Ansichten eines Informatikers

Redundanz und Backup

Hadmut
28.6.2023 15:17

Nicht nur in der IT wichtig.

Ging gestern schon in den Medien rum, ist laut WAZ aber sogar schon 2020 passiert, aber wohl jetzt erst durch eine Klage bekannt geworden:

Als Putzmann Joseph Herrington im September 2020 in den Fluren einer New Yorker Privatuniversität seiner Arbeit nachging, vernahm er ein “lästiges” Piepen. So steht es in der Anklage, die diesen Monat beim Obersten Gerichtshof des Rensselaer County eingereicht wurde. Um der nervigen Geräuschkulisse Einhalt zu gebieten, legte Herrington kurzerhand einen Schalter um. Das Piepen verschwand – und mit diesem die Ergebnisse aus 20 Jahren Forschung.

Der Vorfall ereignete sich am “Rensselaer Polytechnic Institute”, wo Professor K.V. Lakshmi in einem Gefrierschrank seine Zellkulturen, Proben und andere Forschung lagerte. Laut der “Times Union” habe es sich bei der Forschung um Photosynthesematerial gehandelt, das bei der Entwicklung von Solarmodulen helfen sollte.

Die lagern die Ergebnisse von 20 Jahren Forschung in einem dämlichen Kühlschrank, und wenn der ausfällt ist alles futsch?

Und schreiben das womöglich nicht mal dran?

Da würde ich dem Putzmann – wenn überhaupt – nur einen ganz geringen Teil Schuld geben, denn sowas ist schon eine Steigerung von „grob fahrlässig“. Single Point of Failure gebaut. Und anscheinend auch kein Alarmsystem und keine Einweisung des Reinigungspersonals.

Komischerweise aber steht in allen Artikeln, die ich darüber gesehen habe, nur etwas im Tenor von „der dämliche Putzmann“. Für mich liest sich das aber eher nach „der dämliche Professor“. Eigentlich müsste man den rauswerfen, weil da 20 Jahre lang Geld reingeflossen ist und die Ergebnisse nicht gesichert sind. In der IT würde man Leute dafür feuern.

Ich hatte mal einen Kollegen, einen Juristen, der sich über mich lustig gemacht hatte, weil ich immer sagte, dass man Backups machen und seine Dokumente auf dem Server einchecken sollte, weil sie davon Backup-Bänder ziehen und der redundante Platten und Revisionskontrolle hatte. Irgendwann das heulende Elend gewesen, weil ihm die Notebook-Festplatte kaputtgegangen ist und volle zwei Jahre Arbeit zum Teufel waren, niemals einen Backup gemacht.

In der IT ist das Thema Backup zwar auch nicht perfekt gelöst, aber immerhin als zentrales Problem erkannt und bearbeitet, da gibt es sowas.

Es wäre aber durchaus eine interessante Frage, wie das in solchen Bio- und Chemielaboren abläuft. Und ob es überhaupt solches Biomaterial geben kann, dass man nicht so dokumentiert hat, dass man es kurzfristig wieder neu herstellen kann. Warum das nicht an mehreren Orten gelagert wird, falls einer abbrennt, der Strom ausfällt oder sowas. Oder warum das überhaupt so gebaut ist, dass da einer hingehen und das einfach so abschalten kann.

Eine gänzlich andere Frage wäre freilich, ob das nur inszeniert war und vertuschen sollte, dass da im Kühlschrank vielleicht gar nichts war.