Ansichten eines Informatikers

Wie ein Neurologe Bugs Bunny aus dem Koma holte

Hadmut
17.2.2024 17:22

Vom Hirn und seinen seltsamen Windungen im Allgemeinen und dem Gehirn von Bugs Bunny (Cartoon-Figur) im Besonderen.

Das Gehirn und wie es funktioniert ist ja eines meiner Lieblingsthemen.

Heute wollen wir davon sprechen, wie das Gehirn von Bugs Bunny, dem Cartoon-Hasen funktionierte. Der da:

Um dessen Hirn geht es heute. Und, wir sind nicht knauserig, auch das von Carl dem Coyoten. Und Tweety, dem Vögelchen, und auch dem Kater Sylvester. Und Yosemite Sam, Porky Pig, Duffy Duck.

Nicht zu vergessen, Barney Geröllheimer, Nachbar von Fred Feuerstein. Auch dessen Gehirn, und was man daraus lernen kann. Die hatten nämlich alle dasselbe Gehirn.

Denn der Synchronsprecher von diesen und so vielen Looney Tunes war ein gewisser Mel Blanc. Und Bugs Bunny persönlich hat ihm, seinem eigenen Synchronsprecher, das Leben gerettet.

Aus dem Artikel The Strange Day When Bugs Bunny Saved the Life of Mel Blanc

One of the best mod­ern exam­ples of this vir­tu­os­i­ty is Mel Blanc, voice of Bugs Bun­ny and near­ly all of the Looney Tunes car­toon gang. Blanc, who voiced more than 1,000 char­ac­ters, was famous­ly hard-work­ing. At one point in his career, he scram­bled from stu­dio to stu­dio around Los Ange­les to work on 18 radio shows in one week.

Dieser Mel Blanc hatte zu seinen Lebzeiten einen schweren Autounfall, wurde dabei schwer verletzt, und lag im Koma. Seine Familie schon um ihn versammelt, weil man das Schlimmste befürchtete. Er reagierte überhaupt nicht auf Ansprache. Keine Reaktion auf seinen Namen oder sonst gesprochene Sprache.

Bis ein Neurologe nach zwei Wochen (unter Zeugen) auf die Idee kam, ihn nicht unter seinem Namen Mel Blanc, sondern als Bugs Bunny anzusprechen.

Und Bugs Bunny antwortete. In der Bugs Bunny-Stimme.

Aus dem Artikel

One day, about 14 days after the acci­dent, one of Blanc’s neu­rol­o­gists walked into the room and tried some­thing com­plete­ly new. He went to Mel’s bed and asked, “Bugs Bun­ny, how are you doing today?”

There was a pause while peo­ple in the room just shook their heads. Then, in a weak voice, came the response any­one would rec­og­nize.

“Myeeeeh. What’s up doc?”

The doc­tor then asked Tweety if he was there too.

“I tot I taw a pud­dy tat,” was the reply.

It took sev­en more months in a body cast for Blanc to recov­er. He even voiced Bar­ney Rub­ble in the first episodes of The Flint­stones while lying in bed with a micro­phone dan­gling from above.

The Radio Lab piece includes excerpts from an episode of This is Your Life when Blanc’s doc­tor tried to explain how he revived his patient. “It seemed like Bugs Bun­ny was try­ing to save his life,” was all he could say.

Radio Lab fea­tures anoth­er neurologist’s opin­ion: Blanc was such a hard-work­ing pro­fes­sion­al that his char­ac­ters lived, pro­tect­ed from the brain injury, deep in his uncon­scious mind. The doctor’s ques­tion must have sound­ed like a director’s cue.

Essen­tial­ly, “Mr. Blanc, you’re on.”

Der Mann hatte eigene Bereiche im Gehirn für Bugs Bunny, Tweety und all die anderen angelegt, gerade so, als wäre es eine gespaltene Persönlichkeit. Und diese – erlernten – Bereiche waren auch im Koma noch ansprechbar, wollten „auf Sendung“, und machten es damit möglich, Mel Blanc aus dem Koma zu holen.

Das ist ein Effekt, den man auch von Künstlern kennt, Travestie-Künstler, Michael Jackson und so weiter. Das sind oft (nicht immer) privat ganz andere Leute, aber sobald die ihre Kostüme anhaben und auf der Bühne stehen, sind die wie verwandelt. Als ob die auf einen anderen Teil des Gehirns umschalten.

Und ich stelle mir die Frage, ob all die Politiker und Journalisten vielleicht denselben Effekt im Gehirn haben, ob es da zu einer erlernten Abspaltung kommt, sich also etwa der Nachrichtensprecher verselbständigt.

Es erscheint mir nicht unmöglich, denn bei Informatikern gibt es ähnliche Effekte, nur eben nicht auf Basis einer Persönlichkeitsverschiebung, weil Informatiker ja keine fremde Persönlichkeit darstellen, sondern in einer unnatürlichen, nicht-intuitiven, technisch-mathematischen Logik denken müssen. Von Bagger-Fahrern ist bekannt, dass sie irgendwann anfangen, ihre Baggerschaufel als Körperteil und den Bagger als ihren Körper aufzufassen. Ähnliches weiß man von Kampf- und Kunstflugpiloten, die irgendwann nicht mehr das Flugzeug steuern, sondern das Flugzeug sind. Erst dann werden sie richtig gut, selbiges mit Formel1-Fahrern. Auch im Kampfsport arbeitet man auf diesen Effekt hin.

Was ich mich nun frage: Kann es sein, dass Journalisten, Nachrichtenmoderatoren und so weiter, die eine Medienpersönlichkeit darstellen, diese „Persönlichkeit“ irgendwann entgleitet und sich verselbständigt? So eine Art Dr. Jekyll und Mister Hide? So wie in Spider-Man der Grüne Goblin, im Film gespielt von Willem Dafoe? Wie Norman Bates in Psycho?