Ansichten eines Informatikers

Die ewige Wiederholung des immer Selben

Hadmut
24.8.2023 21:10

Fällt mir gerade wieder so auf.

Eigentlich ist es schon so etwa 15 Jahre her.

Damals, noch in einer anderen Stadt, hatte jemand von jemandem eine komplette Kopie seiner Musiksammlung bekommen, als das mit den MP3-Dateien damals gerade so aufkam. Ganz früher, so in meiner Jugend, hatte man sich ja noch Compact-Kassetten zusammenkopiert und in fünfter Kopie voneinander abkopiert. Dann aber wurde das Digital und man hat erst CDs gebrannt, und dann schließlich nur noch MP3-Dateien vom Computer zu Computer und auf die MP3-Spieler kopiert.

Und nicht mehr einzelne Songs oder besonders gute Kassetten, sondern gleich die ganze Sammlung weitergegeben.

Ich hatte mir also mit jemandem angehört, was er da bekommen hatte, anfangs in der naiven Hoffnung, dass ich mir da auch irgendwas kopieren könnte, und war bass erstaunt, wieviel schlechte Musik es gibt, und vor allem: Es hörte sich alles gleich an.

Es gibt da unzählige Bands, deren Namen ich noch nie gehört habe, die sich mit ein paar E-Gitarren auf die Bühne stellen und Geräusche entsetzlichster Natur produzieren, was ja an sich noch ginge. Aber: Es hörte sich alles gleich an. Da hat man dann irgendeine CD als rip gehört mit 10 oder 12 oder auch 16 oder 18 Titeln, und es hörte sich nicht nur ziemlich übel an – es war auch nicht zu unterscheiden, ob man gerade titel 3 oder 5 oder 8 oder 11 laufen lässt, weil sich alles exakt gleich anhört: Irgendwer grölt in das Mikro und irgendwer anderes schrabbert wie bekloppt auf einer Gitarre rum, ohne dass irgendeine Melodie oder so etwas zu erkennen wäre. Es hat mich damals nachhaltig beeindruckt, wie unglaublich schlecht und talentlos Musik sein kann. Wenn Ihr glaubt, es sei schlimm, wenn die Nichte oder Enkelin zu Weihnachten die Umgebung mit der Blockflöte quält – das ist nichts gegen Punk/Heavy-Metal/was auch immer, wenn sie Strom und E-Gitarren bekommen.

Das Schlimmste daran war aber eben die Eintönigkeit, dass die es schaffen, über mehrere Musik-CDs alles gleich klingen zu lassen.

Damals schon stellte sich mir die Frage, ob das vielleicht gerade das ist, was manche Leute wollen: Die endlose Wiederholung des immer selben. Hirn abstellen.

Inzwischen kommen mir unsere Politik und das Fernsehprogramm genau so vor wie damals diese Musiksammlung: Talentlos, schlecht, laut, entsetzlich, am Schlimmsten aber, dass alles immer nur die endlose Wiederholung des immer selben ist und man nichts mehr voneinander unterscheiden kann.

Diesen Effekt habe ich schon einmal beschrieben: Graffiti. Oder besser gesagt, die berlintypischen Schmierereien und Zerstörungen an jeder Hauswand. Als ob da irgendwer einem inneren Drang folgte, dass nichts mehr irgendwie unterschiedlich sein dürfte, alles nur noch ein Einheitsbrei, in dem alles gleich aussieht und keine Kanten, keine Strukturen, keine Flächen mehr erkennbar sind. Gerade so, als bemalte man die Häuser mit Tarnfleckmuster, damit man nichts mehr sehen muss.

Ist die Migration ein ebensolches Denkmuster?

Oft beschrieben, der gnadenlose Druck zur Eigenschaftsblindheit. Es ist immer die Rede von der Diversität, aber eigentlich betreibt man das genaue Gegenteil: Die Leute darauf abzurichten, die Gesellschaft nur noch als struktur- und kantenlose Einheitsmasse wahrzunehmen wie Graffitihäuser in Berlin. Es geht um das diametrale Gegenteil, nämlich die nicht Diversität, sondern gnadenlose Homogenität. Und weil man die tatsächlich (noch) nicht erreichen kann, sorgt man dafür, dass die Gesellschaft als homogen wahrgenommen wird, indem man ständig von Integration usw. faselt und jeden abstraft, der noch einen Unterschied wahrnimmt. Bis das „bunt“ nur noch als „grau“ wahrgenommen wird, weil nicht die Gesellschaft homogen ist, sondern die Wahrnehmung so abgestumpft, dass die Unterschiede nicht mehr groß genug sind, um noch durch die Wahrnehmungstaubheit hindurch erkannt werden zu können.

Mir geht die Frage durch den Kopf, ob unsere Gesellschaft, die wir so gerne „divers“, „weltoffen“, „bunt“ nennen, gerade von Leuten gemacht wird, die – ähnlich wie bei Graffiti und Vandalismus – eigentlich nur einem krankhaften Druck folgen, alles so zu versauen, bis wirklich alles völlig gleich aussieht, weil man es nicht mehr unterscheiden kann.

Ob man also so gerne von „Gleichheit“ und „Klassenlosigkeit“ und so weiter redet, weil das eigene Gehirn Strukturen und Unterschiede nicht ertragen kann.

Ob also, etwas weiter gesprochen, dieses ganze Gelinkse, dieser Marxismus, so etwas wie eine Selbsthilfegruppe der Unterschiedswahrnehmungskranken ist, und deshalb dieser Gleichheitsgötze enstanden ist.