Ansichten eines Informatikers

Aufnehmen statt fotografieren

Hadmut
10.5.2023 21:56

Ich hatte vor einiger Zeit beschrieben, wohin sich die Personenfotografie bewegt.

Ich habe oft von den linken Doppelbegriffen geschrieben, bei denen für ein und dieselbe Sache zwei synonyme Begriffe verwendet werden, einer positiv und einer negativ besetzt.

Ähnlich wird das auch mit Fotos von Personen laufen. Man macht Bilder, auf denen sie gut aussehen, und solche, auf denen sie gerade sehr ungünstig aussehen, das Gesicht verziehen, Zähne zeigen, sich ärgern. Es ist gängige Praxis, zu Jubelartikeln schöne Fotos zu packen, und wenn man einen kritisieren oder in die Pfanne hauen will, irgendein Gruselfoto zu setzen.

Ich hatte dazu mal beschrieben, wie sich die Berichts- und Reportagefotografie verändert. Früher musste man beim Fotografieren den richtigen Augenblick erwischen, weil der Film in der Kamera nur 36 Bilder umfasste. Dazu kam, dass man das Bild erst nach der Entwicklung prüfen konnte. Sicherlich jedem, der fotografiert, ist das schon passiert, dass einer der Fotografierten gerade die Augen zukneift, nicht nur mit Blitz. Das ist fast unvermeidlich.

Wie aber fotografiert man den „besten“ Augenblick? Wie macht man das Foto, auf dem der Präsident und der König gerade am schönsten lächeln? Oder der Vogel gerade am Schönsten in das Wasser schießt und den Fisch zu fangen? Das beste Foto vom Elfmeter?

Wie fotografiert man den Blitz im Unwetter?

Wie den Augenblick, in dem einer den anderen so schlägt, dass es gerade am wüstesten aussieht und der Sabbel fliegt?

Oder anders gefragt: Wie fotografiert man einen, der normal aussieht, so, dass er völlig beknackt aussieht?

So schnell kann man weder selbst, noch die Kamera reagieren.

Ich hatte beschrieben, dass das heute anders läuft als früher. Man nimmt einfach Serienfotos auf (als die noch mit Spiegelreflexkameras fotografiert haben, hörte man immer das Dauerfeuer rattern) oder gleich ein Video. 4K oder mit neueren, teuren Kameras gleich 8K, mit 60 oder 120 Bildern pro Sekunde, und nimmt dann das „beste“ heraus.

Nikon hat heute eine neue Kamera vorgestellt. Aus den Specs:

Verpassen Sie keinen entscheidenden Moment mehr. Fotografieren Sie Fotos mit 11 Megapixeln bei wahnsinnig schnellen 120 Bildern pro Sekunde oder mit 45,7 Megapixeln bei atemberaubenden 60 oder 30 Bildern pro Sekunde. Alles mit voller AF- und AE-Leistung und ohne ein Blackout des Suchers.

Das ist der Punkt. Damit kann man nicht nur tolle Naturfotos machen.

Damit kann man auch Politiker kaputt machen. Einfach draufhalten.