Raspberry Pi kann eigentlich einpacken. Wir auch.
Ein Bastlertraum hat sich mehr oder weniger erledigt.
Eigentlich war der Raspberry Pi eine tolle Idee und ich habe die Dinger gemocht. Allerdings kamen mir schon immer Zweifel daran, ob sich die Dinger überhaupt lohnen, oder ob die nur deshalb so billig wirken, weil man sie in Einzelteilen kauft. Denn spätestens dann, wenn man die Dinger – wozu sie ja auch gedacht sind – als PC-Ersatz verwendet, braucht man noch eine Tastatur, ein Gehäuse, ein Netzteil, ein (seit RPi 4 Micro-)HDMI-Kabel, Tastatur, Micro-SD-Karte, und hat dann doch nur einen langsamen Rechner mit einer SD-Karte als Hauptspeicher, die das erfahrungsgemäß auch nicht lange mitmachen, weil die (im Gegensatz zu SSDs) keinen Controller haben, der die Sektoren durchpermutiert.
Vor einiger Zeit habe ich mir – Restposten, B-Ware – ein kleines flaches Notebook gekauft, 12 oder 13 Zoll, zwei sogar: Kompletter PC, Pentium Silver N5000, FullHD-Bildschirm, Tastatur, Steckernetzteil, 8GB RAM (verlötet), 256 oder 512 GB SSD (M.2 Sata hinter Klappe, leicht zu wechseln), flache, aber gute Tastatur, natürlich mit Notebook-Akku, ohne Betriebssystem (kommt eh Linux drauf), natürlich noch Videokamera und Mikrofon im Bildschirmrahmen, Lautsprecher, das Übliche, für ca. 270 Euro einschließlich MwSt. Dagegen kann, wenn man nicht gerade die IO-Leiste braucht oder es sehr klein und stromsparend sein muss, ein Raspberry Pi weder von der Leistung, noch vom Preis ran.
Die Tage habe ich noch als Sonderangebot einen kleinen PC gekauft, Mini-Gehäuse, Celeron J4125, 8GB RAM (1 Slot, Wechselbar), 128GB SATA-M.2-SSD (wechselbar), mit Windows 11 drauf, Micro-SD-Kartenslot, HDMI+DP, ohne Bildschirm und Tastatur für 130 Euro inkl MwSt.
Dagegen kann ein Raspberry im Allgemeinen nicht mehr anstinken.
Momentan bekommt man einen Raspberry Pi 4 mit 4 GB RAM, Gehäuse und Netzteil auf Amazon für 224,90 Euro (inkl. MwSt). Das ist absurd. Vor der Pandemie habe ich für das 8GB-Modell (ohne Zubehör) so um die 80 Euro gezahlt. Während der Pandemie, als die Preise schon explodierten oder die gar nicht mehr zu bekommen waren, habe ich noch Raspberry Pi 400, die zwar nur 4GB RAM haben, aber im Gehäuse mit Tastatur daherkommen, auch noch zwischen 80 und 90 Euro gezahlt (ohne Netzteil und HDMI-Kabel). Die sind nicht mehr konkurrenzfähig.
In gewisser Weise pfiffig wären noch die Compute-Modules (CM4), die einen Raspberry Pi auf einer scheckkartengroßen Karte mit Steckkontakten unterbringen, die nicht selbständig ist, sondern irgendwo reingesteckt werden muss und als Huckepackrechner gedacht ist. Das hat immerhin den Vorteil, dass man im Gegensatz zum normalen Raspberry, bei dem der USB3 an den einzigen PCIe-Channel angeschlossen ist, stattdessen auch eine NVMe-SSD anschließen kann, wenn einem USB3 nicht so wichtig ist. Es gibt allerdings Messungen, wonach der Geschwindigkeitsvorteil gegenüber einer SSD am USB3 nicht so berauschend wäre, dass sich das auch lohnt. Man könnte damit einige tolle Sachen treiben, aber die Dinger waren lange Zeit gar nicht zu bekommen, und es ist immer noch schwer, sie zu finden (und noch das gewünschte Modell), und teuer sind sie auch. Zumal die lange Nichtverfügbarkeit so ziemlich alle davon abgehalten hat, sich mit den Dingern zu befassen und Geräte zu bauen, in die die reinpassen. Bildschirme zum Beispiel, in die man die stecken könnte. Ich glaube nicht, dass sie das wieder eingefangen bekommen.
Letztlich aber haben die mit der Corona-Krise und er damit einhergehenden Chipkrise völlig den Anschluss verloren. Was bedauerlich ist, denn ursprünglich waren die Dinger ja als billige Rechner für Schüler entwickelt worden, und gerade beim Home-Schooling hätten die viel gebracht.
Mir geht was anderes durch den Kopf.
Wenn ich überlege, dass ich für 270 Euro zwar technisch nicht mehr ganz frische, aber sehr gute schöne flache Notebooks gekauft habe, und ein N5000er Celeron ist so schlecht nicht, der reicht für ein Schulkind und Videokonferenzen ganz locker, ist billig und stromsparend, und braucht deshalb auch weniger Gedöns für die Wärmeableitung, könnte man im Prinzip genau solche Notebooks im großen Stil für Schüler bauen lassen.
Wenn man das ordentlich organisiert, im großen Stil, ohne Zwischenhändler, auf die Mehrwertsteuer für den Staat verzichtet, müsste das prima hinkriegen, so eins wie die, die ich günstig gekauft habe, zu produzieren:
- Flaches Gehäuse, aber robust genug, damit es bei Schülern nicht gleich kaputt geht,
- FullHD-Bidschirm, austauschbar
- N5000er CPU o.ä.
- 8GB RAM im SODIMM-Steckplatz
- 256 oder 512 GB SSD im NVMe-M.2-Steckplatz
- Akku austauschbar
- USB-Netzteil
- Kein Windows, Schüler-Linux
- Tastatur wasserdicht
- Kamera, Mikrofon, Lautsprecher
- Tasche
für unter 200 Euro (ohne MwSt.) zu machen sein sollten. Wenn man da kommt und sagt, man bräuchte 5 oder 10 Millionen von den Dingern, hat man da auch eine Verhandlungsposition. Und kann darauf verzichten, die einzeln verpacken zu lassen. Bulk Ware. Man wäre da sicherlich mit unter einer bis unter zwei Milliarden Euro gut dabei. Angeblich haben wir 11 Millionen Schüler in Deutschland. Wovon sich viele Familien so ein Ding leisten könnten, weil die Kinder ja sowieso Rechner bekommen, nur teurere. Die würden da noch sparen.
Wobei ich mir unter austauschbar vorstelle, dass das eine Fachkraft mit Werkzeug macht. Mir geht dabei nämlich nicht so sehr das Upgraden durch den Kopf, sondern das Recycling, weil ich davon ausgehe, dass die Dinger im Schülerbetrieb ab und zu mal zerdeppert werden. Weil das teuerste daran aber RAM und SSD sind, und am ehesten der Bildschirm kaputt geht, stelle ich mir das so vor, dass kaputte Geräte ausgeschlachtet werden und das, was nicht kaputt ist, in den Ersatzteilfundus wandert. Damit also dann, wenn das Ding mal nass wird oder in der Mitte durchbricht, der Schaden unter 100 Euro bleibt, weil RAM und SSD noch zu gebrauchen sind, oder vielleicht nur der Bildschirm getauscht werden muss. Oder mal die Tastatur.
Oder man dann, wenn es schnellere Prozessoren gibt, nur das Mainboard austauscht und den Rest weiter verwenden kann. Und die Oberstufe dann vielleicht auch 16GB RAM bekommt.
Dazu Standardprogramme, Zugang zu den ganzen Schulmedien, Videokonferenzsoftware als angepasste Linux-Distribution mit Image-Update. So in der Art von Google Chrome.
Damit könnte man allerhand machen.
Man müsste sich nur etwas überlegen, um die Dinger gegen Diebstahl und Hehlerei zu schützen, weil die ja von vielen sofort vertickt oder als Schutzgeld verlangt würden. Man könnte überlegen, ob sie zuhause bleiben, oder ob man so etwas wie ein TPM einbaut, über das die Dinger an einen bestimmten Schüler gebunden werden und dann, wenn der nicht mehr Eigentümer und Benutzer ist, die Dinger sperren, um sie für den Hehlermarkt weniger wertvoll zu machen. Und die Frage aufkommen zu lassen, was jemand, er nicht Schüler ist, mit einem Schülernotebook macht.
Sowas hätte ich mal einen ordentlichen Ansatz gefunden. Machen wir aber nicht. Stattdessen schwafeln wir von Flugtaxis.