Jung gemessert
Im Dortmunder Hafen hat doch diese Woche ein strafunmündiger 13-Jähriger einen Obdachlosen tödlich abgemessert.
Während man aber über den Syrer, der in einem Supermarkt eine 4-Jährige gemessert hat, sofort erfuhr, dass er – wie immer – schuldunfähig und psychisch krank sei, erfährt man zu dem 13-Jährigen schlicht gar nichts, außer dass er eben strafunmündig, weil erst 13, sei. Es gibt nicht die geringste Diskussion, während man mit „Nazis raus“ immer sofort bei der Hand ist.
Man könnte gerade meinen, dass man immer nur gerade soviel erfährt, dass klar ist, warum es keine Strafverfolgung gibt. Ich bin immer sehr erstaunt, wie schnell die Medien da immer wissen, dass einer „psychisch krank“ ist, wenn man noch kaum den Namen weiß. Gibt es da ein Register, in dem man das nachschauen kann? Woher wissen die das immer so schnell?
Und woher wissen die jetzt so genau, dass der Junge erst 13 ist? Wo man doch sonst so selten das Geburtsdatum kennt?
Innenminister Reul meldet sich zu Wort und fordert eine Debatte über Strafmündigkeit. Also, wo man die Grenze zwischen Strafunmündigkeit und Schuldunfähigkeit ziehen will, ob also 13-Jährige noch strafunmündig, oder doch schon schuldunfähig sein sollen:
Im Falle von schweren Gewalttaten von Kindern sollte nach Ansicht des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul auch über eine frühere Strafmündigkeit diskutiert werden. “Wir müssen irgendwas falsch gemacht haben”, gibt der CDU-Politiker in einem Interview zu.
„Für mich war das immer klar: Kinder und Jugendliche müssen anders behandelt werden“, sagte Reul der „Bild am Sonntag“ („Bams“). „Die Frage ist nur, ob heute 14-Jährige noch die 14-Jährigen sind, die wir damals hatten. Wenn ich immer mehr Anschlagsplanungen von Leuten habe, die 14, 15 oder 13 sind, wenn wir jetzt wieder Fälle haben,bei denen 13-Jährige mit dem Messer auf andere einstechen, da ist irgendetwas schiefgelaufen“, sagte Reul. Der Innenminister meint: “Da müssen wir auch Instrumente haben, um damit umzugehen. Ich habe keine Lösung, ich bin mir auch nicht sicher, ob die Strafmündigkeit das einzige Problem ist. Aber es ist ein Thema.“
Mit Blick auf den Fall in Dortmund sagte Reul: „Da wirst Du total nachdenklich und fragst Dich: Was ist da eigentlich passiert, wir müssen irgendwas falsch gemacht haben, dass Kinder und Jugendliche so groß geworden sind, dass sie heute sagen: Ich kann einen abstechen, das macht nichts.“
Was kann da wohl schief gelaufen sein?
Man kommt auf so einen Gedanken, worin der Fehler bestehen könnte. Aber: Man findet in der Presse einfach nichts dazu. Kein einziges Wort dazu, woher dieser Junge kommt und woher er 13 Jahre alt sein soll. Und warum er den Mann umgebracht hat. Ich habe locker 20, 30 Pressewebseiten durchgesehen – nichts. Nicht den Hauch einer Information.
Bis auf eine einzige Stelle. Das Fachblatt für Ethniefragen, die BILD, schreibt:
Schon neun Minuten nach dem Notruf konnte die Polizei am Donnerstagabend vier Tatverdächtige festnehmen. Alle sind minderjährig (13, 13, 14, 15). Nach BILD-Informationen trafen sich die bulgarischen Jungen am Hafen mit Mädchen, sollen dort möglicherweise Lachgas konsumiert haben. Dann trafen sie wohl zufällig auf den Polen ohne festen Wohnsitz.
Bulgarische Jungen. Die einen Polen messern. Das muss die wunderbare Vielfalt der offenen Gesellschaft sein.
Vielleicht die, die man nicht nennen und schon gar nicht kritisieren darf? Die „psst, Ihr wisst schon wer“? Die, bei deren Erwähnungen man gleich eine ganze Woche lang Hausdurchsuchungen bekommt?
Mir käme da so ein Gedanke, was wir falsch gemacht haben könnten. Aber ich trau’ mich nicht, es zu sagen. Sonst habe ich wieder die Grünen und die Staatsanwaltschaft am Hals. Denn für Meinungsäußerungen gibt es keine Schuldunfähigkeit.