Ansichten eines Informatikers

Fake-Medien: Schwindel mit KI

Hadmut
22.4.2023 0:53

Da ist der erste größere Skandal.

FOCUS schreibt, dass der Frauenklatschfetzen „die aktuelle“ gerade seine Chefredakteurin gefeuert habe, weil die auf der Titelseite groß ein Interview mit Michael Schumacher und „Weltsensation! Das erste Interview!“ aufgemacht hatte:

Und darunter nur als Andeutung „Es klingt täuschend echt“ und „Was dahinter steckt“, „die aktuelle ging auf Spurensuche“.

Anscheinend hatte irgendwer im Internet ein fiktives Interview mit Schumacher als Dialog mit einer KI erstellt, bei dem die KI wohl antwortete, wie Schumacher nach KI-Einschätzung antworten würde. Und pro forma hat man dann wohl im Heft einen Artikel geschrieben, in dem es darum ging, wie gut die KI Schumacher imitiert hätte, das auf der Titelseite aber so dargestellt, dass man, wenn man nicht das Kleingedruckte las und verstand, annehmen musste, sie hätten das erste Interview mit Michael Schumacher seit seinem Unfall geführt.

Das heißt, dass man ein KI-Interview als Interview mit Schumacher ausgegeben hat, und nur noch im Kleingedruckten und Heftinneren zu erkennen gegeben hat, dass das nicht echt ist.

Eine Frage der Zeit, wann solche Fake-Interviews auftauchen und gar nicht mehr als solche zu erkennen gegeben werden. Denn hier war es Schmumachers Familie, die wohl dagegen vorging, aber was wäre, wenn der keine Familie mehr hätte?

Das erinnert an die Hitler-Tagebücher. Die waren zwar – abgesehen von der Beschriftung „FH“ statt „AH“ angeblich technisch recht gut gefälscht, aber inhaltlich banal. Eva sagt, ich habe schlechten Atem. Es ist aber eine interessante Frage, wie die Tagebücher ausgesehen hätten, wenn man einfach alles, was man von und über Hitler an authentischen Schriften aus der Zeit hat, in eine KI füttert und dann mit der ein Interview führt.

Bei Hitler-Tagebüchern ist das natürlich insofern wackelig, weil da jeder sofort nachprüfen würde. Aber mal angenommen, man hätte da irgendeinen unbekannten Nazi ausgebuddelt, der völlig unbekannt ist (oder auch gar nicht existierte), der irgendwo in der Führungsebene gedient hätte, und behauptet dann, der hätte sich in Argentinien verkrochen und irgendein Journalist hätte den in den 1960er oder 1970er Jahren ausfindig gemacht und kurz vor dessen Tod ein Interview mit ihm geführt, in dem dann irgendwelche Dinge stehen, die alles umwerfen.

Da dürften noch ziemlich viele Fälschungen auf uns zukommen.