Stimmen im Kopf
Von der Fähigkeit, die eigenen Gedanken als Stimme zu hören.
Ich finde ihn gerade selbst nicht mehr, kann mich aber erinnern, dass ich vor einiger Zeit mal einen Blog-Artikel darüber hatte, dass man, was mich selbst sehr erstaunt hatte, herausgefunden haben wollte, dass überraschenderweise nur ein gewisser Teil der Bevölkerung in der Lage ist, die eigenen Gedanken als eine Art Stimme im Kopf wahrzunehmen, sich quasi mit sich selbst zu unterhalten. Vulgo: Nachzudenken.
Ich habe es nicht mehr so genau in Erinnerung, und hatte das Thema auch schon wieder vergessen, das aber damals wohl in den Kontext meiner Beobachtung gestellt, dass manche Leute auf mich den Eindruck machen, als würde ihnen ein Teil vom Hirn organisch oder funktional fehlen.
Gerade zufällig drüber gestolpert:
There are people who don't have internal narration? pic.twitter.com/7DenWsusNg
— Ian Miles Cheong (@stillgray) September 26, 2023
Das hat mich wieder daran erinnert.
Es scheint tatsächlich so zu sein, dass es eine Menge Leute gibt, die nicht nachdenken, sondern einfach ihre Umwelt „erleben“, und das dann nur sozial-moralisch einordnen, letztlich also nur noch Sklaven ihrer unterbewussten Funktionen sind, weil das bewusste Denken fehlt. Als wären sie nur Zuschauer im Kino, das den Film ihres Lebens zeigt, und manchmal heulen und manchmal lachen sie.
Es würde aber auch bedeuten, dass sich die Angehörigen dieser beiden (oder mindestens zwei) Denkkategorien jeweils auch kaum vorstellen können, wie das im Kopf des anderen zugeht.
Livescience hatte 2021 einen Artikel dazu:
This long-held assumption that all people rely on an inner voice was first challenged in the late 1990s, in large part by research led by Russell Hurlburt, a psychologist at the University of Nevada, Las Vegas. Hurlburt studied participants’ inner speech by asking them to wear a beeper. Whenever the device beeped, they had to write down what they were thinking or experiencing in their mind just before the sound. At the end of the day, they met with a researcher to go over their responses.
Perhaps the participant wrote down, “I need to buy some bread.” The researcher would then ask if that’s what they actually thought. “Or did you think ‘bread’? Or were you hungry, or was there a sensation in your stomach?” Lœvenbruck explained. With each meeting with the researcher, participants got better at articulating their true thoughts, she said. Eventually, this methodology revealed that some people had inner speech every time the device beeped, almost like “there’s a radio in their head,” Lœvenbruck said. But others had less inner speech than usual, and some didn’t have inner speech at all. They experienced images, sensations and emotions, but not a voice or words.
The lack of an inner monologue has been linked to a condition called aphantasia — sometimes called “blindness of the mind’s eye.” People who experience aphantasia don’t experience visualizations in their mind; they can’t mentally picture their bedroom or their mother’s face. Many times, those who don’t experience visualizations don’t experience clear inner speech, either, Lœvenbruck noted. You can participate in Lœvenbruck’s research on aphantasia and inner speech via a survey starting this month.
Das ist eine interessante Frage, ob dieses Fehlen der Fähigkeit, abstrakt, hypothetisch, kritisch zu denken und alles um sich herum nur irgendwie zu erleben, Einfluss auf das Weltbild und das politische Denken haben.
Ich hatte das ja oft beschrieben, dass eine Menge Menschen glauben, dass irgendwie so ein totales Paradies vom Himmel fällt und alle, die etwas sagen, was man nicht hören will, böse sind.
Kurioserweise gilt es ja immer als Dachschaden, wenn jemand „Stimmen hört“. Möglicherweise ist das größere Problem aber, sie nicht zu hören.