DPReview schließt
Ach, gar.
DPReview war lange eine, ach was, die Institution in der Digitalfotografie. Keine Kamera kam aus ohne von denen getestet und bewertet zu werden. Gerade weil sie dabei eher stur und altmodisch zur Sache gingen, und bei den immer gleichen Tests blieben, hatten die Ergebnisse hohen Informationswert. Über viele Jahre habe ich immer zuerst bei denen nachgeschaut.
Irgendwann hat das bei mir nachgelassen.
Irgendwann waren die nicht mehr so wichtig und in ihrer Konstanz auch etwas langweilig. Dazu kam, dass die irgendwann auch mit dem Testen nicht mehr nachkamen. Die Tests kamen einfach zu spät für Kaufentscheidungen, und manchmal konnte ich deren Bewertungen, wem sie Gold, Silber oder Bronze geben, auch nicht mehr so richtig nachvollziehen. Neulich noch war mir aufgefallen, dass ich schon lange nicht mehr auf deren Seite gesehen hatte.
Nun schreibt mir einer, dass die gerade erklärt haben, dass sie nach fast 25 Jahren dicht machen. Sie seien, schreibt der Leser, anscheinend von Amazon aufgekauft und dann dicht gemacht worden. Das wusste ich noch gar nicht, aber laut dieser Meldung war das schon 2007, man hat sie also nicht gekauft und gleich dicht gemacht, wie der Leser vermutet. Es dürfte eher damit zu tun haben, dass es Amazon – überraschenderweise – momentan angeblich nicht so gut geht und die gerade sparen und Stellen und Geschäftsfelder streichen müssen.
Und vielleicht ging das auch anderen so, dass die da nicht mehr so oft draufgesehen haben und die nicht mehr so die große Entscheidungsmacht waren.
Ich habe überlegt, warum.
Mir ging eine Sache durch den Kopf. Vorhin, so um die Mittagszeit, habe ich was verbockt. Ich hatte das Fenster schräg stehen, saß am Rechner, und hörte plötzlich einen Mordskrach draußen. Krähen schimpften ganz fürchterlich. Ich dachte, dass vielleicht eine Katze oder einer der Füchse, die hier leben, gerade eine gepackt hat, und bin zum Fenster, um zu gucken. Es war aber wohl ein Paar, das südpols zusammenhing und nicht auseinanderkam. Von Krähen war mir diese Situation gar nicht bewusst, habe ich auch noch nie gesehen, aber bei Hunden nimmt man da einen Eimer Wasser. Weil ich das noch nie gesehen hatte, habe ich die Kamera gesucht, die natürlich weggeräumt war. Eigentlich habe ich noch eine – inzwischen alte und ausgemusterte – Kamera für spontane Fälle in Bereitschaft, aber da waren die Akkus leer, weil ich während der vielen Reisen vergessen hatte, die nachzuladen (und vielleicht auch die Akkus inzwischen den Geist aufgegeben haben). Bis ich also einsatzbereit war, waren die da zwar immer noch zugange, und hingen untenrum aneinander, aber nachdem ich gerade drei schlechte Fotos (grün mit Klecks aus schwarzem Durcheinander) gemacht hatte und etwa ein bis zwei Sekunden vergangen waren, hatten die sich endlich gelöst und flogen in verschiedene Richtungen davon.
Ich überlegte, was ich falsch gemacht habe. Abgesehen davon, die Akkus nicht regelmäßig nachgeladen zu haben. Ich hatte Fotos gemacht. Fotos sind bei dieser Situation völlig nutz- und informationslos. Bringen gar nichts. Aber ich bin (war) es so gewohnt, Fotos zu machen. Es wäre aber (wenn ich schneller gewesen wäre) typische Situation für Videoaufnahmen. Bewegtbild mit Ton. Ich habe in der Situation einfach nicht richtig geschaltet und nicht bedacht, dass Video Stand der Technik und der Publikation ist. Ich hätte eigentlich nur einen Hebel umlegen und eine andere Taste drücken müssen.
Mir geht so durch den Kopf, dass dpreview denselben Fehler gemacht hat: Die sind dabei geblieben, die getesteten Kameras abzufotografieren und Probefotos zu liefern, dazu Text und Tabellen.
Was ich mir in letzter Zeit aber viel öfter anschaute, auch wenn sie objektiv betrachtet eigentlich viel schlechter waren, waren irgendwelche Tests von irgendwelchen Leuten auf Youtube. Leute, die einfach irgendwas erzählen und rumtesten. Das zwar oft sehr willkürlich, subjektiv, emotional, aber mit einer anderen Taktik: Nämlich dem direkten Vergleich. Die machen nicht den immer selben Testshot und beurteilen den, sondern machen irgendwas, was ihnen gerade einfällt, und das dann aber oft mit zwei oder drei ähnlichen Kameras, etwas so Sony gegen Nikon. Schrauben die auf eine Leiste, gehen damit den Fußweg vor dem Haus entlang und gucken dann, welche das Wackeln besser kompensiert oder mit dem Gegenlicht besser klarkommt. Oder sagen einfach, wie sie mit der Kamera klarkommen, ob sie ihnen gefällt oder nicht.
Die Wahrnehmung ist eine andere geworden.
Möglicherweise standen dann dann einfach der Aufwand, die laufenden Kosten, nicht mehr in einem gesunden Verhältnis zur Aufmerksamkeit.
Trotzdem sehr schade.