Linksextremismus, die seltsamen Zustände in Berlin und das Gefangenendilemma
Kreuzberg, die ARD, Fragen und eine Theorie.
Erstaunlich, wieviele Sympathisanten die RAF hat:
Kreuzberg keeping it real pic.twitter.com/7vy2aPqW5I
— Paul Starzmann (@paul_starzmann) February 27, 2024
BREAKING NIUS: ARD-Reporter entdeckten RAF-Terroristin Daniela Klette, gaben ihre Informationen aber nicht an die Polizei weiter. https://t.co/51NOAaYL6z pic.twitter.com/szycampy1t
— Julian Reichelt (@jreichelt) February 28, 2024
Der Brüller ist wohl, dass Klette sich so sicher fühlte, dass sie unter ihrer falschen Identität sogar einen Facebook-Account betrieb und Bilder von sich postete, etwa beim Capoeira-Training. Normalerweise würde man ja annehmen, dass sich jemand in dieser Lage möglichst aus der Öffentlichkeit zurückhält. Es heißt aber, dass sie da nur mit persönlichen Daten geizte, aber mit Fotos wohl nicht.
Journalisten nutzten KI-Software
Genau das gelang ARD-Reportern im vergangenen Jahr bei ihrer Recherche für den Podcast „Legion: Most Wanted“.
In dem Beitrag wird Bellingcat-Journalist Michael Colborne beauftragtet, Klette mithilfe von alten Fahndungsbildern zu suchen. Colborne arbeitet mit einem Bildanalyse-Tool, das mithilfe künstlicher Intelligenz Gesichter abgleicht. Er ließ es durchs Netz laufen und erhielt zunächst vor allem die bekannten Fahndungsfotos von Klette. Doch dann tauchten vier Jahre alte Fotos von Klettes Capoeira-Gruppe auf Facebook auf.
Doch warum gelingt den Strafverfolgungsbehörden nicht, was Journalisten offenbar mühelos schaffen? Versuchten Sie es möglicherweise nicht einmal? Und: Warum gaben die Journalisten des rbb ihre Erkenntnisse nicht an die Behörden weiter?
Auf eine NIUS-Anfrage antwortet ein rbb-Sprecher: „Es sind keine Rechercheergebnisse an Ermittlungsbehörden weitergegeben worden, der Podcast selbst ist natürlich frei zugänglich.“
Brisant: Der Podcast wird nicht nur vom rbb und dem Podcast-Studio „Undone“ produziert – sondern auch vom NDR und damit von der öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalt, die auch die Tagesschau produziert.
Journalisten informierten Strafverfolgungsbehörden nicht
Die Journalisten hielten es aber offenbar nicht für nötig, die Polizei darüber zu informieren, dass mitten in Berlin eine gesuchte Terroristin als ganz normale Bürgerin lebte.
Der RBB hatte die schon per KI über Bilder aufgespürt, die sie selbst auf Facebook hochgeladen hatte.
Das wirft Fragen auf.
- Eine ist, warum Terroristen und Mörder in Kreuzberg so hohen Rückhalt haben.
- Eine zweite ist, warum der RBB und der NDR die Polizei nicht informiert haben.
- Eine dritte ist, warum die sich so sicher war, dass sie eine so hochriskante Aktion unternahm, ihre Bilder auf Facebook zu stellen.
Mir kommt da ein Gedanke.
Ist die vielleicht gar nicht verhaftet worden im engeren Sinne?
Könnte es vielleicht sein, dass da was anderes gelaufen ist? Dass die da mit Wissen und unter Aufsicht der Behörden gelebt und gewohnt hat, und die die nun gerade deshalb „verhaftet“ haben, weil der RBB ihr auf die Schliche kam? Könnte es sein, dass man befürchtete, dass andere von der RAF die RBB-Recherche mitbekommen haben und nun gerade Jagd auf sie machen könnten? Dass man sie deshalb aus der Schusslinie nahm und ja auch – kam ja im Fernsehen – im Panzerwagen transportierte, weil man fürchten musste, dass sie umgelegt würde, damit sie nicht auspacken kann?
Es gibt zwei wesentliche Gründe gegen diese Vermutung. Der erste ist, dass sie da ja angeblich schon seit 20 Jahren wohnte, danach aber noch Raubüberfälle begangen haben soll. Das würde nicht dazu passen, mit Wissen von Behörden da zu wohnen. Der zweite wäre, dass man ja gerade mit Nachdruck über Aktenzeichen XY usw. nach den dreien fahndete. Das würde nicht so ganz dazu passen, dass man schon gewusst hätte, wo sie ist.
Was mir allerdings auffällt, ist, dass die Polizei und Medien gerade etwas überauffällig von der Kronzeugenregelung reden. Die bietet man dem Kronzeugen an, aber schwafelt davon nicht in der Öffentlichkeit. Es sei denn, freilich, man will damit andere RAF-Leute aufscheuchen und durch die Blume sagen „Stellt Euch besser und erzählt uns was, bevor sie Euch verrät und wir Euch holen“.
Wisst Ihr, woran mich das erinnert? An das berühmte Logik- und Entscheidungsproblem namens Gefangenendilemma. Und in genau der Situation stecken diese RAF-Leute jetzt.
Aber sehr, sehr komisch ist das alles schon. Irgendwas passt daran gar nicht, ist da nicht rund. Allerdings kann man auch nicht erwarten, dass die Öffentlichkeit überhaupt, oder gar sofort, über wirklich alles informiert wird. Die Polizei wäre ja blöd, wenn sie alles ausplauderten, was sie wissen.
Ein Leser fragte an, ob ich der nicht schon mal begegnet bin, wenn ich nur rund 100 Meter weg wohne. Laut Pressemeldung kaufte sie auch noch im selben Supermarkt ein, genau der vor meinem Küchenfenster, den ich schon so oft im Blog erwähnt habe.
Wenn ich aber die neuen Bilder von ihr sehe, kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern, die schon mal irgendwo gesehen zu haben.
Das ist nicht ausgeschlossen, dass ich schon mal gleichzeitig mit der im Laden war, vor allem, weil ich vor Corona ja immer nur wenig, aber dafür oft eingekauft habe, immer nur, was ich für ein, zwei Abende oder Tage brauchte. Es ist sogar wahrscheinlich nach den 10 Jahren, die ich dort wohne. Trotzdem: Wenn mich jemand fragte, ob ich diese Frau schon mal gesehen hätte, würde ich mit Nein antworten. Ich habe jetzt zwar auch nicht so das supertolle Personen- und Gesichtergedächtnis, obwohl ich manchmal schon sehr gut darin bin, Leute wiederzuerkennen, auch wenn sie geschminkt sind. Aber deren charakteristisches Merkmal war ja die Asymmetrie der Augen, dass die linke Augenbraue etwas stärker hängt als die rechte. Und solche Asymmetrien im Gesicht fallen mir normalerweise schon sehr auf.
Schade eigentlich. In dem Supermarkt gab es vor Jahren mal eine bildhübsche Kassiererin, mit der ich an und ab etwas geflirtet habe. Potztausend, wäre das jetzt ein super Gesprächsthema gewesen.