Ansichten eines Informatikers

Über Demokratie und Populismus

Hadmut
3.9.2023 13:13

Aus dem Reich der rabulistischen Doppelbegriffe.

Altes Steckenpferd dieses Blogs: Linke journalistischen Doppelbegriffe, um ein und dasselbe mal positiv und mal negativ darzustellen. Ich hatte das ja schon, dass wenn man Durchmischung als gut hinstellen will, man von der Diversität redet, und es dann, wenn es schief geht, auf die Heterogenität schiebt, und den Begriff der Diversität nicht zu beschädigen, beides aber dasselbe meint, nur das eine lateinisch und das andere griechisch. Das war mal so humanitäre Bildung, bevor wir alle gleich dumm sein mussten.

Ich habe gerade einen Teil des ARD Presseclubs gesehen, wo wieder mal Journalisten ihre berufstypische – berufskonstitutierende? – Dummheit, Borniertheit, Ignoranz, Ungebildetheit zu Markte trugen.

Ständig redet man von „Populismus“ (es ging um den Absturz der Ampel, die Krise der CDU und den Umgang mit der AfD.)

Populismus. Als Vorwurf.

Aber alle wollen sie natürlich Demokratien sein. Demokraten.

Demos und Populus bedeuten (praktisch, feine Unterschiede) dasselbe, nämlich das wählende Volk. Der Unterschied: Demos ist griechisch, Populus ist lateinisch.

Populus hatte im alten Rom, analog zur griechischen Demokratie (= Herrschaft des Volkes) eine konstitutierende Bedeutung für die Legitimation des Staates. Vox populi (wörtlich: Stimme des Volkes) heißt öffentliche Meinung. Vox populi vox Dei, wörtlich die Stimme des Volkes ist die Stimme des Gottes, bezeichnet das Prinzip, dass das Volk der eigentliche Souverän ist, in der Hierarchie ganz oben steht.

Auch mit nur Asterix-Bildung (kennt heute noch wer Asterix?) kennt man die S.P.Q.R.-Banner aus dem alten Rom, steht für senatus populusque romanus, wird teilweise sogar heute noch eingesetzt, steht noch im Stadtwappen. Es ist das Hoheitszeichen, gibt an, wer die Staatsgewalt ausübt: Die Regierung und das Volk von Rom.

Das hat etwas Geschichte, weil sowohl der griechische Demos, als auch der römische Populus anfangs nur die höheren Bürgerstände, die Patrizier (griechisch: πατρίκιος) meinten, patricius vom lateinischen Wort pater, patres (Vater, Vorfahren). Der linke dumme Meinungsbrei heute hält ein Patriarchat für eine Männergesellschaft, aber es meint eine Abstammungsgesellschaft, in der man den Bürgerstatus über Generationen erwirbt. Das hat sich dann aufgeweicht und den Begriff mit der Zeit auf alle Stände ausgeweitet.

Wichtig und wesentlich daran ist, dass Demos und Populus praktisch (mit den Unterschieden zwischen der griechischen und der römischen Gesellschaft) das Gleiche meinen, und beide zentrale Begriffe und konstitutierend für Demokratie sind. Im griechischen Wort Demokratie steckt es ja schon drin. Für das römische S.P.Q.R. müsste man schon etwas Bildung haben, besseres Gymnasium oder wenigstens Asterix.

Wenn also Journalisten, die sich für Demokraten halten und als solche ausgeben, vorgeben, für Demokratie einzutreten, dabei gleichzeitig und mit solcher Verachtung auf den Populismus schimpfen, dann zeigen sie damit nur, dass sie nicht wissen, wovon sie reden, und zu ungebildet sind, um ernst genommen werden zu können.

Man kann nicht für Demokratie und gegen „Populismus“ sein.

Vielen ist auch nicht klar, dass wir heute immer noch im „römischen Recht“ leben. Im englischsprachigen Raum heißt der Berufsabschluss der Juristen LL.M., Legum Magister, Meister des Rechts, und deshalb lateinisch, weil es sich auf das römische Recht bezieht – eben jenes, das auf S.P.Q.R. beruht. P für Populus.

Der Begriff der Lügenpresse ist nicht unberechtigt. Aber schlimmer ist deren schüttelnde Bildungsarmut.