Ansichten eines Informatikers

Hirn und Helicopter

Hadmut
19.7.2023 22:54

Womit wir wieder beim Thema wären.

Langjährige Leser werden sich erinnern, dass ich schon einige Male die Story von der Frau in Australien erzählt habe, die während der Fahrt den Reise-LKW geschrottet hat, weil sie nicht widerstehen konnte, den Getriebe-Schalter vom lustigen Hasen auf die lustige Schildkröte umzustellen, obwohl man das nur im Stand darf.

Nur: Diese Frau hatte eine Hirnoperation hinter sich, sie konnte richtiges von falschem Verhalten nicht mehr unterscheiden und hatte noch mehr Unsinn getrieben, weil der tatsächlich ein Stück vom Gehirn fehlte – rausoperiert wegen Hirntumor, Narbe unter den Haaren.

Ich hatte nun aber einige Male erzählt, dass es mir auf feministischen und linken Konferenzen oft so erscheint, als ob denen dort funktional oder sogar organisch ein Teil des Gehirns fehlt, nämlich der mit der ratio. Und daraus hatte ich ja über viele Blog-Artikel eine Theorie entwickelt, für die es dann sogar einen mit Nobelpreis belegte Bestätigung gab, nämlich dass – womöglich aus energetischen Gründen – unter dem Einfluss einer Gruppendynamik gewisse Hirnfunktionen tatsächlich abgeschaltet und an den Rudelchef delegiert werden, und stattdessen dann die Sozialfunktionen aktiviert werden, eben als wäre man im Rudel: Für das logische und planende Denken ist der Chef zuständig, die Mitglieder haben sich sozial zu verhalten.

Hier ein schräger Fall.

In einem Helicopter-Flug über den Grand Canyon kam es zu einem Vorfall.

Hubschrauber haben oben über den Piloten einen langen Hebel. Die meisten. Manche (R22, R44) haben auch nur so eine Kette, an der man zieht wie früher an der Klospülung. Das ist die Rotorbremse. Die verwendet man, wenn man gelandet ist und der Motor aus oder mindestens ausgekuppelt ist, damit der Rotor nicht ewig nachläuft. Sieht man auch häufig im Fernsehen, wenn Schauspieler irgendwelche Rettungsflieger spielen und man von denen so ein paar Flughandlungsvideos zum Reinschneiden dreht, da gehört immer dazu, wie der dann nach der Landung den Hebel runterzieht. Macht halt was her, wenn einer grimmigen Blickes den Hebel runterklappt, damit man ihn irgendwas machen sieht, ist aber so toll, wie einen Rennfahrer dabei zu filmen, wie er nach dem Parken die Handbremse zieht.

Auf gar keinen Fall und unter keinen Umständen, nie und niemals nicht, darf man die Rotorbremse betätigen, wenn man in der Luft ist. Weil man ja erstens in der Luft bleiben will, und es zweitens sehr schnell katastrophiert, wenn Motor/Turbinen und Bremse gegeneinander wirken.

Es gibt da nun aber eine Aufnahme von einem Flug, bei dem eine Frau auf dem vorderen Sitz saß (was etwas seltsam ist, weil beim Heli der Pilotensitz vorne rechts ist, das könnte aber daran liegen, dass der Pitch – Gas- und Leistungshebel – links ist und der für den normalen Pilotensitz dann in der Mitte, was für Touristengondeln vielleicht auch nicht gut ist; ich war mal in einem Touristen-Heli, in dem man extra eine Drahtschlinge für den Pitch eingebaut hatte, damit beim Umsteigen die Touristen nicht dran rumspielen können), und die meint, dass all die Hebel im Heli nur Spielzeuge sind, da einfach mal an die Bremse greift:

Text dazu.

Irgendwie ist das im Hirn nicht angekommen, dass das nicht nur als Männerspielzeug zum Rumfummeln da ist, sondern das richtig gefährlich wird, wenn man da einfach so dran rumspielt.

Sowas ähnliches ist mir mal auf einer Reise passiert. Hatte damals eine der ersten brauchbaren Digitalkameras dabei, eine Minolta Dimage 7.

Irgendwann merkte ich, dass sich einige Leute von mir genervt fühlten, spotteten, lachten, wenn ich die Kamera hatte, obwohl andere auch fotografierten. Ich habe gemerkt, dass es so ist, aber nicht, warum es so ist. Ich war mir nicht bewusst, irgendetwas falsch zu machen oder mich lächerlich zu benehmen, aber es nahm zu, bis ich dann irgendwann mal fragte, was los sei. Zwei, drei Frauen aus der Reisegruppe sagten mir dann, in einem unfassbar verachtenden herablassenden Ton, dass sie es umöglich fänden, dass ich jedesmal dieses Angeberteil draufschraubte, um mit der Kamera anzugeben.

Angeberteil? Draufschrauben? Hä!?

Stellte sich heraus: Die Kamera hatte – damals noch recht neuartig und deshalb selten – eine Sonnenblende in dieser „Tulpenform“, wie man auf dem Foto unter dem Link auch sieht, und wie sie heute bei vielen Objektiven dabei sind. Wenn man die Kamera wegsteckt, dreht man sie herum, damit es kleiner ist, und wenn man fotografieren will, pflanzt man sie auf wie das Bajonett. Weil die nun aber so tulpenförmig geschnitten ist, dachten die, das Ding ist nur zur Verzierung und zum Angebeten, wie der Fuchsschwanz am Manta. Die dachten, ich schraube das Ding drauf, um mit der Kamera anzugeben, das das Ding irgendwie so ein Gamer-Design ist.

Da habe ich das Ding abgenommen, einer in die Hand gedrückt und gesagt, sie solle mal durchgucken und die Form beschreiben. Auf die Idee, dass die Tulpenform entsteht, wenn man aus einem glatten zylindrischen Rohr einen rechteckigen Bildausschnitt im Seitenverhältnis eben des Bildes herausschneidet, und die Tulpenform einfach die Schnittmenge aus einem Zylinder (oder leichten Kegel) und einer Zentralprojektion eines Rechteck im Seitenverhältnis 3:2 ist, sind die überhaupt nicht gekommen. Als die dann da standen und sahen, dass das Loch beim Blick innendurch einfach rechteckig aussieht, sind denen schier die Sicherungen rausgeflogen. Das konnten die sich überhaupt nicht vorstellen, dass das auffällige Ding einen völlig sachlichen Grund haben könnte. Die haben das Ding und den Umstand, dass ich das häufig auf- und absteckte, allein unter sozialen Aspekten aufgefasst und eine soziale Handlung reininterpretiert. Dass das Ding einen optischen Zweck erfüllen, eine technische Funktion haben könnte, kam denen nie in den Sinn.

Und das merkt man heute ständig, dass viele Leute völlig blind gegenüber einer sachlich-technischen Funktion sind und in alles, was sie nicht verstehen, eine soziale Interaktion reininterpretierte, wie man früher irgendwelche magischen mystischen Bedeutungen gesehen hatte, wie Hexenwerk, was ja letztlich auch nur eine soziale Interpretation dessen ist, was man nicht versteht.

Nachtrag: Beachtlich ist ja auch, dass der Pilot nicht sagt, „Finger weg, sonst stürzen wir ab“, sondern ihr das sagt, als haben sie soziales Fehlverhalten gezeigt.