ePerso
Gerade in der neuen iX gelesen:
Auch 13 Jahre nach Einführung des elektronischen Personalausweises haben nur 14 Prozent der Inhaber die elektronischen Funktionen schon einmal benutzt. Das sei aber ein Anstieg gegenüber 10 Prozent im Vorjahr – weil Studenten das für die Auszahlung der Energiepauschale von 200 Euro brauchten, die konnte man nur online mit dem ePerso beantragen.
Inzwischen gebe es 245 Anwendungen für den ePerso.
Ein Professor meine aber, der ePerso sei nicht nützlich genug, und es sei nicht die Aufgabe des Bürgers, ihn zu benutzen, sondern die Bringschuld des Staates, nützliche Funktionen zu bringen.
Das ist auch so ein typisches „Leuchtturmprojekt“, mit dem sich jemand politisch profilieren wollte, indem er irgendwas hinstellt (oder stellen lässt), und sich dann andere um die Nutzung und Anwendung kümmern sollen. Ich kann mich noch an die unwürdig-lächerliche Show erinnern, die man damals zur Präsentation abgezogen hat, Frauenquote war wieder wichtiger als alle Sachkunde, und das war es dann. Seitdem blubbert das Ding vor sich hin und man hat nie wieder etwas von den Protagonisten gehört – zumindest könnte ich mich nicht erinnern.
Industriemäßig wäre klar gewesen, dass der „product launch“ nur der Anfang ist, und dann kontinuierliche Pflege und Betrieb erforderlich sind, man sich da permanent drum kümmern muss – und vor allem das Ding erst auf den Markt werfen, wenn es funktioniert. Der Todesstoß war damals ja, dass man mit großem Brimborium das Ding bejubelt hat, und die Software dann jahrelang nicht funktioniert hat und/oder Schrott war. Ich habe damals versucht, das zu verwenden, und musste erst einmal 100 MByte runterladen – nur um mich mit dem Perso irgendwo anzumelden, was dann nicht einmal funktioniert hat. Meinen erste ePerso, der 10 Jahre gültig war, habe ich dann auch kein einziges Mal verwendet.
Ich kann mich noch erinnern, dass ich mich damals beeilt hatte, eine Computer Bild zu ergattern, weil es da einen USB-Kartenleser praktisch gratis (nur für den Preis einer BILD) gab, der sonst 30 Euro gekostet hätte, gesponsort von der Regierung. Und war sehr verblüfft, als ich eine Woche später, am letzten Verkaufstag, im Zeitschrifteneck im Supermarkt immer noch einen Stapel davon rumliegen sah – keiner wollte sie. Ich hatte mir deshalb noch ein paar gekauft, bevor sie dort als Retoure in den Shredder wandern, und die Dinger bis heute unbenutzt rumliegen.
Da hat man so richtig gemerkt, dass die Republik daran leidet, von Laien und Selbstdarstellern regiert zu werden.