Ansichten eines Informatikers

Mein fliegendes goldenes Klo …

Hadmut
1.4.2024 21:16

Die meisten haben es gemerkt, aber für die, die darauf reingefallen sind:

Die Bankengründung war mein diesjähriger Aprilscherz.

Schade eigentlich, ich hätte so gerne ein fliegendes goldenes Klo gehabt. Und wie es der Zufall so will, kam genau heute der Speziallack eines Tüftlers aus NRW auf den Markt, der Boote komplett unsichtbar macht. Das hätte so perfekt zu meiner Banken-Yacht mit Abwehrwaffen gepasst.

Einige meinten, ich hätte zum Ende hin zu dick aufgetragen. Aber kann es zu dick aufgetragen sein, solange immer noch einige Leute drauf reinfallen?

Ich hatte mehrere Gedanken dahinter, zum Ende hin ganz tief in den Topf zu greifen. Der erste ist, dass ich der Meinung bin, dass Aprilscherze und Satire einen Witz, ein komisches Element enthalten sollen und müssen, und das ist halt nicht da, wenn man einfach nur irgendeine Lüge auftischt, die möglich sein könnte und die für den Empfänger – zumindest ad hoc – einfach nicht als Lüge zu erkennen ist. Das ist ja kein Scherz, das ist einfach nur gelogen. Ich kann das ja so gar nicht leiden, wenn Leute irgendwas zusammenlügen, und dann irgendwann mit „War Satire, hast Du das etwa nicht gemerkt?“ ankommen. Deshalb finde ich das auch misslungen, und nicht etwa einen Erfolg, wenn die Leute das einfach glauben und man dann am nächsten Tag kommen muss mit „Huhu, hallo, übrigens, der Artikel von gestern war nicht echt, das war ein Aprilscherz!“ Das ist wie ein Witz, den man erst erklären muss – funktioniert nicht. Da muss etwas Absurdes drin sein, dieses „Wie konnte ich darauf reinfallen“-Moment oder die „Kann dass den stimmen?“-Frage. Ich mag es lieber, wenn sich die Leute zum Ende des Textes hin mit Blick auf das Datum mit der flachen Hand gegen die Stirn klatschen. Und ich habe noch nie so viele Klatscher-Zuschriften auf ein April-Ding bekommen. So will ich das haben. Was mir nicht so gefällt, ist, wenn die ersten auf Twitter nach 90 Sekunden „April, April!“ spoilern, und den anderen damit das Denken und den Spaß verderben.

Der zweite Grund ist, dass ich ja weiß, dass Grüne, Staatsanwaltschaften und Verfassungsschutz hier mitlesen, und die enorm viel Schaden anrichten, wenn die das nicht mitkriegen, dass das ein Witz war. Zack, hat man eine Hausdurchsuchung wegen Geldwäsche oder Vortäuschung einer Straftat, suchen sie das Geld oder das Boot. Dann lieber eine Beschlagnahme eines goldenen Klos.

Deshalb habe ich da absichtlich zum Ende hin noch draufgelegt, weil mir die Story bis dahin noch zu realistisch vorkam. Das geht nicht, wenn die Story so ist, dass sie wahr sein könnte, und man hinterher erst erklären muss, dass sie es nicht ist.

Außerdem haben sich verschiedene Gruppen bei mir gemeldet, die einzahlen wollen. Der Schwiegersohn des Papstes sogar. Ferengi mit goldgepresstem Latinum. Was meint Ihr, wenn mich die Polizei mit goldgepresstem Latinum erwischt? Ruckzuck habe ich den Zhat Vash am Hals.

Die allermeisten schrieben, sie hätten es mir bis zum goldenen Klo geglaubt. Das aber sei dann zuviel gewesen. Was kurios ist, weil das goldene Klo in der ganzen Story noch das realitätsnächste und am einfachsten zu realisierende Ding gewesen wäre, denn es gibt keine Gesetze gegen goldene Klos. Das kann man machen, alles andere wäre so einfach nicht möglich. Und wer arabische Sitten und die Innenausstattung von Privatjets und die Sonderwünsche kennt, weiß, dass es so etwas tatsächlich gibt. Putin hat sowas, wenn auch nur teilvergoldet. Und ausgerechnet daran haben die allermeisten Leute gemerkt, dass es ein Fake war. Am eigentlich einzigen Teil der Story, der geeignet war, kein Fake zu sein. Vergoldete Klobrillen gibt es im Internet.

Einige haben es schon früher gemerkt, nämlich weil es gar nicht so einfach, und schon gar nicht billig ist, eine Banklizenz zu erlangen. Besonders in der EU. Und es einem auch gar nichts nutzte, wenn und weil die anderen Banken nicht mit einem zusammenarbeiten.

Manche fanden es völlig absurd zu schreiben, dass Ex-Wirecard-Leute eine neue Bank aufmachten, das sei unmöglich und zu offenkundiger Blödsinn gewesen. Andere schrieben, das sei nicht gefälscht und lustig genug, weil doch welche von denen genau das gerade täten (was ich nicht wusste).

Viele fanden die Jets mit goldenem Klo dann zu dick aufgetragen. Da hätten sie dann gemerkt, dass etwas faul ist, und auf das Datum gesehen.

Und manche merkten es gar nicht. Einige, wenn auch wenige im Vergleich zu denen, die es gemerkt haben, warnten mich intensiv vor den Gefahren und den Fehlern, die ich da gerade machte. Und es kam sogar zu einigen Kontakt- und Vermittlungsversuchen in die Bankbranche und zu Bankvorständen. Ausgerechnet Branchenangehörige scheinen am ehesten darauf reingefallen zu sein – offenbar sind fliegende goldene Klos dort gar nicht so unüblich und abwegig. Und das war ja schon immer so, dass wenn man Insider reinlegen will, man deftig hinlangen muss. Nur nicht zu normal und bürgerlich.

Jetzt suche ich noch ein fähiges KI-System, das mir aus all den Zutaten der Story ein James-Bond-Filmplakat zusammenrühren kann: Der Mann mit dem goldenen Klo. Ich im Smoking, so mit Insel und Flieger und waffenstarrender Yacht, Russen und Ukrainern, und Geld.

Und dann habe ich noch ein schönes Kompliment bekommen:

Hadmut, ich will ein Konto von dir!

Das hat noch nie eine zu mir gesagt.