Das (Unterhaltungs-)Fernsehen der näheren Zukunft
So wird es wohl werden.
Thomas Gottschalk will ja demnächst schon zum dritten Mal die letzte Wetten-Dass-Sendung machen. Irgendwo stand mal, dass er gesagt habe, dass die Zeit dieser großen Shows vorbei sei.
Da dürfte was dran und Gottschalk auch einer derjenigen sein, die Ahnung davon haben.
Dieses großen Shows haben sich nicht nur überlebt, es gibt auch kein Publikum für große Shows mehr, weil jeder heute so intolerant geworden ist und seinen Akzeptanzkorridor so sehr verengt hat, dass es, ganz egal, wie die Sendung aussieht, gar nicht mehr genug Leute gibt, die zusammen gas Gleiche mögen könnten, um ein hinreichend großes Publikum zu erreichen.
Als ich Kind war, war das alles noch normal.
Wünsch Dir was mit Dietmar Schönherr habe ich nicht mehr bewusst live miterlebt, da gab es ja damals den Skandal, dass welche fast in einem versenkten Auto ertrunken wären, weil was schief lief.
An den Goldenen Schuss mit Lou van Burg kann ich mich nur noch vage erinnern.
Dann aber natürlich Peter Frankenfeld, Musik ist Trump. Der große Preis mit Wim Thoelke. Rudi Carrell am laufenden Band. Bei Dalli Dalli mit Hans Rosenthal bin ich mir nicht sicher, ob das eine große Show war, weil das Studio ja relativ klein und bescheiden war, Quizshow eben. „Auf los geht’s los!“ mit Joachim Fuchsberger. Und so weiter und so fort.
Eigentlich mochte ich diese großen Shows nie.
Bestes Beispiel war „Verstehen Sie Spaß“. Ich fand die Sendung grandios, solange das keine Show war, sondern Kurt Felix auf einem Barhocker alleine im Studio saß, ein bisschen was zu jedem Film erzählte und erklärte, und dann die Leinwand runterklappte und der Film kam. Und dann machte man daraus so einen albernen Klamauk mit Karl Dall. Versteht mich nicht falsch, Karl Dall war nicht dumm, der hat nur auf dumm gemacht, um sich alles erlauben zu können. Karl Dall hatte nur einen Fehler, nämlich dass er nur selten witzig war. Ich fand die Sendung als Show aber schon immer schlecht. Das passt überhaupt nicht zusammen, aber man versuchte da irgendwie, die Filme die Showhandlung tragen zu lassen und umgekehrt, mit der Show zu verhindern, dass die Filme zu dicht nacheinander kommen. Ob das dadurch teurer wurde oder umgekehrt die Show das Geld reinbrachte, ist mir nicht klar. Aber vermutlich war das einfach notwendig, um die Sendung auf den wichtigen (und geldträchtigen) Samstag Abend schieben zu können, denn die bisherige Kurt-Felix-Hocker-Nummer war zwar gut, aber nicht abendunterhaltungstauglich.
Die große Show ist vorbei.
Und diese Florian-Silbereisen-Musikshows mit den immer selben Gestalten und diesen Belanglosigkeiten von Pseudomusik kann ich auch nicht aushalten. Generell nicht diesen ganzen Volksmusik-Zirkus mit dieser aufgesetzen Lederhosenfröhlichkeit. Schrecklich.
Wie aber sieht die Zukunft aus?
Ich hatte damals in meiner Stellungnahme für den Landtag Sachsen schon etwas geschrieben, nämlich dass ich mir das so vorstelle, dass es eine große Streaming- und Sendeplattform gibt, die nach gewissen Regeln für alle zugänglich ist, und nicht mehr von etwa den Linksextremisten des WDR kontrolliert wird. Beim Streaming gibt es keine Kanalknappheit, bei Youtube geht es ja auch. Und das, was die meisten Leute sehen, kann dann auch über die knappen Sendefrequenzen ausgespielt werden.
Ich bin die Tage über einen interessanten Beitrag gestolpert. Am 22.8. kam im Mittagsmagazin der ARD ein Bericht über eine Gruppe von Leuten, „Doktor Froid“, die einfach mal so eine Art Fernsehsender gegründet haben, Twitch als Geschäftsmodell. Was sie machen, wie sie es machen, womit sie Geld machen und wie sie sich dabei kaputt machen.
Ich habe nicht ganz verstanden, was eigentlich der Inhalt ihrer Sendung ist, und den Verdacht, dass sie das auch nicht wissen, aber es wird eingeschaltet und sie machen damit (zumindest hinterließ der Film bei mir den Eindruck) Geld.
Und was mir auch auffiel: Die setzen systematisch auf das Equipment von Blackmagic Design. Einer australischen Firma, die den Anspruch hat, Fernsehtechnik zu deutlich günstigeren Preisen zu liefern, und die zwar auch nicht frei von Tadel sind, aber das doch ordentlich hinbekommen. Ich habe einige Teile von denen und sehe darin Macken, aber doch das gute Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie sind ganz sicher nicht die Besten. Aber die mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Taugliche Technik zu erträglichem Preis.
Vor noch gar nicht allzu langer Zeit kostete eine Studiokamera in Fernsehqualität noch um die 400.000 DM. Mittlerweile bekommt man sowas von Blackmagick je nach Zubehör, Stativ, Objektiv ab etwa 2.500 Euro. Mit 4K. Im Film erwähnen sie eine Gesamtinvestition von etwa 250.000 Euro, um auf Sendung gehen zu können.
Und das hatte ich im Hinterkopf, als ich in der Stellungnahme gerügt hatte, dass Fernsehen in Deutschland immer teurer wird, während es in Australien günstiger wird, weil der ganze Technikkram immer billiger wird. Man bekommt heute zu amateurgängigen Preisen Technik, mit der vor ein paar Jahren ARD und ZDF noch nicht aufwarten konnten. Deshalb hatte ich geschrieben, dass Fernsehen eigentlich günstiger statt teurer werden müsste.
Ob das, was die da in diesem Film machen jetzt gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt. Das ist mir eigentlich egal. Sie haben Zuschhauer und Einschaltzahlen, und das zählt.
Aber was mir daran auffiel, war, dass die ziemlich genau dem Modell entsprechen, das mir da so vorschwebte. Nämlich kleine, kompakte Produktionsfirmen, die nicht in irgendeinem Korsett oder irgendwelchen politischen Inhaltsvorgaben des ÖRR stecken, sondern unabhängig und vergleichsweise günstig ihr Programm produzieren.
Was sie natürlich auch sagen, ist, dass die Arbeitsbelastung hart ist, dass die wirklich fast ständig senden müssen. Und dass sie das zerreibt. Das kann man machen, solange man noch jung und belastbar ist, und solange man damit auch noch ein junges Publikum hat, grundsätzlich ist das aber nicht einfach.
Trotzdem:
Ich sehe in solchen Modellen die Zukunft eines großen Bereichs der Fernsehprogramms, und zwar eben jenes Bereichs, in dem es um Reden in einem Studio geht. Politische Sendungen, Talkshows, Nachrichtensendungen und sowas.
Was die nicht können sind solche Sachen wie große Shows, Sportübertragungen, Außenberichte, aber das müssen sie ja auch nicht. Es reicht eigentlich – für den Anfang – wenn sie diesen Teil des Fernsehens übernehmen.
Und ich glaube, damit können solche Formate, wenn sie eine gewisse Mindestqualität erreichen, all die Georg Restles und Anja Reschkes einfach wegblasen.
Ich würde auch vermuten, dass beispielsweise Sportübertragungen künftig nicht mehr vom ÖRR, sondern von den Veranstaltern selbst produziert werden. War das nicht so, dass die Fußballvereine schon eigene feste Kameras in den Stadien haben? Das wird sich verfestigen, dass nicht mehr der ÖRR kommt, sondern dass sich die Verbände selbst ausstatten oder Dienstleister beauftragen, die sich dann auch auf die Sportart spezialisieren, oder das Zeug sogar fest installieren, und vielleicht sogar von (Ex-)Sportlern selbst filmen lassen, die noch in der Lage sind, da tempomäßig mitzukommen oder selbst irgendwas zu fahren, woran sich andere den Hals brechen würden. Das ist ja nicht selten, dass Sportler nach ihrer Karriere zum Fernsehen gehen, warum das also nicht vertiefen.
Nachrichtensendungen könnten bald von den Nachrichtenagenturen wie dpa selbst kommen.
Ich warte drauf, dass es eine Kita gibt, die da auch gleich ein Kinderprogramm produziert.
Ich bin überzeugt, dass unser Fernsehen in 5 bis 10 Jahren ein ganz anderes sein wird. Und dass wir den ÖRR – zumindest in dieser Form – nicht nur nicht mehr brauchen, sondern er sogar demokratiewidrig ist.
Unser Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk hat die rundfunkrechtliche Aufgabe, im demokratischen Sinne alle in der Bevölkerung vertretenen Meinungen abzubilden. Und unser Rundfunk ist dabei so schlecht, und die Technik nun so weit fortgeschritten, dass keinen Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk mehr zu haben dessen Aufgaben besser erfüllen würde als er selbst.