Like Scheiß in the Sunshine
Langnese hat es wirklich total verkackt. [Update]
Ein Leser erwähnte gerade, dass Langnese ein Remake seiner legendären Ice-in-the-Sunshine-Werbung herausgebracht hat. Mal gesucht, Text dazu gefunden und darin den Hinweis auf den Sänger Nico Santos
Oh Scheiße, ist das schlecht.
Wie gewollt und nicht gekonnt. Ach, was heißt „wie“. Das ist gewollt und nicht gekonnt.
Der Typ kann überhaupt nicht singen, hat eine miserable Stimme und der Refrain hört sich an, als hätte er sich gerade eben die Eier in der Sonnenliege eingeklemmt. Die Töne stimmen nicht, und die Melodie ist komprimiert, weil der den Stimmumfang nicht hinbekommt. Die Strophe dagegen hört sich an wie erst runtergeregelt und dann rausgeschnitten, weil der Toningeneur das Gejammer nicht mehr ertragen konnte. Weil der Typ das Lied einfach nicht singen kann. Und wenn man die Atemtechnik da herannimmt, konnte der in seinem ganzen Leben noch nie singen.
Das Video ahmt zwar den Look nach, es fehlt aber jeglicher Witz, jede Dynamik. Total statisch, Der Bodybuilder und der Schiedsrichter gingen ja noch an, aber nur die zwei plus Tussi, da hat wohl das Budget nicht für einen vollen Strand gereicht. Achtet auf den Buchtitel.
Und das Saxophon hört sich nicht nur nicht wie ein Saxophon sondern billiges Elektrogedudel an, der Typ im Video hat auch im ganzen Leben noch kein Saxophon gehalten. Das hält man nämlich mit der linken Hand oben und der rechten unten. Und es sieht auch nicht so aus, als ob er ein Blatt im Mundstück hat.
Das ist grottenschlecht.
Wie kann man denn ein Kunstwerk und Kulturobjekt wie die damalige Werbeserie so verhunzen und verschandeln? Die Version mit Anastacia von 2000 war schon übel, aber das jetzt ist wirklich der letzte Mist.
Was eben auch wieder mal belegt, dass die Firmen und Agenturen keine ordentliche Werbung mehr hinbekommen, weil da nur noch irgendwelche political-correctness- und Quotenkasper sitzen, die einfach gar nichts mehr können. So ein Scheiß hätte niemals durch die Qualitätskontrolle gedurft. War wohl eine Billigst-Produktion. Und daraus dann eine ganz offizielle Ankündigung und Kampagnenseite.
Was soll das überhaupt für eine Eis-Werbung sein, in der praktisch kein Eis vorkommt? Man sieht nur zweimal, einmal für einen Sekundenbruchteil und einmal für 3 Sekunden, wie die Tussi an einem blauen Eis lutscht. Anscheinend hatten sie nur dieses eine. Man sieht mehr von der Tussi mit einem Teller Melonenstücke und Eistee. Vermutlich die bessere Wahl. Als hätte man beim Drehen des Videos gar nicht an Langnese-Eis gedacht und nachträglich schon schnell zwei Schnipsel nachgedreht und reingeschnippelt, weil es bei Langnese dann doch irgendwem aufgefallen ist, dass außer Eiswürfeln an der Melone kein Eis drin vorkommt.
Das wirkt auf mich, als wäre das keine Auftragsarbeit gewesen, sondern als hätte da jemand mit seinen Kumpels und Null-Budget an irgendeinem Strand ein Youtube-Video zum missratenen Song gedreht, und dann erst bei Langnese angefragt, ob die das haben wollen, und es billig oder kostenlos angeboten.
Nein, da kaufe ich kein Langnese-Eis. Zumal dann zu befürchten ist, dass sie die Rezeptur genauso versauen.
Die Originale
Guckt Euch mal die Originale an. Nicht nur, dass die Musik viel besser ist und da echte Typen und nicht irgendwelche Restposten gezweigt werden, außerdem ganz viele und nicht die paar Kumpels des Sängers, und der Strand voll und nicht leer ist: Da gab es jede Menge Interaktion zwischen den Geschlechtern. Den zweien, Männlein und Weiblein. Die haben sich noch angeguckt, angefasst, angemacht, angeflirtet. Muss man sich vorstellen: Das kam damals ganz offiziell im Kino, dass einer am Strand einer Hübschen an den Hintern fasst.
In dem Santos-Video haben die Leute eigentlich überhaupt gar nichts miteinander zu tun, stehen oder liegen nur zufällig am selben Strand rum, und wenn sie überhaupt kommunizieren, gehen sie sich gegenseitig auf den Wecker. Bloß nicht berühren, wäre ja gleich Sexismus und Belästigung.
Bei den alten Original-Videos bekomme ich heute noch Lust, die Badematte und Sonnencreme rauszuholen und mich dazuzulegen. Die Mädels sind Brüller. Da bekomme ich das Gefühl, noch heute, dass ich da genau mittendrin sein will.
Mit den Figuren im neuen Video will ich eigentlich gar nichts zu tun haben, die gehen mir alle auf den Wecker. Da würde ich ein Stück weiter gehen und mir eine andere Stelle suchen.
Und ja, ich weiß, die in den Originalvideos kann auch nicht Saxophon spielen, sieht dabei aber nicht nur viel besser aus, sondern es hört sich eben auch nach echtem Saxophon an, weil mit einem echten gespielt.
Die einzige Gemeinsamkeit
ist, dass sowohl die alten, als auch das neue Santos-Video den jeweils aktuellen Zeitgeist, das Lebensgefühl treffen und darstellen.
Der Punkt ist aber, dass wir damals ein richtig geiles Lebensgefühl und grenzenlos Spaß hatten, wir kommuniziert und geflirtet haben, die Mädels toll aussahen, und ja, auch mal eine Hand am Hintern war, und die Welt war einfach wunderbar.
Das Lebensgefühl heute ist einfach rundum Scheiße. Da ist kein Spaß mehr, jeder ist nur noch von jedem genervt – und das auch noch oft zu Recht – keiner hat mehr was mit dem anderen zu tun, jeder hält sich für toll und unwiderstehlich, aber keiner hat mehr was mit dem anderen zu tun.
Der Gesang ist heute auch Schrott, die Typen unausstehlich, und viel mehr, als den Refrain rauszuwürgen, ist es nicht mehr. Strophen kriegen sie nicht mehr hin.
Update: Zwei Leserzuschriften.
Morgen,
so grottig, der neue Spot. Die haben auch den Text geändert: “when you walk along the beach, see the boys and girls hand in hand” passt ja wohl nicht mehr, wenn nicht mal ein Junge und Mädchen nah beieinander sind.
Schön beobachtet mit dem unterschiedlichen Lebensgefühl.
Die alten Spots zu sehen war echt eine Zeitreise:-)
Lieber Hadmut,
das Problem der neumodischen Version ist, dass der Sänger „presst“, er nimmt die Energie nicht aus dem Zwerchfell, sondern aus dem Kehlkopf, grob gesagt. Das klingt immer unentspannt. Er „stützt“ seine Stimme nicht, er „presst“, wie man so sagt. Das ist absolut fürchterlich. Hört man auch oft bei Radiomoderatoren. Absolute Katastrophe.