Von der Taktik und der absoluten Mehrheit

Prognosen und Strategien.

Die AfD könnte nächstes Jahr den ersten Ministerpräsidenten stellen. Wie das? In Thüringen liegt die AfD aktuell bei 34%. Aber noch viel wichtiger: 41% der Thüringer geben laut neuer repräsentativer Umfrage an, dass sie sich die AfD in der nächsten Regierung wünschen. Da FDP und…

— Neverforgetniki (@nikitheblogger) November 15, 2023

Nochmal als ganzer Text:

Die AfD könnte nächstes Jahr den ersten Ministerpräsidenten stellen. Wie das? In Thüringen liegt die AfD aktuell bei 34%. Aber noch viel wichtiger: 41% der Thüringer geben laut neuer repräsentativer Umfrage an, dass sie sich die AfD in der nächsten Regierung wünschen. Da FDP und Grüne beide nur bei 4% stehen und so aus dem Parlament fliegen, könnten der AfD diese 41% also zur absoluten Mehrheit reichen. Wenn also alle Thüringer die die AfD in der Regierung sehen wollen nächstes Jahr auch AfD wählen, dann stellt die AfD nächstes Jahr den Ministerpräsidenten, kann das Bundesland alleine regieren und kündigt dort direkt den Rundfunkvertrag auf.
Wie klingt das?

Wenn FDP und Grüne je 4% holen und damit effektiv 8% der Wählerstimmen wirkungslos machen und – zusammen mit den „anderen Parteien“, die auch nicht reinkommen – die Bezugsgröße für eine absolute Mehrheit von den theoretischen 100% auf unter 90% oder sogar 85% drücken, und durch die Zuteilung der Sitze dann die AfD tatsächlich in den Bereich einer absoluten Mehrheit käme und allein regieren könnte, dann werden all die Politikwissenschaftler, Parteistrategen, Journalisten und so weiter, der FDP und den Grünen raten, zur Landtagswahl nicht anzutreten und ihren Wählern zu empfehlen, stattdessen Linke, SPD, CDU zu wählen.

(Bevor Ihr mir schreibt, warum ich so blöd bin, die auf Ideen zu bringen: Da kommen die auch selbst drauf.)

Es wäre aber ein Brüller, wenn die Grünen in einem Bundesland erst gar nicht mehr antreten.

Allerdings glaube ich nicht, dass die Verhältnisse so ausfallen können, dass 41% schon zur absoluten Mehrheit und nicht nur zur stärksten Partei reichen. Denn da müssten schon rund 20% der Stimmen an der 5%-Hürde hängen bleiben, um die Bezugsgröße auf etwa 80% der gültigen Stimmen zu drücken. Bei der letzten Wahl war die CDU bei rund 22, die Linke bei 31 und die SPD bei 8,2 Prozent.

Natürlich wird das sinken, wenn die AfD mehr bekommt, irgendwoher müssen die ja kommen. Trotzdem könnte eine Koalition aus CDU und Linken – so schräg sich das auch anhört – immer noch mehr Stimmen haben.

Das ist aber alles sehr schwer vorherzusagen, weil man ja nicht weiß, was SPD und Grüne im Bundestag noch anstellen und wie es der SPD ergeht. Interessant wird das nämlich dann, wenn auch die SPD an der 5%-Hürde scheitert, und dann alle drei Ampel-Parteien rausfliegen. Dann ist erst Stimmung in der Bude. Dann würden nur CDU, Linke und AfD im Landtag sitzen. Und womöglich die Wagenknecht-Partei, die die Linke auch noch in zwei Teile spalten könnte.

Das könnte recht schnell auf eine Koalition aus CDU und Wagenknecht hinauslaufen, falls die das schaffen, in Thüringen anzutreten. Oder bis dahin dann doch CDU und AfD.

Auf jeden Fall: Es wird heiter und interessant. Und ein Landtag, in dem alle drei Ampel-Parteien an der 5%-Hürde hängen bleiben, wäre einfach ein Brüller.