Ansichten eines Informatikers

Pflichtfeld Mobilfunknummer

Hadmut
28.11.2023 14:42

Eine heimliche Personen-ID?

Fällt mir immer öfter und gerade eben wieder auf:

Wenn man Pakete – insbesondere aus dem Ausland oder über bestimmte Diensleister auch im Inland – bekommen will, oder inzwischen auch schon für die Verzollung, muss man inzwischen sogar zwingend eine Mobilfunknummer angeben. Ohne Angabe der Mobilfunknummer kann man das Webformular gar nicht mehr absenden.

Es ist inzwischen so, dass man ohne eine Mobilfunknummer keine Pakete, jedenfalls aus dem Ausland und mit gewissen Diensten, mehr mehr empfangen kann. Wer kein Handy hat, ist erledigt.

Angeblich, weil man da die SMS über den Sendezustand bekommt. Bekommt man manchmal sogar wirklich. Manchmal sogar den nötigen Abholcode. Andere schaffen das aber auch per E-Mail.

Auch immer mehr Webdienste, die mit dem Mobilfunk wirklich gar nichts zu tun haben, verlangen die Angabe der Mobilfunknummer.

Es kommt mir so vor, als hätte die Mobilfunknummer längst die Funktion einer internationalen Personenidentifikationsnummer übernommen.

Als ginge es darum, Menschen weltweit zu identifizieren. Als wäre die Mobilfunknummer eine Personenkennziffer. Zumal ja in vielen Ländern für die Vergabe die Identität geprüft wird. In Dubai gibt es zwar kostenloses WLAN in den U-Bahn-Stationen, aber kein freies: Man muss zum Einloggen seine Mobilfunknummer angeben. Und bekommt dann, ich weiß es nicht so genau, weil ich keine Mobilfunknummer aus Dubai habe, eine SMS mit dem Passwort. Damit die zu jedem WLAN-Nutzer wissen, wer das ist. Dabei ist es gar nicht so schwer, in Dubai an eine Mobilfunknummer zu bekommen: Bei der letzten Einreise bekam ich direkt an der Passkontrolle vom Beamten eine Mobilfunkkarte „geschenkt“, die allerdings nicht funktioniert hat und nicht in Gang zu setzen war. Die hatten noch irgendwelche Softwareprobleme. Allerdings kannten sie ja auch meine normale Mobilfunknummer, weil man die für den Corona-Test, den sie dort machten, zwingend angeben musste, um das Ergebnis per SMS zu erfahren. Ohne Handy kam man nicht ins Land. Und damit ist dann das ständige Tracking möglich. Viele Dubaier tragen ja sowieso nur dieses bodenlange arabische weiße Hemd/Kleid, das kaum Taschenkapazität hat, keine Jacke, keine Umhängetasche, nichts. Ich habe mich immer gefragt, wie die das machen, während ich immer eine Jacke vollgestopfter Taschen oder einen Rucksack mit Zeugs mit mir herumschleppe. Ich habe sie beobachtet. Die allermeisten Männer tragen nichts außer ihrem Handy mit sich herum, und mit dem zahlen sie auch. Die haben nicht mal mehr einen Geldbeutel dabei. Vermutlich öffnen sie auch die Wohnungstür mit dem Handy. Wie man mit dem Handy und ohne U-Bahn-Karte U-Bahn fährt, habe ich noch nicht herausgefunden, aber es gibt dort die Sitte, das Handy in einer der üblichen Handyhüllen aus durchsichtigtem Gummi zu haben, und die wichtigen Karten, die man überhaupt noch braucht, in dieser Handy-Hülle innen drin zu haben. Sieht man manchmal, wenn die das Handy in der Hand haben.

Einen ähnlichen Effekt, der allerdings wohl weniger auf Überwachung, als auf Pragmatismus beruht, beobachte ich auf Zypern. Dort nämlich gibt es Menschen aus so vielen Ländern mit so vielen Akzenten und so vielen Schriftarten – allein schon griechisch/englisch – für Namen und Sonderzeichen, dass die dort in den Läden für die Kundenkarte und den Kundenaccount erst gar nicht mehr nach dem Namen fragen, sondern nach der Mobilfunknummer. Auf Zypern ist man ohne Mobilfunknummer einfach gar nichts. Wichtiger als der Name. Ich werde da auch immer wieder komisch angeguckt, wenn ich sage, dass ich keine WhatsApp-Account habe, weil ein großer Teil der Privat- und sogar auch der Firmen-Kunden-Kommunikation dort über WhatsApp läuft, weil man da die Telefonnummer als Adresse verwenden kann, also damit jemanden auf seiner Telefonnummer anchatten kann. E-Mail-Adressen sind denen oft schon zu kompliziert und zu missverständlich, akustisch schwer zu übermitteln, wenn jeder einen anderen Akzent hat und anderen Dialekt schwätzt.

Ist das Handynetz das weltweite System für Personenkennziffern geworden, die überall angegeben werden müssen?