Passfoto?
Wer blöd fragt, bekommt die Antwort, die er in Deutschland verdient hat.
Ich hatte ja schon mal über die Abenteuer beim Beantragen eines Personalausweises in Berlin berichtet. Was auf normale Weise ja auch nicht mehr möglich zu sein scheint.
Ich habe in nächster Zeit eine Behördentermin in Berlin.
Eigentlich versuchte ich schon seit über einem Jahr, einen Termin zu bekommen, aber das ging nicht. Man beantragt den Termin online, und online gibt es eben keine Termine. Als ich dann mal aber der 115 anrief um zu fragen, wie es denn nun überhaupt gehen sollte, war die Antwort, indem man die 115 anrufe. Obwohl es auch da lange dauerte, bis man jemanden dran hat, weil sie so überlastet sind. Während man online nur die Termine der nächsten 2 Wochen angeboten bekommt, die es nie gibt, geben sie einem unter der 115 Termine auf Monate voraus. Ich hatte also vor Monaten einen Termin gemacht, der bald mal ansteht.
Man braucht ein Passfoto.
Ich kann mich erinnern, dass ich beim Abenteuer um den Personalausweis erlebt hatte, dass man keine eigenen Passfotos mehr mitbringen darf, sondern sie die dort per Automat, dem sie selbst vertrauen, machen kann, damit die nicht manipuliert, gemorpht oder sowas sind.
Aber wie ist es nun hier?
Ich fragte an. Muss man eigene Passfotos mitbringen, oder werden die dort vor Ort im Behördenautomaten gemacht.
Und bekam sofort Antwort.
Guten Tag,
wir haben an unseren Standorten einen Fotoautomaten zur Verfügung, leider können wir nicht gewährleisten, dass dieser zum Zeitpunkt Ihres Termins funktionsfähig ist, da dieser doch mal Defekt oder auch beschädigt sein kann. Ich empfehle Ihnen sicherheitshalber die biometrischen Passbilder im Voraus zu machen und zu dem Termin mitzubringen.
Mit freundlichen Grüßen
Natürlich werden die Fotos dort eingescannt. Also lässt man sich irgendwo im Fotoladen mit der Digitalkamera Fotos machen, die dann ausgedruckt werden, damit man sie auf der Behörde wieder einscannt. Weil wir im Digitalland Deutschland Digitaldaten wie ein Foto übermitteln, indem wir es auf ein Stückchen Papier ausdrucken und wieder einscannen.
Man könnte freilich auf den – zu einfachen – Gedanken kommen, dass ich als Bürger Deutschlands oder Einwohner Berlins da einfach mal meinem Einwohnerstatus in einem Behördenautomaten ein Foto hinterlege (das Foto für den Personalausweis speichern sie ja sowieso), das für alle Arten von Dokumenten verwendet werden kann, die ein Foto erfordern. Da sind aber die IT-Systeme, die DSGVO, die Politik, die Gegebenheiten und irgendwelche Bürgerinitiativen dagegen.
An sich könnte man ja auch auf den Gedanken kommen, das Foto einfach über eine Webseite für den Termin hochzuladen. Aber das kann ja nicht nur die Webseite nicht, man kann ja auch keine Termine über die Terminvereinbarungsseite machen. Man muss anrufen. Die 115. Und telefonisch kann man keine Passbilder übertragen. Das heißt, an sich könnte man schon, Smartphones können sowas nämlich. Aber die 115 nicht. Ich habe schon mit dem Smartphone online einen Account aufgemacht und dabei mit der Smartphone-Kamera ein digitales Passfoto gemacht, bei dem die Software prüfte, ob ich den Kopf richtig in die Maske halte, damit er an der richtigen Stelle ist. Es geht schon. Und würde dann auch nichts kosten. Aber nicht mit deutschen Behörden.
Prozesse und Verfahren wie vor 100 Jahren, kaum über dem technischen Stand der Weimarer Republik.
Es ist alles so schlimm. So unfassbar traurig. Und ich bin ihr Opfer.