Wann sich Arbeiten noch lohnt
Ein verbreiteter Denkfehler.
Wieder mal einer dieser vielen Artikel darüber, ob sich bei dem hohen „Bürgergeld“ das Arbeiten überhaupt noch lohnt: Bürgergeld statt Mindestlohn-Job? Gehalts-Check zeigt, ob sich Arbeit lohnt bei FOCUS.
Da rechnen sie vor, dass Mindestlohnempfänger und Familien mit einem Verdiener bei Arbeit
- Single 227 € mehr
- Alleinerz. mit 1 Kind 41 € mehr
- Paar 1.079 € mehr
- erst ein Paar mit zwei Kindern 1.720 € weniger
bekommen als mit Bürgergeld.
Das Bürgergeld lohnt sich rein finanziell nur dann, wenn Sie ein sehr niedriges Einkommen – also bestenfalls den Mindestlohn – haben und davon aber hohe Ausgaben für Miete und Heizung abdecken müssen. Das kann der Fall sein, weil Sie wie in unserem Rechenbeispiel eine große Wohnung für eine Familie bezahlen müssen, aber auch, weil Sie etwa in einer teuren Großstadt wie München leben oder einen weit überdurchschnittlich teuren Gasvertrag haben.
Das ist aber falsch.
Erstens, weil es bei einem Paar mit zwei Kindern schon zeigt, dass man mit Bürgergeld drastisch mehr Geld bekommt als mit Arbeiten, und damit bewiesen ist, dass sich nicht das Arbeiten, sondern das Kinderkriegen für Bürgergeldempfänger lohnt. Dann das Paar ohne Kinder kann ja auf einfache und allgemein bekannte Weise zu einem Paar mit 2 (oder mehr) Kindern werden. Da gibt es leicht verständliche Anleitungen im Internet. Und da ist die Differenz schon heftig, da wäre man gerade geradezu blöd, wenn man arbeiten geht.
Zweitens aber, weil „Arbeiten“ dabei immer nur als Entscheidung und nicht als Aufwand hingestellt wird.
Lohnt es sich, einen Monat lang, also im Schnitt 21 bis 22 Arbeitstage, je 8 Stunden plus Pendelei arbeiten zu gehen, um dann im Monat 41 oder 227 Euro mehr zu bekommen?
Das lohnt sich schon von den Beträgen nicht.
Dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass Arbeiten zu gehen ja auch Geld kostet, denn irgendwie muss man ja zum Arbeitsplatz kommen und braucht öffentliche Verkehrsmittel, Auto oder sei es nur ein Fahrrad, das ja auch Anschaffung, Reparatur kostet und ab und zu geklaut wird. Man braucht andere und mehr Kleidung, muss Proviant mitnehmen oder vor Ort etwas zu essen kaufen und so weiter. Diese Nebenkosten der Arbeit und der Zeitaufwand werden hier überhaupt nicht berücksichtigt. Allein schon die Nebenkosten fressen den rein rechnerischen Vorteil des Arbeitens schon auf.
Dazu kommen noch andere Unterschiede, die man kürzlich mal irgendwo vorrechnete, nämlich dass man als Sozialhilfeempfänger viele andere Vorteile genießt, wie Zuschüsse zu Klassenfahrten, Preisermäßigungen und so weiter. Ich glaube, Schulessen war auch ein Beispiel.
Schon rechnerisch ist das so nicht haltbar, und dazu kommt eben, dass man zu Arbeiten morgens aufstehen, ordentlich angezogen zur Arbeit kommen muss, um sich dann 8 Stunden lang abzurackern und sich mit Kollegen, Vorgesetzten, Kunden rumzustreiten.
Also schon bis dahin lohnt sich das Arbeiten im unteren Einkommensbereich einfach gar nicht mehr.
Noch schräger sieht das dann aus, wenn man die freie Zeit für Schwarzarbeit nutzt und dann nicht nur doppeltes Einkommen zusätzlich zum Bürgergeld hat, sondern darauf auch keinerlei Steuern und Abgaben mehr zahlen muss. Und das hatte ich schon beschrieben, dass etwa in Berlin eine komplette Schattenwirtschaft aus Schwarzarbeit besteht und nur noch die Dummen und Naiven volle – oder überhaupt – Steuern zahlen.
Man muss in den unteren Einkommensbereichen schon blöd sein, um überhaupt noch arbeiten zu gehen.
Und in den oberen Einkommensbereichen muss man blöd sein, dazu in Deutschland zu bleiben.