Ansichten eines Informatikers

Mein Justizpostfach, Teil 2

Hadmut
18.12.2023 1:27

Ach.

Ich habe jetzt mal ein Schreiben an das Verwaltungsgericht Wiesbaden per „Mein Justizpostfach“ versandt.

Dazu musste ich es gleich nochmal neu anlegen, weil ich nämlich vorhin beim Schreiben des Blogartikels und der Suche nach der pkcs12-Datei auf dem Handy den nächsten Schritt, mich nämlich durch Hochladen der eben erzeugten pkcs12-Datei gleich wieder einzuloggen, nicht durchgeführt hatte, und deshalb zwar Erfolg gemeldet, das Postfach aber nicht angemeldet worden war.

Also nochmal, diesmal unter Linux mit der App im Hintergrund und dem Personalausweis im Leser aus der ComputerBILD von 2011 – und das hat jetzt – scheinbar – funktioniert. Genau weiß ich es freilich erst, wenn das Verwaltungsgericht darauf irgendwie reagiert, es also bekommen hat. Das Absenden war schon etwas überaufwendig, weil man viele Informationen angeben muss.

Das Dumme an der Sache ist nun Folgendes:

Im Prinzip kann mir da jetzt jede Behörde, jedes Gericht, jeder Gerichtsvollzieher, jeder Anwalt rechtsverbindlich irgendwas zustellen. Aber:

Das heißt, dass man das – vorerst – nicht mitbekommt, wenn da was eingeht, und deshalb ständig mit dem ganzen ePerso-Geraffels in das Postfach gucken muss, ob da was angekommen ist.

Meine Güte.

Ist das übel und gefährlich.

Ein Fax kann der Faxdienstleister zwar mitlesen, und er wäre grundsätzlich anfällig für DNS- und ähnliche Fälschungen im E-Mail-Versand, aber dafür bekomme ich das als E-Mail sofort mit, wenn ein Fax eingeht.

Somit ist die Kenntnisnahme eingehender Sendungen eben gar nicht gewährleistet. Und das halten die für „sicher“. Und machen es gesetzlich verpflichtend. Es gibt da zwar anscheinend auch drei Alternativprogramme von Softwarefirmen, aber die sind „kostenpflichtig“.

Mir erscheint das alles doch eher als auf die Schnelle zusammengestoppelt, wenig Konzept, viel Deadline. Soll ja 2024 Pflicht sein. Und das ist gerade noch eine Arbeitswoche abzüglich der Weihnachtsurlaubsabwesenheiten.

Eine zentrale Frage stellt sich mir aber: Warum hat man mit De-Mail vor 10 Jahren nicht genau da angefangen, wo man jetzt mit dem „Mein Justizpostfach“ mühsam herumwackelt? Hätte man De-Mail damals an eben dieser Stelle anfangen und ein paar Jahre üben und reifen lassen, hätte da was draus werden können.

Was hätte ich jetzt gemacht, wenn ich nicht vor 13 Jahren ein paar Hefte ComputerBILD gekauft und die Kartenleser 13 Jahre aufgehoben hätte? Mal gucken, ob die überhaupt noch angeboten werden. Und eigentlich sind diese Kartenleser ja auch nichts, weil die keine Tastatur und keine Anzeige haben, man also effektiv gar nicht weiß, was und wieviel man da authentifiziert, die Software kann ja alles mögliche treiben.

Was eine guter Gedanke ist, denn jetzt fällt mir gerade ein, dass ich vor Jahren, etwas später nach der ComputerBILD, noch einen ePerso Kartenleser (auch von REINERSCT) mit Tastatur und Display gekauft und gerade auch sogar auf Anhieb gefunden habe. Zeit, den jetzt mal einzusetzen.

Sagen wir es so: Hat etwas länger gedauert als die Nacharbeiten des BER.