Ansichten eines Informatikers

GABA und Autismus

Hadmut
26.3.2024 23:07

Erstaunlicher Leserhinweis zum Artikel über die Ängste junger Frauen von vorhin:

Ich hatte doch die Frage gestellt, ob Klimapanik wie etwa bei Greta auf den beschriebenen Mechanismus zurückzuführen sein könnten, wonach ein Überfluss an GABA den rationalen Teil des Gehirns lahmlegt oder ausbremst, und deshalb die Emotionen gewinnen.

Frappierender Leserhinweis dazu: GABAergic System Dysfunction in Autism Spectrum Disorders

Es besteht wohl ein direkter Zusamenhang mit Autismus.

Autism spectrum disorder (ASD) refers to a series of neurodevelopmental diseases characterized by two hallmark symptoms, social communication deficits and repetitive behaviors. Gamma-aminobutyric acid (GABA) is one of the most important inhibitory neurotransmitters in the central nervous system (CNS). GABAergic inhibitory neurotransmission is critical for the regulation of brain rhythm and spontaneous neuronal activities during neurodevelopment. Genetic evidence has identified some variations of genes associated with the GABA system, indicating an abnormal excitatory/inhibitory (E/I) neurotransmission ratio implicated in the pathogenesis of ASD. However, the specific molecular mechanism by which GABA and GABAergic synaptic transmission affect ASD remains unclear. Transgenic technology enables translating genetic variations into rodent models to further investigate the structural and functional synaptic dysregulation related to ASD. In this review, we summarized evidence from human neuroimaging, postmortem, and genetic and pharmacological studies, and put emphasis on the GABAergic synaptic dysregulation and consequent E/I imbalance. We attempt to illuminate the pathophysiological role of structural and functional synaptic dysregulation in ASD and provide insights for future investigation.

Demnach scheint auch Autismus auf ein Ungleichgewicht mit GABA zurückzuführen zu sein, aber im umgekehrten Sinne:

Recently, amounts of evidence using magnetic resonance spectroscopy (MRS) found that the lower ratio of GABA/glutamate (Harada et al., 2011; Kubas et al., 2012; Drenthen et al., 2016; Ajram et al., 2017), N-acetylaspartate/creatine, GABA/creatine, and glutamate/creatine (Kubas et al., 2012) in the frontal lobes, lower GABA/creatine levels in the anterior cingulate cortex (ACC) of patients with ASD than normal controls (Kubas et al., 2012; Cochran et al., 2015). The binocular rivalry dynamics exhibited in normal controls, which depend on the balance of inhibitory and excitatory cortical dynamics, is absent in participants with autism; these findings indicate reduced GABAergic action in the autistic brain (Robertson et al., 2016). The researchers have drawn a conclusion that children with autism have lower sensorimotor GABA levels via a tactile task detecting amplitude discrimination and frequency discrimination under the presence of an adapting stimulus (Puts et al., 2017). ASD patients exhibited lower GABA concentrations in the sensorimotor cortex, and the GABA concentrations were positively correlated with self-reported tactile hypersensitivity in adults with ASD (Sapey-Triomphe et al., 2019). It has been shown that children with autism showed higher GABA concentration in the bilateral visual cortex (VIS) which was found to be related to more efficient search and social impairments (Edmondson et al., 2020). Intriguingly, these results suggest that GABAergic system dysfunction in ASD patients, especially in children, was associated with higher cognitive function, including somatosensory function, search and social behaviors.

A recent investigation found that there was a negative correlation between thalamic GABA and autism-spectrum quotient (AQ) in male participants with autism, while the thalamic GABA levels were positively correlated with AQ in female participants (Fung et al., 2021). These results indicate that GABA levels might correlate with autism symptom severity in a gender-specific way. Considering the high clinical heterogeneity of autism, the altered GABA system might be more pronounced for a specific subtype of clinical ASD.

Es ist etwas widersprüchlich, denn zunächst erwähnen sie zu niedrige GABA-Konzentrationen bei ASD-Patienten, dann aber höhere, allerdings mit einer Erwähnung der Störung der Rezeptoren.

Das müsste man alles mal genauer durchlesen, aber es klingt hochinteressant, gerade nämlich weil sie schreiben, dass es da auch Geschlechtsunterschiede gibt, und ja bekannt ist, dass deutlich mehr Männer als Frauen Autisten sind.

Es scheint also so zu sein, dass GABA und Glutamat die Hirnaktivität steuern, und bei Angstpatientinnen GABA zu hoch ist und sie deshalb ihre Ängste nicht kontrollieren können, während bei Autisten auch irgendwas an der GABA-Steuerung nicht funktioniert. Könnte es also sein, dass Frauenangst und Autismus beides Symptome derselben Ursachenfamilie sind, sie nur eben bei Frauen eher in die eine und bei Männern eher in die andere Richtung laufen?

Von Greta heißt es ja, dass sie autistisch sei, aber eben auch unter Klimaangst leide.

Sind das vielleicht gar keine zwei verschiedenen Eigenschaften, sondern nur zwei Symptome desselben Problems?

Das ergreift mich jetzt vor allem aus einem bestimmten Grund: Ich hatte nämlich im Blog schon oft die Vermutung geäußert (z. B. hier), dass das Gegenteil von Linken nicht etwa die Rechten seien, sondern Autisten.

Besteht der Zusammenhang in der GABA-Steuerung? Macht dieselbe Ursache, eventuell über das zuviel und zuwenig, sowohl Linke als auch Autisten?

Ich zitiere mich mal selbst aus einem anderen Blogartikel dazu: Der fehlende innere Dialog – so ähnlich wie „split brain“ – etwa „Konfabulation“? Da ging es ja darum, dass Leute sich selbst nicht beim Denken wahrnehmen können – etwa weil das Denken über den GABA-Mechanismus einfach abgeschaltet ist?

Das ist mir in der Form noch nicht so explizit in Bezug auf „innerer Dialog“ aufgefallen, aber es würde genau passen und exakt meine Beobachtungen von diesen vielen linken und feministischen Veranstaltungen erklären, dass die Leute dort überhaupt nicht in der Lage sind, die eigenen Standpunkte zu überprüfen, zu validieren, zu revidieren.

Die glauben irgendwas, und wenn andere das nicht so bestätigen, fühlen sie sich zutiefest ungerechnet behandelt und schreien wie Kinder, die keine Bonbons kriegen. Sie sind überhaupt nicht in der Lage, den eigenen Standpunkt einer kritischen Nachprüfung zu unterziehen, tun aber so als ob, indem sie das simulieren, meist mit alberner, oberflächlicher Rhetorik, die ihnen rein verbal das Gefühl – notfalls per Niederbrüllen – verleiht, der Stärkere und Ranghöhere zu sein.

Und genau den Zusammenhang zwischen Amygdala und Asperger, dass ich nicht Rechte, sondern Autisten für das Gegenteil von Linken halte, habe ich ja schon oft beschrieben. Im Prinzip halte ich Linke für von einem ähnlichen Problem wie Autisten betroffen, nur andersrum, mit dem anderen Teil des Gehirns. Möglicherweise haben Autisten und Linke dasselbe Problem, nämlich die Unfähigkeit, die Informationen und Ergebnisse verschiedener Teile des Gehirns richtig und im richtigen Verhältnis zusammenzumischen – die einen schalten das eine auf Durchzug, die anderen das andere.

Autisten haben ja auch oft das Problem, dass sie unter einer Reizüberflutung leiden und nicht damit klarkommen, wenn zuviele Reize auf einmal auf sie einstürmen, ob akustisch, optisch oder wie auch immer. Auch das könnte vielleicht mit einem fehlerhaften Mischungsverhältnis der Einflüsse verschiedener Teile des Gehirns zu erklären sein.

2021 geschrieben. Manchmal staune ich über mich selbst.

Könnte es sein, dass ich damit genau richtig lag?

Dass also Linke und Autisten letztlich am selben – oder entgegengesetzten – Problem leiden, nämlich einer Störung des GABA-Glutamat-Regelkreises, der anscheinend dafür zuständig ist, die Aktivititäten und Intensitäten der Hirnteile, vor allem des rationalen und emotionalen Teils.

Dass also Linke und Autisten beide Betroffene einer Störung an derselben Stelle sind?

Autisten – und mir haben auch schon viele autistische Leser geschrieben, ich hatte in dem Zeitraum, als ich darüber geschrieben habe, erstaunlich viele Autisten unter den Lesern – schriebe und bestätigten mir, dass sie die Emotionen und Gesichtsausdrücke anderer nicht auf natürliche Weise lesen können, sondern mühsam lernen müssen, Gesichter mit erlernten Mustern zu vergleichen, um erkennen zu können, welche Emotion sie ausdrücken. Oder sie eben auch an einer Reizüberflutung leiden und deshalb Stille, Ruhe, Regelmäßigkeit haben wollen.

Könnte es also sein, dass da in manchen Bereichen – etwa das Erkennen von Gesichtsausdrücken, das ja über die Mustererkennung in der Amygdala abläuft – deshalb schlecht sind, weil das Mischungsverhältnis von Amygdala zu rationalem Hirn nicht stimmt, und die das rationale Hirn völlig übersteuern, es deshalb auch verwenden müssen, um Amygdala-Funktionen zu ersetzen?

Zur Erinnerung: Frauen sind besser und schneller als Männer darin, Gesichtsausdrücke zu erkennen und zu deuten. Männer sind öfter Autisten, einem sehr ausgeprägten Gegenteil davon. Und sie sagen, dass sie Reizüberflutung und Unregelmäßigkeiten nicht mögen – etwa, weil sich das rationale Gehirn ungezügelt, ungebremst damit befasst?

Es gab mal im CCC-Umfeld eine Autistin, die hat mir sogar mal geschrieben, die mit einem T-Shirt rumlief, das ihr ihr Freund drucken ließ, und auf dem eine „Bedienungsanleitung“ stand, wie mit ihr umzugehen sei. Dazu gehörte, dass man sie nicht anfassen darf, weil das eine so starke Reizüberflutung sei, dass sie „einfrieren“ kann. Fehlt es da an der Bremse, die alles im betriebsfähigen Zustand hält?

Wer sich mit der Systemtheorie in Informatik oder Elektrotechnik etwas auskennt, weiß, dass nur die negativ rückgekoppelten Systeme stabil sind, also solche, die von selbst abklingen, die gedämpft sind. Systeme, die positiv rückgekoppelt werden, übersteuern, schaukeln sich selbst hoch. Könnte es also sein, dass wir GABA brauchen, um die Aktivitäten der Neuronen im richtigen, funktionsfähigen Maß zu halten, es da so einen funktionsfähigen Korridor gibt, in dem uns der Regelkreis und damit funktionsfähig hält, und dann Autisten nach oben abhauen und in die Übersteuerung gehen, während Feministinnen und ähnliche Angstgestörtinnen am Gegenteil leiden, nämlich der Unterfunktion des rationalen Teils bis zur Drosselung auf Null?

Könnte es also sein, dass wir nur dann richtig funktionieren, wenn dieser Regelkreis dafür sorgt, dass die Neuronalaktivität in einem gewissen mittleren Bereich bleibt?

Dass es dem Autisten im Prinzip geht wie einer gezündeten Atombombe? Dass also der Zerfall eines Atoms ab einer gewissen Masse dazu führt, dass die Kettenreaktion sich aufschaukelt und einen Lawineneffekt aus angestoßenen und zerfallenden Atomen auslöst, nur eben auf neuronaler Ebene, weil die Dämpfung, der Moderator fehlt?

Und es umgekehrt Gender-Aktivisten geht wie dem Zündversager: Sie würden gerne denken, aber es passiert einfach nichts?