Ansichten eines Informatikers

Smart City: Die „Digitalisierung“ von Pforzheim

Hadmut
27.2.2024 12:55

Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.

Ein Leser schickt mir ein Foto einer Stellenanzeige in der Zeitung und fragt an, ob man denn für „Smart City“ und „Digitalisierung“ denn einfach gar nichts mehr können muss, wenn sie sogar Soziologen nehmen und der sich erst noch einarbeiten kann:

Weiß ich nicht. Keine Ahnung. Steht ja nicht einmal da, worum es überhaupt geht. „Projektmanager“ – wofür?

Immerhin steht da, dass man die Kenntnisse in „Smart City“ (was auch immer die darunter verstehen mögen) entweder haben oder auch nicht haben, dann aber die Bereitschaft – nicht Fähigkeit – haben muss, sie sich anzueignen. Heißt: Sie nehmen jeden, auch wenn er doof wie eine Parkuhr ist.

„Projektmanager“ ist alles und nichts. Das kann Telefononkel sein, oder auch einfach nur der, der gar nichts macht und am Ende so tut, als sei er es gewesen, wenn es klappt, und als seien die anderen schuld, wenn es nicht klappt.

Dafür bieten sie sehr viel, herrvorragende Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Man muss zwar nichts können, und es ist unklar, was man da macht, aber das, wann man will. Und ein Fahrrad bekommt man auch.

Begleiten Sie uns auf unserem Weg zur agilen und digitalen Stadtverwaltung.

Boah. Mir hätte es ja noch entfernt gefallen, wenn da stünde „Gestalten Sie unseren Weg …“. Aber „begleiten Sie uns auf unserem Weg“ hört sich an nach „wir arbeiten und suchen noch Leute, die uns dabei zuschauen“. Was ja dazu passt, dass man nichts können muss.

Mir fallen aber andere Dinge daran auf.

  • Das Ding ist nicht explizit, nur implizit gegendert. Es gibt keine Genderform, aber man hat einfach alle gefährdeten Substantive und Partizipien weggelassen. Sie suchen keine Wirtschaftsinformatiker oder *?!Innen, sondern „Sie verfügen über ein abgeschlossenes Studium in …“.
  • Es steht nichts drin, dass Frauen, Trans, Lesb, Geschlechtsunglückliche bei gleicher Qualifikation bevorzugt eingestellt werden oder sowas. Entweder haben sie schon zu viele Frauen, oder sie trauen sich nicht mehr. Man könnte auf den Gedanken kommen, dass sie jetzt Männer suchen, das aber nicht reinschreiben können. Dagegen spricht die Soziologie. Echte Männer studieren keine Soziologie.
  • Womöglich steht die Soziologie unfreiwillig drin, weil die Politik Druck macht, dass man die Akademikerwracks irgendwo unterbringen muss.
  • Es stinkt gewaltig nach einem Versorgungsposten. Womöglich ist das nur eine Pro-Forma-Ausschreibung, die innerlich schon längst mit einem Vollversorgungsempfänger besetzt ist.

Ist mir letztlich aber egal. Wen interessiert schon Pforzheim?