Ansichten eines Informatikers

Python

Hadmut
14.2.2024 3:06

Von Sprachkrüppeln.

Man hat in Berlin einen 4 Meter langen Tigerpython gefunden. Tot. Vermutlich erfroren.

Was arg ist, weil die Haltung von Schlangen über 2 Meter eine Genehmigung braucht, im hiesigen Raum so eine Genehmigung aber nicht erteilt wurde.

Vom Geschwätz dazu:

Was sie eigentlich sagen wollten: Ein Python ist es auf jeden Fall, und tot auch. Man will sich aber vergewissen, ob es ein Tigerpython ist und ob ein „heller“ oder „dunkler“, weil die hellen streng geschützt sind und eine Straftat gegen den Artenschutz in Betracht kommt.

Und um die Bevölkerung zu beruhigen, wollte man sagen, wie es bei T-Online steht:

Wegen der niedrigen Temperaturen sei die Schlange kaum bewegungsfähig gewesen, selbst wenn sie bis zuletzt noch gelebt haben sollte, so das Bezirksamt weiter.

Man wollte also nicht sagen, dass sie unabhängig vom Todeszeitpunkt kaum aktiv war, was Blödsinn ist, weil es eben nicht unabhängig ist, denn wenn sie tot ist, ist sie auch gar nicht mehr aktiv, nicht einmal mutmaßlich, sondern man wollte sagen, dass sie auch vor ihrem Tod schon nicht sehr aktiv gewesen sein und niemanden angegriffen haben kann.

Und „mutmaßlich“ verwendet man als Synonym für „angenommen“, dafür, dass gewisse Indizien dafür sprechen, um jemanden nicht wider die Unschuldsvermutung einer Tat so zu bezichtigen, dass man dafür verklagt werden kann.

Wenn man sich bei der Schlange nicht sicher war, dann ist es vermutlich ein Tigerpython und nicht mutmaßlich.

Was sind denn das für Sprachkrüppel?

Haben die alle einen Schrumpfwortschatz, der für jede Kategorie nur noch ein einziges Wort kennt, und bei dem die Kategorien immer größer und deren Zahl immer geringer wird? Ein Weltbild, das mit immer weniger Begriffen beschrieben wird?

Ich glaube mich so ungefähr erinnern zu können, ist schon sehr, sehr lange her, dass ich das mal gelesen habe, korrigiert mich, wenn ich falsch liege, dass die deutsche Sprache etwa 80.000 Wörter kennt, und sehr gebildete Leute einen aktiven Wortschatz bis zu 10.000 Wörter hinbekommen, so einige seltende Supercracks fast bis zu 20.000, während die Durchschnittsbevölkerung im unteren vierstelligen Bereich agiert, und Unterschichten mit mittlerem bis unterem dreistelligem Wortschatz auskommen. In Berlin wächst inzwischen zweifellos die Zahl der Exemplare mit zweistelligem Wortschatz, wobei die Abgrenzung zwischen den Wörtern da sicherlich auch nicht mehr leicht ist.

Man müsste wirklich mal Zeitungsartikel über lange Zeit erfassen und pro Autor den Wortschatz bestimmen.

Ich kann mich erinnern, irgendwo mal einen Vortrag von jemandem gehört zu haben, der über lange Zeit alle Online-Artikel einer Zeitung erfasste, und daraus dann erstaunliche Dinge ableiten konnte. Etwa wer mit wem ein Verhältnis hat, weil sie über lange Zeit hinweg immer exakt synchron in Urlaub waren (weil einige Zeit keine Artikel von ihnen erschienen).