbugsiert, weil doch endlich mal eine Frau ins Kanzleramt müsse (als hätte es Merkel nie gegeben, so wie man in den USA Harris als Schwarze lobte, als hätte es Obama nicht gegeben), während man aber nun merkt, dass ideologisierte aber doofe Frau dann doch nicht der Bringer ist, und quality dann eben doch mattert.
Man könnte den Eindruck gewinnen, dass es der Presse gerade anfängt, vor ihrem eigenen Werk zu grausen.
Wenn schon der SPIEGEL so weit geht, gleich zwei linke Quotenfrauen in einem Artikel für seltsame Versager zu halten, dann muss die Presse wirklich schon am Abgrund stehen.