Ansichten eines Informatikers

Das impertinente Geschwätz des Journalisten Reinhard Mohr (Babyboomer)

Hadmut
3.11.2023 15:46

Wie Linke versuchen, ihren ideologischen Schwachsinn einer ganzen Generation in die Schuhe zu schieben.

Ich hatte ja schon einige Blogartikel zu den plötzlichen Rochaden und Positionswechseln im Themenbereich Antisemitismus. Jahrelang, jahrzehntelang haben Linke, der ganze linke Komplex, den Vorwurf des „Antisemitismus“ als Hebel verwendet, um politische Gegner auszuschalten, alles aus dem Weg zu hebeln, was ihnen nicht passt, und sich als die Guten, die „Antifa(schisten)“ aufzuspielen.

Und nun stellt sich heraus – falsch, nein, es stellt sich nicht heraus, denn bekannt ist es ja schon lange, jetzt ist es nicht mehr zu ignorieren, zu negieren und zu leugnen – dass es die Linken, die Sozialisten selbst sind, die den Antisemitismus neu errichteten und in gewisser Weise das Ziel der Nationalsozialisten fortführen. Ich hatte einiges über den Zusammenhang zwischen Nationalsozialisten und Palästinensern und zwischen Palästinensern und Linken sowie der DDR geschrieben. Ich hatte auch viel darüber geschrieben, dass uns mit den Begriffen „links“ und „rechts“ vorgegaukelt wird, dass es um zwei gegensätzliche Positionen gehe, das aber nicht der Fall ist. Tatsächlich unterscheiden sich „Rechte“ und „Linke“ nur in dem Detail der Frage, ob man national oder international agieren will, und wen man als die Feindgruppe ansieht. Links gegen Rechts ist kein Kampf diametraler Ideologien, sondern ein Bruderkampf.

Und ich hatte oft geschrieben, dass wir mit der Aufarbeitung des Holocausts oder der Shoa, all den Holocaust-Museen, den immer gleichen Fehler machen: Wir zeigen die Symbole, die rudelmechanischen Erkennungsmerkmale der Nazis, Hakenkreuze, Hitlergrüße, braune Uniformen, scharrende Sprache, aber nicht die Methoden, was im Hirn passiert. Denn ob die nun ein Hakenkreuz oder zwei Kringel hatten, ist doch letztlich egal, es geht darum, was sie getan haben, und wie sie es getan haben, um zu verhindern, dass es wieder passiert. Stattdessen wiederholt man die Fehler, indem man jemanden anhand seiner Merkmale als Feind markiert, nur statt der Juden mit ihren „krummen Nasen“ jetzt eben „Rechte mit ihren Hakenkreuzen“, um dasselbe Spiel zu wiederholen. Und es ist auch kein Wunder, dass sich beispielsweise die SED aus Ex-Nazis rekrutiert haben. Man änderte die zwei Details des Rassismus und des Nationalismus, weil mit dem Marxismus unvereinbar, und den Rest ließ man so, wie er war, und machte weiter.

Nun stolperte ich gerade über einen Artikel in der WELT: Wir Babyboomer stehen vor den Trümmern unseres antifaschistischen Kampfes

Meine Generation wurde politisch von der einen Frage geprägt: Wieso haben unsere Eltern die Schoah nicht verhindert? Heute, da wir in Rente gehen, wirkt unser Ringen aus der Zeit gefallen. Weil wir zu lange gar nicht merkten, dass der Antifaschismus längst die Seiten gewechselt hat.

[…]

Bald sind wir alle in Rente – wir, die ewigen Berufsjugendlichen, forever young. Wir waren diejenigen, die ihre Eltern immer wieder mit bohrenden Fragen konfrontiert haben: Was habt Ihr getan? Was habt Ihr gewusst? Warum habt Ihr es nicht verhindert? Wie konnte das bloß passieren? Was ist mit Eurem Schuldgefühl?

Wie immer die Antworten ausfielen – für uns ergab sich damals die geradezu heilige Selbstverpflichtung, ja der innere Schwur, in Zukunft jede Form von Antisemitismus und Judenhass zu bekämpfen, wenn schon all das Vergangene nicht mehr ungeschehen zu machen war.

[…]

Natürlich hatte ich mich schon seit der Gymnasiasten-Zeit mit dem Nationalsozialismus befasst, der immer häufiger „Faschismus“ genannt wurde, und die Frage aller Fragen verfolgte mich wie die meisten von uns ein Leben lang: Wie konnte das Volk der Dichter und Denker, die Erbengemeinschaft von Goethe und Schiller, Kant, Hegel und Heine sich derart dem Hitlerschen Wahn ergeben, sich an seinen Verbrechen, ob wissentlich oder unwissentlich, beteiligen, und vor allem der Verfolgung der Juden keinen wirklichen Widerstand entgegensetzen, von Ausnahmen abgesehen?

[…]

Die ersten linken Lehrer, die nach der Revolte von 1968 in den Schuldienst übernommen wurden – unser WiSo-Referendar war Maoist – hatten eine recht einfache Erklärung parat: Es war das „Großkapital“, Schwerindustrie und Banken, die Hitler an die Macht hievten, um ihre reaktionären Profitinteressen zu sichern. Das aber würde noch nicht die Begeisterung erklären, mit der Hunderttausende Deutsche aller sozialen Schichten schon weit vor 1933 an Hitlers Lippen hingen.

Dass kapitalistische Profitinteressen die Ermordung von sechs Millionen europäischer Juden erfordern, erschien auch nicht logisch, um das Mindeste zu sagen. Denn was immer unsere Väter und Mütter im Krieg getan hatten – mit den Zinserträgen der Deutschen Bank hatte das am wenigsten zu tun.

[…]

Inzwischen war der sozialdemokratische Hitler-Flüchtling Willy Brandt Bundeskanzler geworden, doch auch er entrann nicht den Anklagen, Repräsentant eines „neuen Faschismus“ zu sein, die die militante Linke im Umkreis der „Roten Armee Fraktion“ (RAF) lautstark erhob. Die nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 herrschende proisraelische Haltung der deutschen Linken war in ihr Gegenteil umgeschlagen.

[…]

Man trug Palästinenserschals und entlarvte Israel als kolonialistischen „Vorposten des US-Imperialismus“. Viele von uns sahen es immer noch nicht so, aber plötzlich erschienen die Palästinenser als Opfer und potenzielle Revolutionäre, während die Juden in die Täterrolle rutschten, gerade weil Israel als einzige und auch noch erfolgreiche Demokratie im Nahen Osten letztlich Teil der westlich-kapitalistischen Welt war, der die globale Revolutionsbewegung den Kampf angesagt hatte. Eine politische Achsenverschiebung, die bis heute nachwirkt.

Schon im September 1969 machte sich eine linksextreme Gruppe namens „Tupamaros West-Berlin“ um den Alt-Kommunarden Dieter Kunzelmann zu einem Trainingscamp der palästinensischen Terrorgruppe al-Fatah nach Jordanien auf, wo sie Jassir Arafat persönlich per Handschlag begrüßte.

Kurz darauf, am 9. November 1969, scheiterte ein Sprengstoffanschlag auf die Jüdische Gemeinde in der Berliner Fasanenstraße nur wegen eines technischen Versagens. Mit einer Bombe gegen Juden wollte der Anstifter der „Aktion“, Dieter Kunzelmann, den von ihm diagnostizierten deutschen „Judenknax“ überwinden. Bis heute ist dieses erste antisemitische Attentat der deutschen Linken eine kaum wahrgenommene Fußnote der Geschichte – ähnlich wie die ungeheuerliche Reaktion der RAF-Ikone Ulrike Meinhof auf das Olympia-Attentat der palästinensischen Terrortruppe „Schwarzer September“ in München 1972, bei dem alle elf israelischen Geiseln ermordet wurden.

Am 13. September 1972 schrieb sie jubilierend aus dem Gefängnis an ihren Anwalt Heinrich Hannover, dies sei „eine zutiefst proletarische Aktion“ gewesen, in der sich „alle Momente des revolutionären Kampfes vereinigt“ hätten – „gleichzeitig antiimperialistisch, antifaschistisch, internationalistisch“, von einem „Klassenbewusstsein“ getragen, „das sich seiner historischen Mission, Avantgarde zu sein, absolut bewusst ist“, und einer „Menschlichkeit“, die dem „faschistischen Imperialismus“ mutig die Stirn biete.

[…]

Der Antifaschismus hat die Seiten gewechselt und ruft nun „Yallah Yallah!“ statt „Nie wieder!“, allen Appellen und Sonntagsreden zum Trotz. Derweil ist der Antisemitismus in Gestalt der „Israelkritik“ geradezu schick geworden, ganz buchstäblich mit perfekt gezupften Augenbrauen und lackierten Fingernägeln, auf Prada-Schuhen und mit Gucci-Handtasche. Man kann darauf warten, bis irgendjemand den UN-Generalsekretär Guterres mit der Bemerkung paraphrasiert, auch Auschwitz sei ja nicht „im luftleeren Raum“ geschehen.

Und wir Babyboomer? Stehen ratlos vor den Trümmern unseres antifaschistischen Kampfes, der plötzlich furchtbar anachronistisch erscheint, wie aus einer anderen, untergehenden Welt.

Was für eine verlogene Unverschämtheit.

Jahrzehntelang hat eine aggressive Minderheit diesen linken Schwachsinn gezüchtet, und nun ging es schief und er will es der Generation der „Babyboomer“ in die Schuhe schieben, obwohl es mit denen nichts zu tun hat. Es ist der Schwachsinn der 68er, der Linken, der Frankfurter Schule. Absolut impertinent, wie der nun versucht, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben, aber es erinnert an die Corona-Rochade, in der man nicht nur den eigenen Standpunkt wechselte, sondern auch dem Gegner gleich einen neuen Standpunkt zuwies, um ihn beschuldigen zu können.

Wer ist der Kerl?

Laut Wikipedia:

Mohr studierte Soziologie in Frankfurt am Main. Er war dort Mitglied des AStA und schrieb als Autor für die dem Frankfurter AStA nahestehende Zeitschrift PflasterStrand. Nach dem Studium arbeitete er für die tageszeitung (taz), die Frankfurter Allgemeine Zeitung und den Stern. Von 1996 bis 2004 war er Kulturredakteur beim Spiegel, von 2006 bis Oktober 2010 freier Mitarbeiter für Spiegel Online. Unter anderem schrieb er Kabaretttexte für Michael Quast und Matthias Beltz. Mohr wohnt im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg.

Soziologie. In Frankfurt am Main. Frankfurter Schule. AStA. taz. FAZ.

Das ist diese linke, ideologisch völlig durchgeknallte und verstrahlte Szene, die seit Jahren alle als „rechts“, als „Nazi“ beschimpft, der ihren linken, brachialmarxistischen Zielen und Spinnereien im Weg steht, auch nur Kritik äußert.

Die nun haben ein Experiment gemacht. Ich erinnere an meinen Blogartikel von 2018 über die Ansage dieses deutsch-amerikanischen Yascha Mounk in den Tagesthemen, der da sagte

Zum Zweiten, dass wir hier ein historisch einzigartiges Experiment wagen, und zwar eine monoethnische, monokulturelle Demokratie in eine multiethnische zu verwandeln. Das kann klappen. Es wird, glaub ich, auch klappen. Aber dabei kommt es natürlich auch zu vielen Verwerfungen.

Und dieses Experiment ist gründlich schief gegangen. Es konnte nie funktionieren, weil es von den dümmsten Leuten unternommen wurde, die man in der westlichen Welt künstlich herstellen konnte. Die Soziologen- und Politologenfakultäten sind Dummheitsmeiler, die im Labor Dummheit von einer Reinheit und Intensität herstellen, die es in der Natur nicht gibt. Fast so, wie die Physiker im Labor Elemente herstellen, die es in der Natur nicht gibt. Nur mit dem wesentlichen Unterschied, dass das Zeug aus der Physik dann meist instabil ist und eine Halbwertszeit hat, während das Zeug der Soziologen wuchert und eine Verdopplungszeit hat.

Ich hatte damals schon die Frage gestellt, was die Abbruchbedingung des Experimentes ist, wie man das Experiment anhält, und wer für die Schäden aufkommt.

Eine Antwort gab es nicht, denn das Experiment wurde von „Wissenschaftlern“ unternommen, die nicht einmal über Elementarwissen verfügen, die gar nicht wissen, was ein Experiment ist. Die der ideologisch vorgegebenen Überzeugung waren, dass das Experiment nicht scheitern könne, weil es doch Marx, ihr Prophet, so vorgegeben hat.

Nun ist das Experiment nicht einfach nur gescheitert. Es ist total schief gegangen und außer Kontrolle geraten, ins Gegenteil umgeschlagen, vernichtet die ganze Gesellschaft, und keiner hat eine Abbruchbedingung oder einen Abschaltplan. Wir haben uns selbst zum Experiment der dümmsten Fakultät gemacht – oder machen lassen – die unsere Gesellschaft hervorbringen konnte.

Jetzt ist das Experiment explodiert, der Schaden total, der Laden brennt, und keiner weiß, wie man es löschen könnte.

Der Unterschied zwischen dem Dummen und dem Schlauen, so der Volksmund zu Recht, sei nicht etwa, dass der Schlaue keine Fehler mache, sondern dass er sie nur einmal mache. Hätten wir für 20 Pfennig Grips, hätten wir die Nazis nie wiederholt. Hatten wir aber nicht. Wir hatten stattdessen – grob geschätzt – für so ungefähr 20 Milliarden Soziologie. Und diesen Leuten fiel nichts bessers ein, als alle Nazi zu schimpfen, „Antifaschismus!“ zu schreien, und damit gleich das Vierte Reich aufzubauen, genau wie das Dritte, nur eben jetzt weltweit.

Hatte man nicht immer, ob in den Medien oder den Museen, auf die äußeren Erkennungsmerkmale der Nazis abgehoben? Hakenkreuze? Hitlergrüße? Die Farbe braun. Die Uniformen?

Denkt mal über das nach:

Ist das keine Uniformierung im Zeichen einer Ideologie? Ist das kein Faschismus?

Legen wir noch einen drauf: Die Hisbollah mit dem Hitlergruß.

Dieses Land war dumm genug, den größten Fehler der Neuzeit zu wiederholen. Weil wir geisteswissenschaftliche Fakultäten haben, die Dummheit von einer Reinheit und Intensität im Labor künstlich erschaffen, die es in der Natur so nicht gibt. Bei uns kann man in Dummheit promovieren und sogar eine Beamtenstelle dazu bekommen. Und jetzt haben sie das, wogen sie zu kämpfen vorgaben, neu aufgelegt.

Und nun geht es schief. Wie 1933, nur diesmal weltweit. Diesmal gibt es keine Alliierten mehr, die das Feuer wieder auspusten.

Und jetzt versuchen sie, diesen Epochalfehler, der aus dem linken Schwachsinn der geistewissenschaftlichen Fakultäten und aus dem Marxismus kam, einer Generation in die Schuhe zu schieben. Als wären die Generation der Babyboomer eine Rasse, der man die Schuld geben kann.

Ich hatte damals bei dem Blogartikel von 2018 über das Interview mit Yascha Mounk und dessen Aussage, dass man hier ein „historisches Experiment“ unternehme, „eine monoethnische, monokulturelle Demokratie in eine multiethnische zu verwandeln“, sofort das Gefühl, dass das historisch wichtig ist, weil man hinterher die Ursachen verwischen wird, wenn es schief geht, und es schiefgehen muss. Was bin ich froh, dass ich das damals aufgehoben habe. Denn jetzt ist genau das eingetreten. Das Experiment ging schief und explodiert gerade, und man versucht nun, die Schuld anderen zuzuschieben. Kurioserweise eben denen, der Generation Babyboomer, die man bisher immer als „alte weiße Männer“ beschimpft hat. Eben hat man sie noch als rechts beschimpft, jetzt beschuldigt man sie linken Handelns.

Wir erleben hier gerade Propagandalügen live, echt und in Farbe.

Denn nicht die Babyboomer sind schuld an dem Gesellschaftscrash, sondern die brachiale Idiotie des Marxismus, des Linkstums, des geisteswissenschaftlichen Elementarschwachsinns des Postulierens einer willkürlichen, zirkelschlüssigen, selbstreferenziellen und schlicht falschen Ideologie, ist – wieder einmal – gescheitert. So, wie sie immer scheitert, weil sie nicht funktionieren kann. Und immer suchen sie sich andere, denen sie die Schuld zuschieben.

Wie bei den Nazis. Hinterher will es keiner gewesen, soll es die ganze Gesellschaft irgendwie gewesen sein.