Ansichten eines Informatikers

Ubuntu hat auch nicht mehr alle Tassen im Schrank

Hadmut
17.4.2023 20:06

Ey, es geht wirklich alles den Bach runter.

Das habe ich ja auch schon oft im Blog berichtet, dass man in der Open-Source-Szene seit einiger Zeit auch immer öfter nur noch blöde Antworten bekommt und die Leute nicht mehr in der Lage sind, das Problem aufzufassen. Ich hatte da schon Dialoge, bei denen ich die glatten Wände hochgehen könnte. Gerade bei Ubuntu. Ich hatte mal versucht, den Autoren des berüchtigten Network Managers darzulegen, dass das Ding einen subtilen, nicht leicht zu entdeckenden, aber sehr schädlichen (weil den Verkehr stark verlangsamenden) Fehler macht. Um dann erfahren zu müssen, dass ausgerechnet die Macher des Network Managers, der für die Netzwerkkonfiguration und das Routing veranwortlich ist, das Routing nicht verstehen und nicht wissen, was eine Interface-Route ist und warum man dann, wenn man im selben Ethernet-Segment ist, die Pakete nicht an den Router, sondern direkt auf das Netzwerk schickt.

Heute hatte ich ein anderes Problem.

Ich hatte mir neulich Einige Notebooks gekauft, weil es die spottbillig als B-Ware gab. Zwar nicht ganz aktuell, ein N5000-Prozessor, 8GB Ram fest verlötet, aber FullHD, sehr flach und trotzdem sehr billig. Gute Tastatur, SSD austauschbar (M.2, aber nur SATA). Für viele Hilfsarbeiten und für unterwegs einfach prima. Nun habe ich bei einem eine neue, größere SSD eingebaut, und wollte Lubuntu neu installieren, so wie bisher schon auf den Geräten. Funktioniert(e) eigentlich bisher fehlerfrei. Lubuntu gefällt mir nicht nur von der Oberfläche am besten, sondern hat auch bei der Verschlüsselung einen abenteuerlichen Vorteil, weil Lubuntu einen anderen Installer als die anderen Ubuntu-Varianten verwendet. Die anderen verwenden die herkömmliche Methode, eine kleine, unverschlüsselte Partition mit einem Mini-Linux anzulegen, von dem Kernel und Ramdisk geholt werden, und dann aus dem laufenden Kernel nach dem Passwort zu fragen, und dann per pivot-Funktion das Dateisystem-Root in die entschlüsselte Partition zu legen. Der Lubuntu-Installer nutzt dagegen ein neues, experimentelles Feature, wonach schon der Grub-Bootloader die Platte verschlüsselt, bevor der Kernel aus der verschüsselten Partition geladen wird. Das hat so seine Vor- und Nachteile. Vorteil: Weniger Angriffsfläche, weil es keine unverschlüsselte Linux-Partition gibt. Nachteil: Wenn’s nicht geht, geht gar nichts mehr, und die Schlüsselübergabe von Grub an den Kernel ist womöglich problematisch. Im Prinzip kann man dem UEFI-BIOS dann beibringen, den Grub-Loader auf Integrität zu prüfen.

Aber, ach.

Ich hatte noch 22.04.1 auf dem Stick und gesehen, dass es inzwischen 22.04.2 gibt. Also habe ich aktualisiert und die neue Version auf den Stick geladen, und den schweren Fehler gemacht, die 22.04.1 zu löschen, weil ich dachte, die brauche ich nicht mehr. Installiert, lief völlig normal durch, aber booten ging danach nicht. Das UEFI-BIOS (legacy-mode gibt es bei dem Rechner nicht mehr) erkennt die UEFI-Partition erst gar nicht, booten geht nicht. Ich muss leider zugeben, dass ich mich bisher mit UEFI nicht so tief beschäftigt habe, mit der UEFI-Shell vollumfänglich umgehen zu können. Schlüssel-Import aus der Partition ging auch nicht, und mit Secure Boot gab es eine Fehlermeldung wegen einer Sicherheitsverletzung. Ohne Secure Boot gar nichts.

Dummerweise hatte ich die 22.04.1 schon gelöscht, mit der ich vorher problemlos installiert hatte, und zum Download gab es die nicht mehr.

Ich hatte aber noch eine Xubuntu 22.04.1 da und die ließ sich sofort installieren und booten. Also kein grundsätzliches Problem zwischen dem BIOS und Ubuntu.

Das deutet darauf hin, dass beim Installer der Lubuntu 22.04.2 irgendetwas schief läuft, was beim 22.04.1 noch ging. Da könnte ich jetzt eine Weile rumprobieren und nochmal verifizieren, ob da an der Datei was gekippt ist, also habe ich mal bei Ubuntu einen Bug Report aufgemacht und das Problem beschrieben. Das ist gerade bei solchen Sachen oft sinnvoll zu sehen, ob andere mit anderen Rechnern das Problem auch schon hatten, oder ob man das nur selbst hat.

Reaktion von Ubuntu:

Examining the information you have given us, this does not appear to be a bug report so we are closing it and converting it to a question in the support tracker.

Ach, das ist kein Bug, wenn es nicht mehr so installiert, dass es bootet? Das ist eine Frage? Na, gut, wenn sie meinen.

Kurz drauf kommt einer und fragt, warum ich denn Lubuntu zusätzlich zu Windows installieren wollte.

Will ich ja gar nicht. Von Windows habe ich ja gar nichts gesagt. Im Gegenteil hatte ich erwähnt, dass ich eine frische, nagelneue SSD eingesetzt habe.

Ja, aber wenn ich denn kein Windows haben wollte, warum ich denn dann UEFI verwende?

Na, weil das heute Rechner-Standard ist und viele Rechner, auch dieser hier, gar keinen Legacy-Mode mehr haben. Es geht nicht mehr anders.

Wie, fragt er nach, ich hätte keinen Legacy-Modus mehr?

Nein. Das haben viele Rechner nicht mehr. (Und das, obwohl diese Rechner so billig waren, weil sie nicht mehr so ganz frisch sind.) Der heißt Legacy-Modus, weil er veraltet ist. Und wird selbst bei Linux nur noch empfohlen, wenn man 32-Bit-Systeme installieren will. Die gibt es aber eigentlich nicht mehr. Und deshalb gibt es zunehmend Rechner, die keinen Legacy-Boot-Mode mehr anbieten. Schon seit etwa 5 Jahren oder so.

Da wird man mal wieder von einem „beraten“, der sich nicht so sonderlich auskennt. Aber wehe, man sagt was, dann kriegt man sofort eine drauf und fliegt raus, weil man gegen irgendeinen Code of Conduct und irgendeine Inklusivität verstoßen und ihn nicht respektiert hat.

Er kommt zu dem Ergebnis:

Status: Open => Answered

actionparsnip proposed the following answer:
If it is different between the point releases then I suggest you report a bug

Ich komme mir verarscht vor.