Ansichten eines Informatikers

Von der so überaus langen, langen Leitung der Journalisten

Hadmut
8.12.2023 23:24

Ein Twitter-Fund.

Das Thema hatte ich ja in letzter Zeit auch schon: Auf einmal schwenkt die Presse um und schreibt auf einmal Artikel über Migration, für die sie andere bis kürzlich noch als „rechtsextrem“ gebrandmarkt hat. Ich weiß nicht mehr, wer es war, aber irgendwer sagte neulich über einen Artikel im erzlinken SPIEGEL, dass man für diesen Text neulich noch als zu rechts aus der AfD ausgeschlossen worden wäre.

Zahrzehntelang haben die alles auf linksextrem geprügelt, und kaum merkt die Presse, dass das jetzt so anbrennt, dass man das nicht mehr flachhalten kann und man sich nur noch zum Clown macht, wenn es wirklich nicht mehr links weiter geht, schwenken die um und ändern die Ausrichtung. Selbst der linke Tagesspiegel hatte ja neulich seine Sprache wieder abgegendert, weil die Leute den Mist nicht mehr kaufen.

Doch was sehen da meine alten, leidgeprüften, vor Gram und Sorge schmerzenden, trüben Augen auf Twitter:

Hähä. Jo.

Was schreibt er da also?

Das Gefühl, von der Wirklichkeit umzingelt zu sein, deutet darauf hin, dass jene Fiktion von Wirklichkeit, mit der die Grünen ihre in den vergangen zwei Jahren weitgehend absurde Regierungspolitik rechtfertigen, als solche auffliegt.

Die offene Frage ist, inwieweit Habeck ahnt, dass diese privilegierte Vorstellung von Realität ein Spezifikum seiner Wählerschaft ist – oder eher das Problem jenes grünen Milieus, das Habeck selbst immer kritischer zu sehen beginnt. Selbst ihm, dem Intellektuellen, fällt wohl auf, wie wenig die allgemein akzeptierte Wirklichkeit mit der spezifisch grünen Realität zusammenpasst.

[…]

Sprache konstruiert Realitäten. Und es ist kein Wunder, dass die Grünen in Sachen Ideologisierung der Sprache (vielleicht nur noch vergleichbar mit der AfD) den umfassendsten Ehrgeiz aufbringen. Fast die gesamte linke Identitätspolitik entstammt einer sprachwissenschaftlichen Verirrung.

Insofern überrascht es nicht, dass die Linken – angeführt durch ihre linksbourgeoise Avantgarde, die Grünen – diese so umarmen. Der Glaube, die Realität durch Sprache gewissermaßen magisch zu verändern, ist ein Intellektuellen-Ding. Wie die Menschen sprechen (und damit denken) wird – Stichwort Gendern – ebenso Teil einer moralischen Generalmobilmachung wie die Definition dessen, was eine Frau, was Krieg und Frieden, was Anstand und was Hass und Hetze sei.

Ja. Das schreibe ich seit über 10 Jahren. Seit Anfang 2012. So ein paar vereinzelte Anfangsartikel sogar vorher. Und wurde dafür von der Presse, auch Poschardt, sofern überhaupt zur Kenntnis genommen, als „rechter Blogger“ abgestempelt.

Und auf einmal schreiben die alle nun das, wofür sie jahrelang andere als „rechts“ beschimpft haben.

Was effektiv heißt, dass der unterschied zwischen linken Journalisten und „rechten Bloggern“ ist, dass linke Journalisten eine um ziemlich genau 10 Jahre längere Leitung haben. Wenn’s denn überhaupt reicht. Denkt man an die Ära Merkel, muss die Leitung mehr als 16 Jahre lang gewesen sein.

Drollig dabei ist diese Erkenntnis:

Der Zorn gegen die Grünen, der auch unvernünftige Maßlosigkeit angenommen hat, gründet in jenem kulturkämpferischen Furor, den diese Partei und ihr vorpolitischer Raum mit einer Entschiedenheit, Brutalität und auch Bösartigkeit in die Gesellschaft eingespeist hat. Figuren wie Sven Lehmann und Ferda Ataman stehen dafür exemplarisch, Hunderte von WDR-Redakteur:innen und FU-Professoren hoppeln hinterher.

Ja, sowas schreibe ich seit Jahren.

Und genau dafür wurde ich von Leuten wie Poschardt als „rechter Blogger“ abgetan. Und jetzt schreiben sie, als würden sie bei mir abschreiben.

Die sprachlichen Realitäts-Konstruierer sind die größten Freunde des rot-grünen Projektes. Sie sehen in der Transformation der Gesellschaft, der Ökonomie, des Kapitalismus, der Globalisierung eine Chance, das Delta zwischen sprachlich konstruierter Fiktion der Wirklichkeit und der ganz allgemein so hingenommenen Wirklichkeit zu schließen.

So soll die Wirklichkeit näher an die rot-grüne Fiktion gebracht werden – ein echtes Elitenprojekt, zum Scheitern verurteilt. Weniger wegen der rechten Opposition dazu, die schon dafür gefeiert wird, zu sagen, eine Frau habe keinen Penis. Angesichts von Dutzenden Massenvergewaltigungen und Messerattacken sagen die nur „Danke Merkel“.

Sage ich seit Jahren.

In Europa sind es Konstantin Kisin, Alain Finkielkraut, Michel Houellebecq und natürlich die klugen Köpfe der WELT, die sich diesem Rechtspopulismus produzierenden Irrsinn entgegenstellen, der gleichzeitig die Konjunktur ruiniert und uns im Systemwettbewerb zurückwirft.

Huahahahahaaaaa.

Ohne es beschreien zu wollen, ist eine absolute Mehrheit in einer der Wahlen in Ostdeutschland für die AfD nur einen islamistischen Anschlag entfernt. Dann werden alle Kräfte der Mitte noch von ganz anderen Realitäten umzingelt. Dann wird es ganz eng.

Nöh, gar kein Problem. So schnell, wie Journalisten ihre Fähnchen in den jeweiligen Wind hängen, und auch umhängen, wird das dann als ganz normal dastehen.

Bleibt die Erkenntnis, dass „rechte Blogger“ einfach nur Leute sind, die 10 Jahre schneller kapieren. Ich hatte ja auch schon beschrieben, dass der Unterschied zwischen Linken und „Rechten“ ist, dass die Prognosen und Warnungen der „Rechten“ eingetreten sind, die Versprechungen der Linken dagegen nicht.

Bonus-Sahnehäubchen: Auch die „Verschwörungstheorien“ sind eingetreten und haben sich als richtiger erwiesen als das, was die Presse sagte. Und die Fakten waren auch richtiger als die Faktenchecker.

Schon weit leichtere Formen dessen, was man heute Journalismus nennt, nannte man früher „schwer von Begriff“.