Captain Vadic
Vom dummen Gepinse über den Mangel an Filmrollen für alternde Frauen.
Ich habe gerade Folge 8 der dritten Staffeln von Star Trek Picard gesehen.
Ich sehe Star Trek Picard grundsätzlich gern, es ist sehr gut gefilmt und gemacht, wenngleich es festzuahlten ist, dass die Stories der ersten und besonders der zweiten Staffel schon irgendwie dubios bis absurd waren und die dritte Staffel zwar ein wesentlich besseres Drehbuch hat, aber durchweg ein bis zwei Blenden unterbelichtet ist, alles zu finster gedreht.
Von der Finsternis und dem Bobby-Ewing-unter-der-Dusche-auf-der-Suche-nach-Spock-Effekt mal abgesehen finde ich die dritte Staffel ziemlich gut.
Ziemlich gut gespielt und wirklich der Protagonist, die tragende bestimmende Rolle, ist der Bösewicht. Besser gesagt, die Bösewichtin. Captain Vadic, gespielt von Amanda Plummer (von der ich vorher noch nie etwas gehört habe), Tochter von Christopher Plummer, der in Star Trek VI: The Undiscovered Country den fiesen Klingonen-General Chang gespielt hat. Amanda Plummer hat Captain Vadic nicht nur wirklich gut, richtig gruselig gespielt (wobei allerdings auch die verdammt gute deutschen Synchronstimme Heidrun Bartholomäus wesentlich beiträgt, die spricht auch Francis McDormand – ich hatte im Flieger mal eine Folge auf Englisch gesehen, muss mir Vadic aber auch nochmal auf englisch in ihrer Originalstimme anhören). Die hat da eine Präsenz, mit der sie alle anderen an die Wand spielt, und damit den Plot beherrscht, der ja darin besteht, dass wirklich alle aus der alten und neuen Crew zusammenarbeiten müssen, um sie auf den letzten Drücker noch zu besiegen.
Der Brüller schlechthin ist immer noch Jeri Ryan als Seven of Nine, die vor allem in Staffel 1 und 2 ihre Show abgezogen hat, in der dritten Staffel allerdings etwas dünner wegkommt, weil das die Show der alten TNG-Crew ist.
Und wer mir komischerweise auch gut gefällt, obwohl die viel Kritik abggekommt, ist Raffi (Michelle Hurd), auch wenn die in den ersten beiden Staffeln eine ziemlich dämliche Psychorolle hatte, und in der dritten Staffel mal Gelegenheit bekommt, mehr Gas zu geben.
Ro Laren bekommt einen zwar nur einstaffeligen, aber prägnanten Gastauftritt.
Dazu natürlich Deanna Troi und Beverly Crusher, die jetzt aber keine wirklich tragenden Rollen spielen, sondern eher der Vollständigkeit halber dabei sind und in die Kamera gucken dürfen, damit man sieht, wie sie heute, 30 Jahre später, aussehen.
Insofern fällt meine Kritik positiv aus, mir gefällt es, auch wenn ich mir dessen bewusst bin, dass das Gefallen vor allem auf einem Wiedersehen beruht, weil man die alle noch als junge Schauspieler in Erinnerung hat.
Ich will aber auf etwas anderes hinaus.
Die Staffel ist zwar noch nicht zu Ende, die Bösewichtin allerdings gerade den verdienten Weltraumtod gestorben, aber mir haben die Rollen von eben dieser Captain Vadic, von Seven of Nine und von Raffi gut gefallen.
- Amanda Plummer ist Jahrgang 1957, war beim Drehen also ungefähr 65.
- Jeri Ryan ist Jahrgang 1968, war also während der drei Staffeln auch schon über 50.
- Michelle Hurd ist Jahrgang 1966, also auch schon über 50.
Und die legen da Leistungen hin, dass man gar nicht auf den Gedanken kommt, sie durch Jüngere ersetzen zu wollen.
Im Gegenteil: Die jüngeren Schauspielerinnen sehen da ziemlich blass aus. Besonders bei den beiden Töchtern von Geordi La Forge (eine davon ist die echte Tochter des Schauspielers LeVar Burton, spielt aber praktisch keine Rolle in der Handlung, die andere ist in Ihrer Rolle vor allem hübsch, aber nicht handlungstragend) merkt man das, dass die noch nicht die nötige Präsenz haben. Und man merkt das auch, dass die in Handlungen immer nur zusammen mit anderen vorkommen, dass die nie selbständig, alleine handeln, während Vadic, Seven, Raffi stur, dominant, eigenmächtig auftreten und auch stimmlich präsent sind – was mit jungen Stimmen auch nicht so geht. Die Durchsetzungskraft von Vadic, Seven und Raffi beruht auch darauf, dass die sich auch nicht mehr jung, nach Mädchen anhören.
Deshalb halte ich das Rumgepinse, was in Hollywood und in Deutschland, vor allem von schauspielerischen Abziehbildern wie einer Maria Furtwängler, und wie sie alle heißen, für völlig deplatziert.
Frauen über 40 können wunderbar und dominant, handlungstragend, protagonistisch schauspielern – aber eben auch nur, wenn sie eben schauspielern können und nicht nur rumstehen und jugendlich hübsch aussehen. Was man beispielsweise bei Beverly Crusher (Gates McFadden) spürt, die ist jetzt nicht so der Brüller an Schauspielkunst. Jery Ryan hatte damals in Voyager zwar sensationell ausgesehen, aber in einigen Folgen damals schon bewiesen, dass sie Schauspielern kann und kein Problem damit hat, alle an die Wand zu spielen. Es gab da eine Folge, in der Seven of Nine in kurzen Abständen von ganz unterschiedlichen Charakteren besessen ist, in der die mal zeigt, welche Bandbreite und Komik die auch draufhatte. Und die ist prima gealtert, hat sich in Form gehalten, und kann deshalb wunderbar auch über 50 noch schauspielern.
Und Plummer als Vadic versucht erst gar nicht, gut auszusehen, geht auch nicht in dem Alter, sondern lässt da richtig die Sau raus.
Es geht schon.
Es geht nur eben fast nicht in Deutschland, denn bei uns sind die allermeisten Schauspielerinnen irgendwie nur hübsch-Darstellerinnen mit der Befähigung unterdimensionierter Kleiderständer, und dann eben auch raus, wenn sie dafür zu alt sind. Die einzige noch lebende deutsche Schauspielerin, die mir jetzt spontan einfällt ohne nachzudenken, die wirklich schauspielern kann über den typischen ZDF-Einheitsbrei hinaus, ist Katharina Thalbach. Alles andere ist mehr so Tatort, Traumschiff, Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen, dieser ganze flache Scheiß.
In der Konsequenz heißt das, dass dieses ganze Geschrei darum, dass es keine Rollen für alte Schauspielerinnen gäbe, typischer feministischer Schwachsinn ist, weil es nicht stimmt. Es fehlt nicht an Rolle für alte Frauen, sondern es fehlt an alten Frauen, die schauspielern können. Wir haben hier wohl im Gegenteil eine Fernsehindustrie, einen öffentlich-rechtlichen Versorgungsbrei, der jede Menge Tussis mit Geld versorgt, solange sie jung sind, und hübsch aussehen oder mit dem Hintern wackeln, und die dann ersetzt werden, sobald sie auf die 40 zugehen, und sich dann beschweren, dass es keine Rollen für alte Schauspielerinnen gäbe, weil ihnen noch keiner gesagt hat, dass sie noch nie schauspielern konnten und nur vor die Kamera kamen, weil sie mit 20 mal hübsch aussahen.
Damit hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk dieselbe Wirkung wie die Geisteswissenschaften: Selbst den unfähigsten Leuten redet man ein, dass sie etwas könnten, und die Leute glauben das sogar, weil sie über gewisse Zeit aus den Zwangszahlungen der Bürger bezahlt werden. Irgendwann ist die schöne Zeit aber vorbei und dann beklagen sie sich, dass sie trotz Unfähigkeit und Nutzlosigkeit keine öffentlich bezahlte Stelle mehr bekommen. Letztlich sind solche Schauspielerinnen nicht anders als Geisteswissenschaftler eines Orchideenfachs, die sich beklagten, dass der Steuerzahler ihnen keine Versorgungsstelle finanziert.