Ansichten eines Informatikers

Hannelore

Hadmut
15.11.2023 15:23

Ein Erinnerungsfetzen.

Geht gerade durch die Medien: Heinos Frau Hannelore ist gestorben.

Musste gerade an eine Begebenheit denken, auch weil doch am Sonntag gerade zu Loriots 100sten im Fernsehen auch der gezeichnete Sketch kam, wo er nur sitzen will.

Ich war vor vielen, vielen Jahren mal auf einer Hochzeit im Freundeskreis eingeladen. Irgendwo da in der Nähe von dem Ort, wo der wohnt und seine Konditorei hatte. Das Brautpaar hatte in einem etwas außerhalb und abseits gelegenen Cafe/Restaurant den Veranstaltungssaal samt Essen und dazu zum Umziehen und hinterher Ausschlafen noch ein Hotelzimmer gemietet, auch weil die Braut sich dann am späteren Abend aus dem Brautkleid pellte und zum Tanzen bequemere Klamotten anzog. Irgendwann nachmittags fragte mich die Braut, ob ich ihr kurz was helfen könnte, sie hätte noch was vorbereitet, was im Hotelzimmer steht, und brauche jemanden zum Tragen. Also bin ich mit der Braut (halt so im Brautkleid und ich natürlich auch fein angezogen) den nicht so öffentlichen Verbindungsgang zwischen Restaurant und Hotel entlang, Richtung Hotelzimmer, und wir hatten kaum gesehen, dass da neben im Abseits und mit wenig Licht ein Paar an einem Tisch saß. Cafe-Gäste. Der Mann an der Wand, die Frau am Gang. Wir hätten die eigentlich nicht beachtet. Aber als die Braut im Brautkleid an denen vorbei lief, gab es kein Halten: „Ach wie schön, eine Braut! Guck mal!“. Da saßen Heino und Hannelore. Eigentlich wollte der nur seine Ruhe und gar nichts von der Welt, einfach nur in Ruhe da sitzen und seinen Kaffee trinken, unbemerkt, unentdeckt, deshalb auch etwas im Abseits und wo man ihn normalerweise nicht sieht. Ich hätte da auch nichts gemacht, ich kenne die ja überhaupt nicht, und ich habe diesen Drang, mich mit irgendwelchen Promis zu fotografieren oder ein Autogramm zu holen, einfach gar nicht. Ich finde das so würdelos, so selbsterniedrigend. Hannelore konnte aber bei Brautkleid einfach nicht widerstehen, und dann ging das ganz große Getratsche los: Frauen unter sich, Hochzeit, Hochzeitskleid, Gefühle und so weiter, große Herzlichkeitserruptionen. Mir war’s leicht peinlich, aber es war ja ihre (der Braut) Nummer und ihr Tag, zumal ich auch klarstellen musste (wollte und konnte), dass ich nicht der Bräutigam, sondern nur traghelfender Gast war. Heino war’s wohl auch etwas peinlich, aber die beiden Frauen verstanden sich blendend, da hatten sich zwei gefunden. Ich habe sogar einen großen Heino-Gummibär von ihr bekommen, die hatte da für Kinder immer welche in der Handtasche.

Auf dem Rückweg kamen wir da zwangsläufig wieder vorbei. Er wollte da nur sitzen und in Ruhe seinen Kaffee trinken, aber Hannelore bestand darauf, dass er der Hochzeitsgesellschaft einen kurzen Besuch abstatte, und so geschah es dann, dass ich mit Braut und Heino wieder in den Veranstaltungsraum kam, und der da dann kurz, aber unter großem Jubel der überraschten Gesellschaft gratulierte und alles Gute wünschte. Und auch gleich wieder ging. Die anderen fragten mich dann überaus verblüfft, wie wir denn das fertig gebracht hätten. Die dachten, das wäre ein Gag von der Braut und mir gewesen. Wir haben dann nur gegrinst und getan, als wäre es so.

Musste ich gerade so dran denken. War so wie bei Loriot.