Ansichten eines Informatikers

Deutsche Comedy im Exil

Hadmut
14.10.2023 22:38

Ich war bei einem Abend deutscher Stand-Up Comedy. Auf Zypern.

Nikolai Binner hatte einen Bühnenauftritt hier in Paphos auf Zypern. Ich kannte den bisher nicht, und hatte den Hinweis von einem Leser erhalten, mir deshalb ein Ticket gekauft. Es gibt zwar immer wieder Konzerte und ähnliches auf Zypern, auch in Paphos, aber die Sache mit der Staatsanwaltschaft und jetzt noch Bundestag haben mich so viel Zeit gekostet und mir so viel Arbeit gemacht, dass ich zu gar nichts gekommen bin. Neulich habe ich schon Jazz-Festivals verpasst, und von der großen Konzertbühne am Castle im Hafen habe ich auch nur noch gesehen, wie sie abgebaut wurde. Wenigstens eine Veranstaltung noch ergattert.

Nikolai Binner ist politisch so gar nicht korrekt.

Das kommt einem heute und in meinem Alter so richtig erfrischend vor. Er macht Witze, die in meiner Jugend noch völlig normal gewesen wären, für die man heute gekreuzigt wird. Er hat wohl in allen Berliner Comedy-Clubs und, wenn ich das richtig verstanden habe, auch so ziemlich deutschlandweit Auftrittssperre in Clubs, besonders seit er etwas gegen Corona und die Impfung gesagt hat.

Außerdem ist wohl die Staatsanwaltschaft Berlin hinter ihm her. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit hätte ich das jedem als Negativposten angelastet, aber mittlerweile sehe ich das aus bekannten Gründen etwas anders, vor allem, wenn es um Äußerungsrecht geht und der Beschuldigte Deutscher ist, während in Neukölln der Antisemitismus tobt. Ich habe ja neulich aufgezeigt, dass die Staatsanwaltschaft Berlin da eine politische Abteilung hat, die Kritik an der Regierung und der verordneten Einheitsmeinung verfolgt.

Und obwohl der Mann in Berlin wohnt, trat er auf Zypern auf. Wohl eben, um noch frei auftreten zu können. Wobei schon gleich zu Anfang festgestellt wurde, dass alle Deutschen auf Zypern natürlich pro Migration sind und nicht dagegen.

Es war auch nur ein kleiner Abend, weil man als Comedian immer erst über die kleinen Bühnen tingelt, um seine Witze zu testen, ob die gut ankommen.

Ja, war unterhaltsam, viele gute und pointierte Gags. Es kam auch vor, dass Gags zu dem Resultat führten, sie auszumustern.

Und endlich mal nicht das Gefühl, dass alles unter dieser political correctness-Knute steht und Witze immer nur entlang des Mainstream und nur über Deutsche gemacht werden dürfen.

Ich halte es für völlig inakzeptabel und mit den (ehemaligen) Werten Deutschlands für völlig unvereinbar, wenn man ins Ausland gehen muss, um noch Comedy präsentieren zu können, die nicht vom linken Einheitsdiktat gesteuert und nicht nur in eine Richtung ausgerichtet ist, nur der Propaganda gegen Deutsche und Kritiker dient. In was für einem Zustand ist Deutschland, in was für einem Zustand sind die Berliner Bühnen angekommen? War Berlin nicht mal für die „Berliner Schnauze“ bekannt, der nichts und niemand heilig war und vor der einfach gar nichts sicher war?

Kann es noch deutlicher werden, dass die Berliner Bühnen keine Comedy, sondern nur noch Propaganda bringen, so witzig wie einst der Schwarze Kanal? Was ist aus unserer Meinungs- und Redefreiheit geworden? Während gleichzeitig die Straßen gerade voll von Antisemiten sind?

Ich habe immer mehr den Eindruck, dass die Berliner Bühnen, die deutschen Bühnen nur vorgeben, gegen Antisemitismus zu sein, aber in Wirklichkeit alle Kritiker der Entwicklung zu bekämpfen. Obwohl Binner sogar klarstellt, dass es ihm nur darum geht, Witze zu machen. Und mehr macht er, zumindest danach, was ich heute gesehen habe, auch nicht. Er betreibt keine Hetze oder Beschuldigung, wie all die Linken das in ihren Erziehungsprogrammen machen. Er macht Witze, deren Ziel der Lacher ist und die sich damit dann auch schon wieder erledigt haben, Unterhaltung eben. Er betreibt nicht dieses Einprügeln auf irgendeine Menschengruppe oder Meinung, wie man das von Links ständig erlebt.

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass man ihn gar nicht mal so sehr oder nur vorgeblich schneidet, weil er politisch nicht korrekt ist. Ich habe den Eindruck, dass man ihn als unerwünschte Konkurrenz sieht, weil er eben einfach Witze macht und das Publikum zum Lachen bringt, anstatt es, wie dieser ganze linke Komplex, erziehen zu wollen, es zu beschuldigen, ihm Gedanken und Handlungen zu verbieten. Im ganzen linken Umfeld bekommt man ständig gesagt, was alles verboten ist, was man nicht mehr darf, und was man muss, wird der aktuelle Stand der linken Ideologie transportiert. Binner dagegen ist nicht ideologisch. Der ist nicht das Gegenstück dazu von rechts. Der bringt stattdessen rüber, dass man einfach über alles lachen kann, und dass auch der geschmacklose und inkorrekte Witz geht, solange das Publikum darüber lacht. So, wie das früher einmal war. In meiner Jugend waren wir unpolitisch und haben Witz über einfach alles gemacht. Das eine hängt mit dem anderen zusammen. In dem Moment, in dem man politisch wird, gelingen Witze nicht mehr, weil sie zur Propaganda und Beschimpfung gerinnen.

Ich habe den Eindruck, dass die Berliner Bühnen Binner nicht mehr zulassen, eben weil er Witze macht, und nicht marxistische Erziehung als Unterhaltung und Humor ausgibt, als ob das Bühnenprogramm von Mielke freigegeben worden wäre.

Und die Freiheit am Witz umfasst eben auch, dass einem der eine oder andere Witz auch mal nicht gefällt, weil der Witz am Witz eben ist, dass er nicht an einer Linie ausgerichtet ist. Mist, ich finde ihn gerade nicht auf Anhieb. In den Social Media fliegt ein Cartoon herum, in dem eine Frau lacht, solange andere die Torten, Aufschrift „Joke“, ins Gesicht bekommen, aber sofort einen erbosten Artikel darüber schreibt, dass Witz zu weit gehen, wenn sie auch mal einen abbekommt. Der trifft das genau.

Oder anders gesagt: Wenn es politisch korrekt ist, dann ist es eben kein Witz. Dann ist es Propaganda.

Und wenn man für Witze ins Exil gehen muss, dann ist eigentlich alles zu spät. Dann sind wir wieder in einem Zustand, in dem wir schon zweimal waren, und aus dem wir auf normalem Wege nicht mehr heraus kamen.

Deutschland ist am Ende, und man sieht das auch an seinen Comedy-Bühnen.

Deutsche

Ich kann aber nicht umhin, ein andere Wort der Kritik loszuwerden.

Mir ist das früher auf Reisen immer so passiert, dass ich gern und offen Deutscher war, solange ich dort nur mit den Leuten des Landes zu tun hatte und nicht mit Deutschen. Immer wieder ist mir das passiert, dass mir das dann vergangen ist, wenn ich wieder am Flughafen war und in der Schlange beim Einchecken Deutsche mit ihrer lauten und trampelhaften, egozentrischen Art auffielen. Nicht alle, aber viele Deutsche können sich schlicht und einfach nicht benehmen. Nicht selten habe ich dann meinen Reisepass in die Tasche gesteckt und Englisch statt Deutsch gesprochen.

Ungefähr im ersten Drittel stand ein älteres Paar ostentativ auf und ging. Haben natürlich alle gesehen.

Ich finde so etwas unmöglich, wenn nicht gerade ein Totalausfall stattfindet. Da oben steht einer alleine auf der Bühne, gibt sich Mühe, die Leute zu unterhalten, macht das auch, und da ist es – ich weiß das ja von eigenen Vorträgen – ziemlich übel und bringt einen aus dem Konzept, wenn mittendrin Leute aufstehen und gehen. Sowas macht man einfach nicht. Wenn man da nicht alles toleriert, dann informiert man sich vorher. Und man kann dann durchaus hinterher auch mit einer schlechten Meinung und Kritik rausgehen. Aber mitten in der Veranstaltung rauszugehen, das empfinde ich als rotzig. So etwas macht man nicht. Die Leute wurden nicht erzogen, und in ihrem fortgeschrittenen Alter wird das auch nicht mehr möglich sein.

Ähnlich schräg fand ich, dass später, im letzten Drittel, zwei Frauen aufstanden und auch gingen, wieder den Eindruck erweckten, als gefalle es ihnen nicht. Sie meinten aber, die kämen ja wieder, und nach einer Weile kamen sie auch wieder. Was soll sowas? Ich weiß nicht, was die da machten, aber ich hatte den Eindruck, die mussten Rauchen gehen, weil sie es nicht aushielten, knapp zwei Stunden in einer Veranstaltung zu sitzen. Finde ich daneben.

Apropos Rauchen: Es gab dann auch (mindestens) einen, der das auch nicht aushielt, und immer wieder an seiner „E-Zigarette“, so elektrisches Dampfding, zog. Aus irgendwelchen Gründen glauben die Leute, das wäre irgendwie unbeachtlich, irrelevant, klimaneutral. Damit lag aber ständig dieser unangenehm bittere Gestank in der Luft. Ich weiß nicht, wie andere das wahrnehmen, aber für mich stinkt das belästigend. Das war auch mal Teil des Benehmens, dass man in geschlossenen Räumen, in denen sich auch andere aufhalten, nicht raucht. Auch nicht e-raucht. Warum schafft man das nicht mehr, zwei Stunden ohne auszukommen? Im Flieger von und nach Zypern geht es doch auch, oder kommen die mit dem Schiff?