Ansichten eines Informatikers

Das Bugs-Bunny-Gehirn

Hadmut
18.2.2024 14:54

Noch ein Detail.

Leserzuschrift:

Bugs Bunny

Hallo Herr Danisch,

einige Anmerkungen zu den verschiedenen Gehirnteilen:

Der Psychologe Bernt Spiegel ist seit seiner Jugend Motorradfahrer und hat sich intensiv mit den psychischen Vorgängen dabei beschäftigt. 1998 veröffentlichte er “Die obere Hälfte des Motorrads”, mittlerweile ein absoluter Klassiker. Er empfiehlt dort gezielte Übungen, damit Routinehandlungen aus dem bewußten Teil des Gehirns ins Unbewußte transferiert werden. Damit funktionieren sie nicht nur schneller, sondern man hat den bewußten Teil wieder “frei” für Lageeinschätzungen etc.

Genauso ist es auch beim Erlernen eines Instruments. Meine Geigenlehrerin sagte immer, daß “die Finger” es lernen müßten. Gerade bei Streichinstrumenten muß der Finger auf Zehntelmillimeter am richtigen Platz landen, damit der Ton stimmt; bei Blasinstrumenten sind es mehr Lippenspannung und Luftdruck, aber auch ungewöhnliche Abläufe für die Finger. In allen Fällen fängt man wohl beim Üben mit bewußter Steuerung an – das geht aber viel zu langsam und zu mühsam für eine Aufführung (abgesehen davon, daß man sich beispielsweise im Orchester oft gar nicht mehr selbst hört, also auch nichts bewußt steuern kann).

Ja.

Ich habe ja schon oft angemerkt, dass es mir häufig passiert, dass ich beim Schreiben von Blogartikeln Schreibfehler mache, indem ich Silben durch andere, ähnlich klingende ersetze, ohne es zu wollen, obwohl ich genau weiß, wie man das Wort schreibt und den Fehler beim Schreiben mit der Hand nie machen würde, und das ja auch keine orthographischen Fehler sind, sondern Silben durch etwas völlig anderes, aber ähnlich klingendes ersetzt werden, selten sogar zwischen englisch und deutsch.

Komischerweise kann ich dafür jetzt kein Beispiel angeben, weil mir das zwar schon oft passiert ist, ich es mir aber genausowenig merken kann wie Träume. Ich sagte ja schon, dass es kein bewusster Schreibfehler ist, und ich auch gar nicht darüber nachdenke, wie man das Wort schreibt, sondern sprachlich denke und die Finger schreiben das dann irgendwie von selbst auf der Tastatur, weil ich nicht mehr einzelne Buchstaben, sondern Silben und Worte als Bewegungsabläufe gespeichert habe, und die im Hirn offenbar nach Klang abgelegt werden. Es ist mir schon passiert, dass ich auf einer alten Tastatur, auf der die Tastenbeschriftungen abgewetzt und nicht mehr sichtbar waren, einzelne Buchstaben nicht gefunden habe, aber völlig problemlos flüssige Texte schreiben konnte, weil ich sowieso nicht hinschaue. Mir reichen die fühlbaren Markierungen auf F und J für die Position der Zeigefinger, der Rest geht von alleine.

Und ich bin damit nicht alleine, ich habe mal darauf geachtet und Schreibfehler dieses Typs, bei dem Silben durch welche ersetzt wurden, die ganz anders geschrieben werden, aber ähnlich klingen, auch schon in Zeitungsartikeln gefunden. Der zum Beispiel:

Der schreibt „weh unter Wasser“ statt „wie“. Genau solche Fehler meine ich.

Und es ist wohl so, dass wenn man sehr viel schreibt, das Schreiben auf der Tastatur aus dem bewussten Denken ausgelagert wird und sich ein eigener Prozess dafür bildet. Ich habe jetzt beim Schreiben dieses Satzes bei keinem einzigen Wort darüber nachgedacht oder überlegt, wie man es schreibt.

Ähnlich beim Autofahren. Meine ersten Autofahrten waren noch unheimlich anstrengend, da musste ich zwischendurch mal anhalten und Pause machen. Irgendwann passiert es einem aber, dass man ohne es zu merken und darüber nachzudenken routinemäßig irgendwo hinfährt, wohin man gar nicht wollte, dass man etwa aus Versehen zur Arbeit fährt, obwohl Sonntag ist oder man Urlaub hat, weil das Fahren ohne das bewusste Denken auskommt.

Interessante Effekte.