Die Nichtsnutzin
Ein Jammern und Wehklagen.
In der ZEIT beklagt sich eine, die nur überflüssiges nutzloses Zeug studiert hat und sich für kulturell wertvoll hält, dass sie keinen ordentlichen Job findet und sich von einer prekären Hilfsarbeit zur nächsten hangelt.
Schuld gibt sie reihum der Familie, der Klassengesellschaft und Herkunft, geheimen Codes der Reichen, nur nicht sich selbst.
Sie studierte Germanistik, Theaterwissenschaften, Geschichte. Aber eine Berufsvorstellung hat sie nicht. Irgendwie erwartet sie, dass der Traumjob sie ereile wie der Traumprinz die Prinzessin.
Ich veröffentliche Bücher, verfüge statt ökonomischem über kulturelles Kapital, ich arbeite und lebe in verschiedenen Ländern, ziehe nach Berlin, wo meine Kinder aufwachsen. Solange die Hauptstadt auch für Geringverdiener leistbar war, kann ich mich der Illusion hingeben, teilzuhaben. Als die Mieten steigen, teilt sich der Kreis, in dem ich mich bewege, in diejenigen, die auch über ökonomisches Kapital verfügen, und die anderen. Ich bin keine Erbin, Berlin nun zu teuer.
Ich will’s mal so sagen: Es gibt Leute, die von ihren Büchern ziemlich gut leben. Bücher zu schreiben ist im Prinzip ein Beruf. Was mögen das für Bücher sein, wenn selbst das so prekär ist? Warum sollte man Bücher von jemandem kaufen, der solche Zeitungsartikel schreibt? Ist der Artikel irgendwie interessant, spannend, gut zu lesen? Nein.
Sie jammert, dass sie von ihrer Familie keinen akademischen Hintergrund mitbekommen habe. Also quasi, dass sie nicht intellektuell geerbt hat. Was sie nicht schreibt: Warum sie so einen Mist studiert hat. Wie sie sich das eigentlich vorstellte. Wie sie auf die Idee kam, dass Studiengänge etwas taugen könnten, von denen man drei studieren kann.
Von einem Beruf, den sie habe, schreibt sie nichts. Wie so viele erklärt sie sich darüber, was sie studiert hat, aber nicht darüber, was sie ist, was sie kann, was sie tut. Manchmal hängt das zusammen. Wenn man Medizin studiert hat, ist man in der Regel Arzt oder etwas in der Art. Nach einen Jura-Studium wird man typischerweise Jurist, also Richter, Anwalt oder etwas in der Art. Nicht wenige derer, die Informatik studiert haben, sind dann als Informatiker unterwegs.
Aber welchen Beruf hat man nach einem Germanistik-Studium? Nach einem Theaterwissenschaftsstudium? Nach einem Geschichtsstudium?
Was erwartet die eigentlich? Dass die Gesellschaft sie für ihre Nutzlosigkeit finanziert?
Sie macht ihrer Familie Vorwürfe. Hätte sie aber auf ihre Familie gehört, hätte sie heute zwar kein Studium, aber einen Beruf, von dem sie leben könnte. Haben wir eigentlich Fachkräftemangel oder nur Arbeitskraftvergeudung?
Ein Leser meint, mein Artikel Wenn Geisteswissenschaftler Erdbeeren pflücken von 2016 passe genau dazu.