Wenn die Erde ein Würfel wäre
Mir ging ein alter Artikel durch den Kopf.
Vor langer, langer Zeit habe ich mal überlegt, was denn wäre, wenn die Erde nicht annähernd kugel-, sondern würfelförmig wäre. Ungeachtet der Frage, wie ein Haufen Dreck, der im Weltraum zusammenklumpt und flüssig wird, zum Würfel werden könnte, aber mal angenommen es wäre so.
Es gäbe wohl die sechs Flächen, aus deren Sicht die Kanten sehr, sehr hoch, und außer durch Raumfahrt oder durch Klettern im Sauerstoffanzug nicht zu überwinden wären, weil sich vermutlich auf jeder der Flächen Luftblasen bilden würden, die über die Kanten nicht hinwegkommen. Ich habe noch einmal darüber nachgedacht, so unüberwindlich wäre das nicht, denn man müsste ja nicht fliegen, sondern könnte im Prinzip ein Geländefahrzeug bauen, das lediglich Luft wie ein Raumschiff oder U-Boot mit sich führt, und über die Kanten fährt. Aber im Prinzip gäbe es bis zur Verfügbarkeit fortgeschrittener Technik sechs Welten, die einander nicht erreichen könnten. Und vielleicht, solange es keinen Funk und ähnliches gibt, auch nichts voneinander wüssten, denn Segelschiff und so weiter geht ja alles nicht. Man könnte natürlich überlegen, was wäre, wenn genug Luft da wäre, um den ganzen Würfel einzuhüllen. Aber welcher Druck müsste dann unten in den Mitten der Flächen herrschen, damit über den Kanten noch atembarer Druck herrschte? Wäre die Luft da überhaupt gasförmig?
Ich will aber auf etwas anderes hinaus. Das ist mir jetzt nur so eingefallen.
Angenommen, die sechs Kontinente, Antarktis, Afrika, Asien, Australien, Amerika, Europa wären so getrennt gewesen, dass sie niemals miteinander hätten interagieren können. Was wäre da heute?
Die Antwort ist freilich: In den meisten nichts, weil dann Pflanzen, Tiere, Menschen nie dahingekommen wären. Auf einem Würfel wäre es denkbar, dass die Evolution gar nicht alle Flächen erreicht hätte. Oder auch völlig unterschiedlich, inkompatibel gelaufen wäre. Oder vielleicht auch einfach gar nicht. Würfel tot. Weil es vielleicht gar kein Wetter, kein Meer in unserem Sinne gäbe. Bei uns beruht ja viel darauf, dass die Luft um die Erde herum zirkuliert und auch das Wasser strömt.
Aber nehmen wir mal an, dass das erst nach einer gewissen Urzeit, also einer Grundbesiedelung in der Steinzeit, zu einer Zeit, als die ersten Menschen auch noch kein Wissen über die Kontinente hatten, passiert. Freilich sind die Indianer angeblich Asiaten, die da rübergewandert sind, und die Australier Afrikaner. Aber das hat ja Generationen gedauert (es gibt die Theorie, dass man unter günstigen Bedingungen mit dem Segelboot oder sogar einem treibenden Ruderboot und der richtigen Strömung innerhalb einiger Tage von Afrika nach Australien gelangen konnte), und die konnten sich ja schon recht schnell nicht mehr daran „erinnern“. Nehmen wir also an, es hätte die Kolonialisierung, die Weltreisen vor allem der Briten, Niederländer, Spanier, Portugiesen, Italiener, nie gegeben. Und auch keine Landstraßen. Irgendein Hindernis hätte die Kontinente nach ihrer Ur-Besiedelung strikt voneinander isoliert.
Wo stünden sie heute?
Was hätten sie wie weit entwickelt?
Angenommen, irgendwer würde dann heute so ein Fahrzeug oder Raumschiff entwickeln, das es ermöglicht, den anderen Kontinent zu erreichen und erstmals zu sehen, erforschen. Was für Leute würden da aufeinander treffen?
Wäre das immer noch eine Situation wie bei Christoph Columbus oder James Cook?