Worüber man in Deutschland promovieren kann – Fortsetzung
Nachtrag zum Spott von gestern. [Nachtrag]
Leser wussten, wo es diese Dissertation im Volltext zum Download gibt. Hier die Verlags-Webseite dazu.
Eine Dissertation muss neue wissenschaftliche Methoden, Herangehensweisen und nicht nur die Anwendung bekannten Wissens zeigen (sonst wäre es eine Bachelor- oder Masterarbeit). Das wird hier auch vorgegaukelt, weil zumindest der Struktur nach eine „Heuristik“ entwickelt wird.
Mir fällt beim Querlesen allerdings bereits auf, dass das sprachlich miserabel und runtererzählt ist. Seite 55:
B Heuristik • I Annäherungen an den Atmosphärenbegriff 55 Recht hat Henckmann wiederum – das sei abschließend noch erwähnt –, wenn er vermutet, dass die »Theorie der Atmosphären […] ein Produkt unserer Wohlstandsgesellschaft zu sein [scheint]«, 86 denn darin widerspricht ihm ja auch Böhme nicht, der die Notwendigkeit einer robusten Atmosphärentheorie besonders in heutiger Zeit zur Ausbildung einer Kritikfähigkeit und zum Schutz vor Manipulation durch Atmosphären dezidiert herausstellt.
4 Der ästhetische Atmosphärenbegriff
4 1 Eine DefinitionIn diesem Unterkapitel werde ich nun drei Dinge leisten. Erstens wird eine Definition von ›Atmosphäre‹ vorgestellt, die die Basis meiner Heuristik und damit der hierauf aufbauenden Methodik bildet. Zweitens werden andere, inhaltlich verwandte Begriffe vom Atmosphärenbegriff abgegrenzt. Drittens werden allgemeine Charakteristika von Atmosphären ausgearbeitet, wodurch diese handhabbar gemacht werden.
Nach Böhme gehe ich von folgender Atmosphärendefinition aus:
»Die Atmosphäre ist die gemeinsame Wirklichkeit des Wahrnehmenden und des Wahrgenommenen.«Hierzu sind einige Erklärungen zu machen. Besonders auffällig ist die Frequenz, mit der in dieser kurzen Definition von ›Wirklichkeit‹ die Rede ist. Wirklichkeit meint in Abgrenzung zu ›Realität‹ die Wahrnehmung an sich, die unmittelbare, präreflexive Wahrnehmung in einer gegebenen Situation, auch wenn die
»Umgangssprache schon lange keinen Unterschied mehr zwischen den beiden Begriffen [macht]«. 88 Böhme spricht hier auch konkreter von einer »phänomenale[n] Wirklichkeit«,89 also davon, wie eine Umwelt zu sein scheint.Ich möchte hier an die Definition des Phänomens erinnern, die ganz zu Beginn dieses Kapitels zitiert wurde, in der Dan Zahavi davon spricht, »wie sich der Gegenstand unmittelbar zeigt, wie er scheinbar ist.« Diese Art der Wirklichkeitskonstruktion durch Wahrnehmung ist einer Bedeutungsproduktion »durch Schlüsse auf Realität« vorgeschaltet. Wirklichkeit kann in diesem phänomenologischen Sinne daher auch als »unmittelbar erlebte Gegenwart«, als »situative Wahrheit« 93 oder als »relation to things that go before their interpretation in a culturally meaningful way« bezeichnet werden. Darüber hinaus lässt sich Wirklichkeit auch als »alltägliche Lebenswelt« bzw. als ein »relationales Für-Uns« fassen. Diese Wirklichkeit kann sich in anschließender Reflexion oder im Handeln als Täuschung oder Illusion in Abgrenzung zur Realität herausstellen, aber im Moment der unmittelbaren Wahrnehmung bedeutet Wirklichkeit für das wahrnehmende Subjekt eine eigene, gespürte Wahrheit. Dieser Subjektbezug des Wirklichkeitsbegriff ist entscheidend, denn, wie der Philosoph Hans Heinz Holz festhält, beschreibt »Realität die Substanz-Seite und Wirklichkeit die Subjekt-Seite der Subjekt-Substanz-Einheit«, d. h. Wirklichkeit ist, wie sich die Realität für das Subjekt in der Wahrnehmung manifestiert.
Das ist einfach leeres, willkürliches Geschwätz. Aber durchaus Universitäts-Philosophie-Typisch, weil sie das gerne machen: Nehmen sich irgendeinen Begriff her, definieren ihn völlig willkürlich hin und her und um, zitieren sich gegenseitig, und schwafeln dann, bis die Seitenzahl erreicht ist. Wissenschaftlicher Nutzen gleich Null. Aber nicht nur der Nutzen ist gleich Null, sondern schon der wissenschaftliche Gehalt ist gleich Null. Mir ist keine den Namen verdienende Auffassung von Wissenschaft bekannt, der das unterliegen würde. Mit Geist hat es auch nichts zu tun, insofern ist mir gleich doppelt unklar, warum die Geisteswissenschaften sich so nennen.
Die einzige Definition von Wissenschaft, der sowas unterliegen könnte, wäre die buchungstechnische, nämlich dass das Geld dafür dem Steuerzahler über das Finanzkapitel „Wissenschaft“ abgenommen und über die Hochschulfinanzierung gewaschen wird.
Tatsächlich stinkt sowas wieder enorm nach politischer Finanzierung und Karrieremachung. Denn in seiner Selbstbeschreibung heißt es
Felix Zimmermann ist Referent für Games-Kultur, politische Bildung und Extremismus bei der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.
Er studierte Kommunikationswissenschaft, Geschichtswissenschaft und Public History in Münster und Köln. Von 2018 bis 2022 war er Promotionsstipendiat der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne und arbeitete an seiner Dissertation zum atmosphärischen Vergangenheitserleben in Digitalen Spielen. Die Arbeit erscheint Anfang 2023 im Büchner-Verlag.
Spricht wie Julius Caesar in der dritten Person von sich.
Vier Jahre Stipendium, und herausgekommen ist Gelaber über das „Atmosphärische Vergangenheitserleben im Digitalen Spiel“. Wer finanziert sowas? Und woher kommt das Geld dafür?
Schauen wir mal auf deren Webseite:
Die a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne
Die a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne, ehemals gefördert durch die Exzellenziniative des Bundes und der Länder, steht für eine wissenschaftliche Ausbildung auf höchstem Niveau. Mit ihrer breit gefächerten, interdisziplinären Ausrichtung trägt sie zum Verständnis von Wissensprozessen in ihrem ganzen Umfang bei. Sie wird von der Europäischen Union sowie von der Stiftung Mercator gefördert.
Als Graduiertenschule der gesamten Philosophischen Fakultät umfasst die a.r.t.e.s. Graduate School alle Stationen vom Master bis zum Postdoc. Mit verschiedenen, weltweit vernetzten Angeboten unterstützt sie die Internationalisierung wissenschaftlicher Fragestellungen und Forschungsprojekte.
Heißt: Das Geld kommt direkt aus der Politik, von der Regierung, entschieden über die Parteien.
Und dann arbeitet der bei der „Bundeszentrale für politische Bildung“, dieser linksextremen Propagandaschleuder der Parteien, bezahlt vom Steuerzahler. Ich habe ja schon viel über die geschrieben, beispielsweise dass man dort weit früher als der normale Arbeiterpöbel in Ruhestand geht, oder eben, dass die uns mit jeder Menge linker marxistischer Gülle überschütten und das dann „politische Bildung“ nennen.
Da besteht anscheinend ein gewisses Interesse, dass deren Leute dann „Dr.“ heißen, und Politik und Hochschulen greifen wieder mal eng verzahnt ineinander.
Und so baut man sich dann Leute, die eigentlich nichts können, was irgendwer mit einem Gehalt bezahlen würde, und die darauf angewiesen sind, in solchen Institutionen zu arbeiten und vom Steuerzahler bezahlt zu werden, ein parasitäres Dasein zu führen. Und wenn die Leute so abhängig sind, dann kann man sie auch politisch steuern. So funktioniert der Laden, und der Steuerzahler zahlt’s.
Und deshalb ist es auch politisch so wichtig, dass es keine greifbaren, schon gar keine gesetzlichen Anforderungen und Kriterien für die Promotion gibt.
Schauen wir mal in die Promotionsordnung der philosophischen Fakultät der Universität zu Köln. Wie so oft viel Brimborium zum Verfahren, das Ding ist 30 Seiten lang, aber dazu, was eigentlich geprüft wird, worum es überhaupt geht, heißt es nur
§ 9 Dissertation
(1) Die Dissertation muss ein Thema behandeln, das in den Bereich der Promotionsfächer nach § 6 in Verbindung mit Anlage 1 dieser Ordnung fällt. Sie muss wissenschaftlich beachtliche Ergebnisse enthalten und die Fähigkeit der Bewerberin oder des Bewerbers zu selbständiger Forschung und klarer Darstellung ihrer oder seiner Erkenntnisse bekunden. Sie darf noch nicht veröffentlicht worden sein; auf Antrag kann die oder der Vorsitzende des Promotionsausschusses nach Rücksprache mit der betreuenden Hochschullehrerin oder dem betreuenden Hochschullehrer eine Teilpublikation genehmigen.
(2) Die Dissertation soll in deutscher, englischer, französischer, spanischer, italienischer oder lateinischer Sprache abgefasst sein und muss nach Abschluss des Verfahrens veröffentlicht werden. Die Abfassung der Dissertation in einer anderen Fremdsprache kann auf Antrag erfolgen, wenn eine adäquate Beurteilung durch die promotionsberechtigten Mitglieder und Angehörigen der Philosophischen Fakultät bei der Zulassung zum Promotionsstudium gemäß § 4 sichergestellt werden kann. Über den Antrag entscheidet der Promotionsausschuss, § 19 bleibt unberührt.
Das ist fast alles nur Formalkram, wie Sprache und darf noch nicht veröffentlicht werden. Zum Inhalt ist nur gesagt
Sie muss wissenschaftlich beachtliche Ergebnisse enthalten und die Fähigkeit der Bewerberin oder des Bewerbers zu selbständiger Forschung und klarer Darstellung ihrer oder seiner Erkenntnisse bekunden.
Noch nicht einmal nachweisen. „Bekunden“. Was ist denn „wissenschaftlich beachtlich“ in einem Fach wie Philosophie, was nur aus willkürlichem belanglosem ungeprüftem Geschwätz besteht? Was ist denn eine „klare Darstellung“? Seiten richtig nummeriert und Inhaltsverzeichnis hinbekommen?
Das ist einfach gar nichts.
Und genau deshalb bestand da auch so ein großes politsches Interesse daran, zu verhindern, was das Bundesverfassungsgericht 1991 – als es noch halbwegs bei Trost, Verstand und Sachkunde war – vorgeschrieben hat: Nämlich dass Hochschuprüfungen, die Anforderungen und Bewertungsmaßstäbe einer gesetzlichen Grundlage bedürfen, und dass der Gesetzgeber das im Wesentlichen selbst regeln muss und nicht delegieren darf. Auch das wollte ich ja damals mit der Verfassungsbeschwerde durchsetzen, damit endlich mal klar(er) wird, was die überhaupt von einem wollen, was die zu erbringende Leistung sein soll. Gerade das wollte man aber nicht, weil eben solche Geschwätzfakultäten wie Philosophie oder Gender verwendet werden, um den politischen Apparat zu befüllen, und da will man keine Leuchten, sondern Leute, die abhängig sind.
Mit Wissenschaft hat das alles nichts mehr zu tun. Das ist nur noch ein Propaganda-, Polit-, Geld- und Kriminalitätskreislauf.
Und ich glaube nicht, dass wir ohne einen – wenigstens teilweisen – Staats- und Systemzusammensturz da wieder rauskommen. Das ist selbststabilisierende Korruption. Da hilft nur noch der Zusammenbruch.
Nachtrag: Ach, eine schöne Leserzuschrift hatte ich übersehen, die will ich Euch nicht vorenthalten:
Dr. Luftikus oder Atmosphärenforscher
Hallo Herr Danisch,
der Beitrag über die Promotion hat mich erheitert. Ich habe dann etwas weiter gesucht. Es gibt ja zum Glück das Internet. https://felix-zimmermann.net/de/start/
Dort steht
Felix Zimmermann ist Referent für Games-Kultur, politische Bildung und Extremismus bei der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb. Von Oktober 2013 bis September 2018 war er in verschiedenen Funktionen bei WDR 3 tätig
Aus der Bescheibung der Promotion
Atmosphären sind überall: am Arbeitsplatz, im Fußballstadion, vor dem knisternden Kaminfeuer. Sie prägen unsere Alltagssprache und sind ganz selbstverständlich gewordener Ausdruck dessen, wie wir uns in bestimmten Umgebungen befinden und wie wir diese empfinden. Ihr Einfluss ist weitreichend: Ästhetische Atmosphären sind eng verbunden mit einer gegenwärtigen erlebnisorientierten Geschichtskultur, deren Produkte und Praktiken behaupten, einen unmittelbaren Kontakt mit der Vergangenheit herzustellen.
Mit den ›Vergangenheitsatmosphären‹ bietet Felix Zimmermann erstmals einen Begriff an, um dieses Streben nach Unmittelbarkeit adäquat beschreiben zu können. Anhand tiefgehender Analysen der Digitalen Spiele Anno 1800 (2019), Assassin’s Creed Syndicate (2015) und Dishonored: Die Maske des Zorns (2012) wird der Begriff konturiert und die Produktivität einer an Theorien und Methoden der Public History, Game Studies und Phänomenologie geschulten Atmosphärenforschung unter Beweis gestellt.
Wenn ich gewust hätte das man mit Computerspiele zocken promovieren kann …
Immerhin ist die Arbeit mit 667 Seite schön umfangreich und unter https://www.buechner-verlag.de/wp/wp-content/uploads/2022/11/9783963178818_oa.pdf frei zugänglich. Unter anderem wird sich darüber ausgelassen, dass in Anno die Kolonialisierung einer fiktiven “neuen Welt” thematisiert wird, aber gleichzeitig die Sklaverei nicht thematisiert wird.
Mein Lieblingszitat aus der Arbeit: ” Das Phänomen ist der Ausgangspunkt jeder phänomenologischen Untersuchung.”
Viele Grüße