Ansichten eines Informatikers

War Games

Hadmut
11.12.2023 17:33

Einer meiner frühen Lieblingsfilme.

Ich bin gerade über den Film „War Games“ mit Matthew Broderick gestolpert. Einer meiner Lieblingsfilme aus meiner Jugend. Von 1983. Schon so lange nicht mehr gesehen.

Einerseits finde ich es ergreifend, wie man damals Computer sah, und wie damals Computer waren. 8-Zoll-Disketten, einzelne Codewort-Register mit einzelnen Schaltern und dicken roten Leuchtdioden, Akkustik-Koppler, Terminalsitzungen am Mainframe. So eine Mischung aus Realität und rührend draufgepackter Drama-Phantasie von sprechenden Computern.

Ach, war das eine schöne Zeit, als man sich noch mit einem Terminal und einem Modem, gar Akkustikkoppler, in irgendwelche Unix- oder VMS/Vax-Rechner eingeloggt hat. Als da noch so ein Login:-Prompt kam und man sich durch die Menüs gehangelt hat. Das ist zwar auf Webseiten heute eigentlich auch nicht anders, ich habe schon vor Jahrzehnten gesagt, dass Webbrowser eigentlich auch nichts anderes als etwas modernisierte Block-Terminals sind, aber das war schon eine geile Zeit, als die Benutzerschnittstelle schlechthin noch libcurses war und man noch Window-Manager für 80×25-Terminal wie „screen“ entwickelte.

Sicherlich auch einer der Filme, die hauptverantwortlich dafür waren, dass danach alle Computer in allen Filmen Text schön langsam Zeichen für Zeichen (75 Baud) auf dem Bildschirm malten und dabei komisch dudeln. Das war zwar eine Zeit lang wirklich so, aber die Filmeindustrie weiß das ja nicht aus der Realität, sondern aus solchen Filmen.

1983 war das noch weit hergeholt, dass ein Computer da Spiele gegen sich selbst spielt und daraus Erkenntnisse zieht, und Spiel und Realität nicht mehr so ganz unterscheiden kann oder will.

Heute sind wir so weit. Heute haben wir KI, selbstlernende Computer, solche die mit uns quatschen, und vor allem, wie im Film, solche, die Spiele lernen, indem sie ganz viele der Spiele gegen sich selbst spielen. Hatte man nicht neulich irgendeine Sensation, die darauf beruhte, dass ein Computer nie etwas anderes gemacht hatte, als innerhalb der Spielregeln so lange gegen sich selbst zu spielen, bis er wusste, wie man das Spiel gewinnt und was die Taktik und Strategie dahinter ist? War das nicht neulich bei Go, das als schwieriger gilt als Schach?

Wenn ich es mir recht überlege, könnten wir genau solche Szenarien wie in diesem Film schon erlebt haben, beispielsweise beim Klima oder bei der Pandemie, die ja beide auf Simulationen und Prognosen beruhten.

Auch wenn der Film albern und technisch hoffnungslos veraltet, außerdem dramaturgisch so ein typischer 80er-Jahre-US-Schinken ist, oder vielleicht sogar gerade deshalb, halte ich den Film auch heute noch für gut – oder sogar für besser. Denn in der IT einen Film zu machen, der auch nach 40 Jahren noch immer irgendwie passt, ist gar nicht so einfach.

In einer Zeit, in der gerade alles blindlings dem KI-Trend hinterläuft wie neulich noch der Blockchain, davor dem Internet of Things, davor … davor … davor der Fuzzy Logic, könnte man durchaus mal drüber nachdenken, was eigentlich alles schief gehen kann, wenn lernende Systeme etwas treiben, was wir nicht mehr durchblicken.

Und auch die Frage stellen, ob man künftig damit hacken kann, Systeme auf falsche oder verzerrte Daten zu trainieren. Ob wir also Desinformation nicht nur über die Social Media verteilen, sondern auch indirekt über auf falsche oder verzerrte Daten trainierte KI.