Ansichten eines Informatikers

Armer Raspberry Pi …

Hadmut
14.8.2023 17:03

Etwas aus der Zeit gefallen.

Heise jubelt gerade, dass der Raspberry Pi 4 mit 8GB wieder zu „normalen“ Preisen zu haben wäre. Ab 94,90 Euro.

Ich muss leider sagen, dass mir dafür inzwischen das Verständnis fehlt.

Denn zu den 95 Euro muss man noch

  • Versand
  • Netzteil
  • Gehäuse
  • Micro-SD-Karte

oder sogar noch eine andere Speicherlösung dazurechnen, wie etwa über die Argon-Gehäuse.

Das wird ziemlich teuer, und im Ergebnis hat man einen Rechner, der vergleichsweise schwach auf der Brust ist. Unter etwa 140 Euro kommt man da nicht weg. Netzteil günstigstensfalls so ab 7 Euro, Gehäuse kaum unter 20, eher nach oben, nochmal 15 bis 20 Euro für eine SD-Karte.

Ich habe mir neulich als Test- und Ersatzrechner so kleine NUC-ähnliche Rechner bestellt (Geekom MiniAir 11) mit

  • N5095 Prozessor
  • 8GB RAM, gesockelt, billig aufrüstbar bis 32 GB (DDR4 sodimm)
  • 256GB SSD, M.2 NVMe, billig aufzurüsten
  • Windows 11 (benutze ich zwar nicht, aber im Preisvergleich zu berücksichtigen)
  • Gehäuse
  • Netzteil
  • Versand

und habe im Sonderangebot 149,- gezahlt, gerade sind sie bei 159,-. Ganz normaler PC, auf dem man alles installieren kann. Und wenn man es lüfterlos will, findet man auf Amazon ähnliche ausgestattete Geräte mit 4 Ethernet-Schnittstellen, allerdings Barebone ohne RAM und SSD oder Wifi ab 200 Euro. Ein N5095 ist zwar auch nicht der Brüller, aber er reicht ohne weiteres, um einen 4K-Monitor dranzuhängen und solche Alltagsdinge wie E-Mail Lesen, Websurfen und so weiter zu tun.

Sorry, wenn ich es mal so direkt sage, aber: Ich halte den Raspberry Pi für preislich nicht mehr konkurrenzfähig.

War schön und lustig, aber der ist von den China-PCs derb überholt worden und krankt eben daran, dass es keine Standard-Hardware ist. Da nämlich gibt es Wettbewerb und günstige Preise.

Nur wenn man jetzt unbedingt einen kleinen, lüfterlosen Rechner braucht, der sehr wenig Strom zieht, oder eben die Kamera-Schnittstelle oder die Bastelschnittstelle, oder irgendwas laufen lassen will, was es nur für den Raspberry gibt, hat der Raspberry noch Vorteile. Aber selbst normale PCs bekommt man inzwischen kleiner als einen Raspberry (z. B. GMK).

Das Ding hat sich totgelaufen und die Corona-Dürre nicht richtig überlebt.

Was mich übrigens dabei auch stört:

Man bekommt inzwischen brauchbare FullHD-Monitore unter 100 Euro. Lass es mit Mengenrabatt einen sein, der noch eine Webcam, Lautsprecher, Mikrofon eingebaut hat.

Man könnte also mit etwas Mengenrabatt für unter 250 Euro (nehmen wir mal noch Tastatur und Maus mit dazu) einen trefflichen Schüler-PC hinstellen. Äquivalent auch als Notebook. Dazu dann ein Betriebssystem bauen so im Stil von ChromeOS, das sich selbst per Image aktualisiert und relativ vermurksungssicher ist. Da könnte man richtig tolle Sachen machen.

Ein Schulportal mit Zugriff auf Literatur, Unterrichtsmaterial, Schulunterricht als Video zum Abruf, selbst so etwas wie das, was wir früher „Sprachlabor“ nannten und in der Schule hatten, nur online mit Sprachlehreren. Oder meinetwegen sogar KI, die prüft, ob man etwas richtig ausspricht. (Der Raspberry war ja vor über 10 Jahren mal als Schul-Rechner gestartet.)

Aber irgendwie tut sich an dieser Front auch nichts.