Ansichten eines Informatikers

Klein-Eritrea in Den Haag

Hadmut
19.2.2024 0:00

Wurde das bei uns eigentlich irgendwo näher erwähnt?

Laut Social Media gab es gestern ziemliche Randale in Den Haag, zwei rivalisierende eriträische Gruppen sollen sich da einen Privatkrieg mit Kollateralschaden geliefert haben:

Wenn man es googelt, findet man tatsächlich, dass praktisch alle großen deutschen Medien ein bisschen was darüber geschrieben habe, aber nur so Alibi-mäßig. Hätte ich nicht aktiv danach gesucht, wäre mir das nirgends aufgefallen. Nirgends habe ich das direkt gesehen.

Tagesschau: Schwere Ausschreitungen bei Eritreer-Treffen

Bei einem Treffen von Eritreern im niederländischen Den Haag ist es am Samstagabend zu schweren Ausschreitungen gekommen. Zwischen zwei Gruppen von Eritreern gab es heftige Auseinandersetzungen, bei denen Steine, Feuerwerkskörper und andere Gegenstände auf Beamte und die Feuerwehr geworfen wurden, teilte die Polizei in der Nacht mit.

“Es ist sehr wahrscheinlich, dass es zu einer Konfrontation zwischen regierungsfreundlichen und regierungsfeindlichen Eritreern gekommen ist”, schrieb die Polizei in einer Mitteilung. Eine der Parteien hatte demnach eine Versammlung in einem Veranstaltungsgebäude geplant, zu der auch Gegner kamen.

Die tragen ihre Eritrea-Streitigkeiten bei uns aus und legen Teile von Den Haag in Schutt und Asche:

Polizeiautos, ein Bus und weitere Personenwagen wurden von den Randalierern in Brand gesetzt und das Veranstaltungsgebäude schwer beschädigt, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Die Bereitschaftspolizei ging mit Tränengas gegen die Gewalttäter vor.

Der Bürgermeister verhängte am Ort der Krawalle den Notstand, was der Polizei weiterreichende Befugnisse gibt. Mehrere Menschen seien festgenommen worden, die Ermittlungen dauerten an, teilte die Polizei mit.

Vier Beamte sind nach Angaben der Polizei aus der Nacht verletzt worden. “Aus dem Nichts wurden unsere Kollegen mit sehr heftiger und schwerer Gewalt konfrontiert”, sagte Mariëlle van Vulpen von der Polizei Den Haag laut Mitteilung. “Es ist sehr bedauerlich, dass Kollegen verletzt und auch andere Helfer schwer bedroht wurden. Das ist inakzeptabel.”

Ja … nett. Wird aber kaum erwähnt. Stellt Euch mal vor, was los gewesen wäre, wenn „Rechte“ nur einen Mülleimer angezündet hätten.

Wobei sich mir die Frage stellt, was regierungsfreundliche Eritreer eigentlich in Den Haag machen, denn Flüchtlinge oder Verfolgte können sie dann ja wohl nicht sein. Werden die von Eritrea nach Europa geschickt, um regierungsfeindliche Eritreer hier zu verprügeln?

In letzter Zeit hatte es bereits in Deutschland und anderen Ländern immer wieder schwere Gewalt bei Treffen von Eritreern gegeben. Dabei trafen Unterstützer und Gegner der diktatorischen Regierung in dem Land am Horn von Afrika aufeinander.

Im vergangenen Sommer wurden im hessischen Gießen 26 Polizisten bei Krawallen auf einem Eritrea-Festival verletzt. Auch im schwedischen Stockholm oder in Tel Aviv in Israel gab es Ausschreitungen mit Dutzenden Verletzten.

Eritrea mit seinen rund drei Millionen Einwohnern liegt im Nordosten Afrikas am Roten Meer und ist international weitgehend abgeschottet. Seit einer in einem jahrzehntelangen Krieg erkämpften Unabhängigkeit von Äthiopien vor 30 Jahren regiert Präsident Isayas Afewerki in einer Ein-Parteien-Diktatur das Land.

Parteien sind verboten, die Meinungs- und Pressefreiheit stark eingeschränkt.

Das wird sicher lustig.

Ich hatte damals im Studentenwohnheim mal einen Eritreer auf dem Flur. Ein recht höflicher und gebildeter, man könnte fast sagen vornehmer, aber auch distanzierter und nicht leicht zugänglicher, wortkarger Mensch. Der zwar auch mal eriträisch für uns kochte, weil jeder mal für den Flur kochen musste, aber partout nichts von Eritrea erzählen wollte. Er ließ nur durchblicken, dass es dort sehr schwierig sei. Dabei war das meines Wissens damals noch lange nicht so kritisch war wie heute.

Ich kann mir vorstellen, dass Regierungsgegner aus Eritrea weg müssen.

Aber ich verstehe nicht, was Regierungsanhänger in Europa machen – außer Stunk.

Vielleicht aber belügen uns die Medien auch, wenn sie von „Regierungsfreundlichen“ und „Regierungsfeindlichen“ sprechen. Wenn ich das nämlich richtig verstanden habe, dann geht es dort keineswegs nur um politische Meinungsunterschiede, sondern, wie so oft und in so vielen Ländern in Afrika, um Streitigkeiten zwischen verschiedenen Völkern, die sich bekriegen. Das aber scheint man dann hier partout nicht erwähnen zu wollen.