Ansichten eines Informatikers

Der Passiv und das Satzschema Subjekt – Prädikat – Objekt

Hadmut
17.10.2023 12:52

Vom Geschwätz.

Altes Thema in diesem Blog: Das marxistische Propagandapassiv.

Wir kennen das schon vom Politikersprech mit der allgegenwärtigen Substantivierung, alles auf -ung, „Durchführung“ und so weiter, und was sich nicht substantivieren lässt, dass wird durch -bar adjektiviert. Dann ist etwas „verhandelbar“.

Vor einiger Zeit schon hatte ich eine andere Marotte angeprangert: Der ständige Gebrauch des Passivs, wo er nicht hingehört.

Normalerweise haben Sätze eine natürliche (man vermutet, sogar im Hirn als Abstraktion der Beobachtung von Vorgängen fest angelegten und sprachunabhängigen) Struktur nach dem Schema Subjekt – Prädikat – Objekt. Die Grundstruktur eines Satzes ist der Gedanke, dass irgendwer irgendwas an irgendwem macht. Frisst, tötet, bumst, fängt, küsst, was auch immer. Das dürfte der Ursprung des bewussten Denkens sein, nämlich in solchen Handlungsgrundtermen zu denken. X tut etwas an Y. Atomare Urgedanken.

Irgendwann im Altgriechisch-Unterricht im Rahmen meiner glücklicherweise doch nicht völlig vergeblichen humanistischen Schulausbildung habe ich gelernt, dass nur der in einer Passiv-Satzkonstruktion als Passivsubjekt auftreten kann, der auch aktivhandlungsfähig ist, weil das Passiv nicht einfach nur eine Umkehrung der Satzstruktur oder ein Weglassen des Subjekts ist, sondern eine andere Aussage enthält, nämlich das passive Erleben einer Handlung, die an einem von anderen vorgenommen wurde, und eben dieses passive Erfahren herausstellt. Weil es eben eine andere Aussage ist, ob man sagte, dass Susi Fritz wäscht, oder ob Fritz von Susi gewaschen wird. Weil der Schwerpunkt der Aussage in einem Fall auf dem Erleben von Susi und im anderen auf dem Erleben von Fritz liegt. Der Empfang der Handlung wird selbst als Handlung betrachtet. Und das geht nur, wenn man selbst auch aktivfähig ist. Deshalb kann ein Mensch gewaschen werden, nicht aber ein Auto. Ein Auto muss man waschen, das muss jemand tun. Also wird im Normalfall die Aktiv-Konstruktion verwendet, und wenn sich das Handlungssubjekt partout nicht beschreiben und eingrenzen, dann setzt man eben „man“ ein. Man wäscht ein Auto, indem man es nass macht und einseift.

Besonders im linken Umfeld gibt es aber einen geradezu krankhaften Zwang zu Passivkonstruktionen, die das Handlungssubjekt verschweigen.

Das hat zum einen mit der notorischen linken Sprachverkrüppelung zu tun, jenem Maß an Dummheit und Unbildung, das an der Komplexität unserer Sprache hoffnungslos scheitert, hat aber auch ideologische Gründe. Denn im Marxismus gibt es ja keine Individuen, keine einzeln Handelnden, weil alles nur Kollektive sind, die Opfer und Produkt der Einflüsse von sie auf außen sind. Marxismus ist inhärent auf Passivkonstruktionen angewiesen, weil jeder Aktivsatz der Ideologie per se widerspricht. Nur im Passiv lässt sich eine universelle Kollektivfeststellung wie „Frauen werden diskriminiert“ unter völliger Umgehung der Frage „von wem?“ formulieren.

Dem armen Schiff wurde zur Rettung der 900km weit entfernte Hafen Genua zugewiesen.

Von wem, erfährt man nicht.

Und warum das so bindend gewesen sein soll, dass man nicht in den nächstbesten Hafen um die Ecke fahren konnte, wird auch nicht gesagt. Denn eigentlich gilt etwas anderes, wenn Seenot herrscht. Bei Seenot wird immer auf dem schnellsten und kürzesten Wege geholfen. Das Konzept, Schiffbrüchige auf Weltreisen mitzunehmen, gibt es da nicht.

Ich habe nur den Sportbootführerschein, aber dass einem da irgendwie Häfen zugewiesen würden, wäre mir jetzt neu. Und wieso das dann gleich ein 900km entfernter Hafen sein sollte, ist mir auch nicht ersichtlich.