ESC: Warum eigentlich?
Ich stelle mal eine Frage in den Raum. Warum wir das völlig falsch anfangen.
Eine Menge Leute sind sauer darüber, dass wir schon wieder auf dem letzten Platz sind. Wenigstens etwas in der Mitte hätten sie gewollt.
Was aber spielt das für eine Rolle, ob wir auf dem letzten, dem 22., dem 17., 11., 8., 5. oder 3. Platz sind?
Der einzige Platz, der etwas bedeutet und eine Auswirkung hat, ist der Erste. Alle anderen sind nur Schall und Rauch. Es hat keinen Nutzen und keinen Vorteil, statt auf dem Letzten auf dem 5. Platz zu sein.
Und eigentlich hat es nicht mal mehr große Auswirkungen, auf dem ersten Platz zu sein. Früher waren das Super Songs. In den letzten Jahren, einschließlich diesem, konnte ich mich spätestens am nächsten Morgen schon nicht mehr daran erinnern, welche Melodie der Siegersong hat.
Wenn wir da weiter mitmachen, sollten wir erst gar nicht mehr versuchen, uns da irgendwie noch Mühe zu geben. Wir könnten einen in alten Jeans hinschicken, der alle 10 Sekunden eine Pressluftfanfare drückt und ansonsten gar nichts mehr tut. Oder dasteht und teilnahmslos einmal pro Sekunde auf eine Trommel schlägt, bis die Zeit vorbei ist. Und am Ende ein Schild hochhält, dass das genau denselben Effekt hat, wie sich da Mühe zu geben.
Wenn ich es mir genau überlege, ist die einzig noch sinnvolle Art und Weise, mit dem ESC umzugehen, dafür zu sorgen, dass nicht nur der erste, sondern auch der letzte Platz eine besondere Bedeutung hat, etwas bringt, und alle dazwischen irrelevant sind. Der springende Punkt ist nicht, den ersten Platz zu belegen, sondern der zu sein, über den die Zeitungen und Nachrichtensendungen berichten. Und das erreicht man nicht, indem man das versucht, was sie alle machen.
Wir könnten beispielsweise mal eine Gruppe von Hitlers hinschicken. 10 als Hitler verkleidete Typen, die da Seppeltänze aufführen. Oder Nazis in SS-Uniform. Wetten, dass wir damit in die Zeitung kämen und man mehr über uns als über den Ersten redet?
Oder 8-jährige Schülerinnen, die ganz schrecklich schlecht Blockflöte spielen. Hänschen klein oder alle meine Entchen.
Einen singenden Hund.
Stripperinnen.
Die dicksten Huren von St. Pauli.
Total talentlose und befähigungslose undprofessionelle Hausfrauen in Kittelschürze, die sich nicht auf eine Melodie einigen können.
Die Besatzung eines Müllwagens in dreckigen Arbeitsklamotten.
Einen, der ein Lied aus Furztönen erzeugt, die er unter der Achsel hervorquetscht.
10 Merkels.
4 Typen in silbernen Büchsen, die sich hinstellen und wie die Zylinder im Motor den 4-Takt-Tanz aufführen.
Oder die Klima-Band mit Kastrophenbilder, die singen, dass wir alle sterben. Irgendwas mit Refrain “und morgen sind wir alle tot”.
Oder so Pleite-Pleite-Hopsassa.
Oder alle drehen sich um und halten den nackten Hintern in die Kamera.
Das muss so rüberkommen, dass die sich alle unendlich verarscht vorkommen, und wir dann sagen können „auch nicht schlechter als sonst“.
Wir sind nicht wettbewerbsfähig. Also ist es ein Fehler, sich auf den Wettbewerb einzulassen. Wir bräuchten etwas Disruptives. Wir müssten die nach Strich und Faden verarschen. Wir dürfen nicht versuchen, vom letzten Platz wegzukommen, sondern den letzten Platz zum wichtigsten zu machen. Der, über den am meisten berichtet wird. Etwas, was sich in jeder Hinsicht und fundamental vom Einerlei dessen unterschiedet, was die anderen bieten. Wo jeder dasitzt und denkt „Hä!?“.
Irgendwas mit Verachtung, damit jedem klar wird, dass wir da erst gar niemanden mehr hinschicken, der irgendwas kann und geübt hat.