Steckt Testosteron hinter der Astrologie?
Mir kommt gerade ein Verdacht. Nur so ein Gedanke.
Ich schaue gerade im ZDF Leschs Kosmos, fast hätte ich Leschs Heckmeck geschrieben, weil es um Testosteron und „toxische Männlichkeit“ geht, um die Frage, was Männern zu Männern macht.
Es ging gerade darum, dass es drei wichtige Testosteron-Phasen im Leben des Mannes gibt, darunter im Mutterleib, die für die Ausbildung von Hoden, Penis, Gehirn und Temperament ursächlich sind.
Nun habe ich so einen Astrologiekindheitsschaden, weil mein Vater damals sehr abergläubisch und in solchen HokusPokus verschossen war. Ich hatte ja schon erzählt, dass ich Hadmut statt geplant Hartmut heiße, weil er meinte, dass „Hartmut“ zahlenmagisch ungünstig sei und er in einer Namensliste „Hadmut“ fand, was zahlenmagisch zu besseren Ergebnissen führe. Insofern habe ich den ganzen Kram mitbekommen und mich sogar mal damit befasst, wonach die Erstellung des Astrogramms an sich, also die Einzeichnung, wo die Planeten und so weiter standen, noch halbwegs astronomisch korrekt ist (es aber auch viele Rechenfehler gibt und das eigentlich auch keiner merkt und keinen interessiert, ob es denn überhaupt stimmt), aber die Interpretationen, was es bedeutet, wenn der Saturn im Trigon zu Venus und Jupiter ausgerechnet dann steht, wenn der Mond ins vierte Haus kommt und die Sonne am Horizont verschwindet, ist Humbug. Das wird halt so überliefert und geglaubt. Man kann das schon sehr genau ausrechnen, wo der Mars zum Zeitpunkt der Geburt stand. Aber es ist eigentlich nur eines: Egal. Es bedeutet einfach gar nichts. Zumindest, solange man nicht auf dem Mars geboren ist.
Trotzdem kam mir ein Gedanke.
Die Tierkreiszeichen.
Auch da konnte mir nie jemand astrologisch erklären, warum das ausgerechnet 12 seien. Freilich weiß ich, dass die 12 zu den magischen Zahlen gehört, seit die Menschheit rechnen kann, weil sie durch 2,3,4 und 6 teilbar ist, und irgendwie gefällig ist. 12 Stunden, abgeleitet die 60 Minuten und 360 Grad, ein Fuß hat 12 Zoll und so weiter. Die 12er-Teilung hat enorme Vorteile, wenn man handwerklich im Kopf rechnen muss und viel mit Brüchen arbeitet, und in handwerklichen Dimensionen bleibt. Das Dezimalsystem ist besser, wenn man auch in sehr kleinen und sehr großen Dimensionen rechnet und schriftlich oder mit dem Computer rechnet und nicht im Kopf. Merkt man ja heute noch, dass die Amerikaner gerne in 1/2, 1/4, 3/4, 1/8, 3/8 usw. teilen. Es hat seine Vorteile.
Aber es interessiert weder Mars, noch Mond oder Venus. Da oben sind weder Häuser noch Sternzeichen. Und der Jupiter kommuniziert und korrespondiert auch weder mit Mars noch Venus oder Saturn, solange wir dort keine Sender aufgestellt haben. Selbst wenn es so wäre, hätte es weit größeren Einfluss, wo die schwäbische Alb gerade steht. Ich habe aber noch nie ein Astrogramm gesehen, in dem die Schwäbische Alb eingezeichnet war, wo die gerade zum Zeitpunkt der Geburt stand. Ich könnte mich auch nicht erinnern, dass in Geburtsurkunden verzeichnet würde, in welche Windrichtung das Kind in die Welt gedrückt wurde. Geburt richtig Nord-Nord-Ost, aber mit einem Gefälle von 23°. Daraus ließe sich erechnen, weilchen Einfluss die Schwäbische Alb, der Taunus und die Dolomiten hatten.
Trotzdem hält man stark daran fest, dass die Sternzeichen etwas bedeuten und sich ein Steinbock anderes verhalte als ein Krebs oder ein Wassermann.
Nun geht mir gerade die Frage durch den Kopf, ob es vielleicht einen gewissen Zusammenhang zwischen der Fötus-Entwicklung und der Hormon- und Versorgungslage gibt, wenn doch das Temperament des Mannes von der Testosteronlage im Mutterleib abhängt. Anders gesagt, ob es die Charaktereigenschaften beeinflusst, wann die Mutter während der Schwangerschaft arbeitet, was sie isst, ob es kalt ist, ob sie – in der Zeit vor dem elektrischen Strom – tagsüber lange oder kurz arbeitet, der Arbeitstag lang oder kurz ist.
Ob also, alles in allem, die Jahreszeit über Temperatur, Licht, Arbeitsanforderungen, Ernährungslage und so weiter Einfluss auf die Entwicklung des Fötus nimmt, und man so etwas zu einer Zeit, als das alles noch sehr viel stärker ausgeprägt war als heute, man noch wirklich auf dem Feld arbeiten musste und im Winter hungerte oder in der finsteren Bude blieb, nur Eingemachtes essen konnte, Einfluss auf die Entwicklung der Mentalität, des Verhaltens, des Charakters hatte.
Vielleicht hat man da jahreszeitkorrelierte signifikante Charaktereigenschaften beobachtet und dann den wissenschaftlichen Grundfehler gemacht, nach einer Korrelation zu suchen und sie für eine Kausalität zu halten, und die Abhängigkeit vom Stand der Sonne unterstellt – was ja nicht einmal falsch wäre, weil die Jahreszeiten natürlich von der Sonne abhängen. Weil man sich aber die Hintergründe nicht erklären konnte, musste man wohl annehmen, dass es die Sonne selbst ist, die den Einfluss ausübt, je nachdem, wo sie gerade steht. Und weil man ein geozentrisches Weltbild hatte, folgerte man wohl, dass alles, was da oben rumfliegt und leuchtet, auch einen Einfluss haben muss.
Und dann kamen windige Geschäftemacher der Kategorie Soziologe, taten so, als seien sie sachkundig und verkauften den Reichen und Mächtigen Pseudoratschläge.
Ich frage mich aber, ob die Astrologie einen – vielleicht heute nicht mehr oder nur noch schwer messbaren – wahren Kern hat, weil die Jahreszeit über die Mutter Einfluss auf Bewegung, Temperatur, Hormone, Aktivität, Nährstoffmix und so weiter hatte, und es damit früher mal durchaus eine gewisse zu beobachten Korrelation zwischen Geburtstag und Wesenseigentschaften gegeben haben könnte, die man nur völlig falsch interpretiert und daraus dann die Astrologie gedichtet hat, die Astrologie damit letztlich nur eine schwer verirrte Disziplin der Pränatalmedizin und Endokrinologie ist, aus der dann der große Hokus-Pokus gewuchert ist, und an der nur eines stimmt: Der Stand der Sonne bei Geburt als Indikator der Jahreszeit für die relevante Entwicklungsphase des Fötus.