Mustererkennung
Und auch heute wieder eine unerträgliche Episode der nie enden wollenden Reihe „Ich und die Flughafensicherheit“.
Sagen wir es so: Ich weiß, dass ich nicht Mister Universum bin. Und auch sonst keine herausragende Schönheit. Ich komme damit klar. Passt auch, weil ich zu klein bin und etwas zu kurze Extremitäten habe. Es wäre ein Jammer, eine Groteske, wenn ich dann schön wäre.
Dazu gehört, dass ich etwas zu ausgeprägte Tränensäcke habe. Schon vor 20 Jahren, noch zu Uni-Zeiten, sagten mir Freunde und Kollegen, ich sähe nicht gut aus, ich solle sofort zum Arzt, weil ich ja so ganz dunkle Ringe unter den Augen hätte, ganz dick, sähe gruselig aus. Sofort zum Arzt.
Ich war beim Facharzt.
Der erklärte mir damals, dass sich unterhalb der Augen normalerweise Fettgewebe befindet, bei mir da aber – wie halt bei manchen Menschen – zu wenig Fettgewebe sei. Das habe dreierlei Konsequenzen. Die eine sei, dass das Gewebe dadurch weniger Stabilität habe und deshalb weicher, nachgiebiger ist. Die zweite sei, dass es deshalb mehr Platz für Lymphe habe, und je nach Druckverhältnissen im Körper durchaus durch die Lymphe dicker werden kann. Und die dritte sei, dass es deshalb transparenter (statt fett-weiß) sei und das daruntergelegene Venengewerbe dunkel durchscheint.
Das sei aber medizinisch-gesundheitlich völlig irrelevant und gegenstandslos. Ich sei in keiner Weise krank, sondern einfach nur hässlich. Das sei auch schon alles. Da gäbe es nichts zu tun, und nichts zu befürchten, es sei so und fertig.
Seitdem habe ich mich darum nicht mehr weiter gekümmert, ist halt so. Stört mich nicht.
Dass mich aber der Automat an der automatischen Passkontrolle am BER auffordert, die Sonnenbrille abzunehmen, obwohl ich gar keine Brille auf hatte, das geht dann doch eindeutig zu weit.