Catos Rede vor dem Römischen Senat
Zeit für etwas humanistische Bildung und Latein.
Eine Leserin schreibt mir zu meinem Blog:
Schon länger erinnern mich Ihre Beiträge an etwas, das ich seinerzeit im Latein-Leistungskurs übersetzt hatte und das uns ein sehr fähiger Lateinlehrer interpretierte.
Die Verschwörung Catilinas – Catos Rede vor dem Römischen Senat, Auszug:
Humanistische Qualitätsgedanken gegen den woken Umsturz. Ca. 2080 Jahre alt.Nunc vero non id agitur, bonisne an malis moribus vivamus, neque quantum aut quam magnificum imperium populi Romani sit, sed haec, cuiuscumque modi videntur, nostra an nobiscum una hostium futura sint.
Hic mihi quisquam mansuetudinem et misericordiam nominat!
Iam pridem equidem nos vera vocabula rerum amisimus: Quia bona aliena largiri liberalitas, malarum rerum audacia fortitudo vocatur, eo res publica in extremo sita est.
Sint sane, quoniam ita se mores habent, liberales ex sociorum fortunis, sint misericordes in furibus aerari; ne illi sanguinem nostrum largiantur et, dum paucis sceleratis parcunt, bonos omnis perditum eant!
Ja, sage ich ja auch immer. Mein großes Latinum steht noch irgendwo im Keller rum. So vielleicht ein Drittel würde ich noch verstehen, mit viel Nachdenken vielleicht die Hälfte, und die Grammatik würde ich mit etwas Überlegen noch fast vollständig verstehen.
Die Leserin liefert eine deutsche Übersetzung gleich mit:
Jetzt handelt es sich aber nicht darum, ob wir mit guten oder schlechten Sitten leben, und nicht wie groß oder wie prächtig die Herrschaft des römischen Volkes ist, sondern darum, wie es euch immer erscheint, ob unser Besitz uns gehören, oder mit uns dem Feind gehören wird.
Da redet mir jemand von Milde und Mitleid.
Schon längst haben wir doch die rechten Bezeichnungen für die Dinge verloren: Weil fremdes Gut verschenken Freigebigkeit, Verwegenheit bei schlechten Dingen Tapferkeit genannt wird, deshalb liegt der Staat in äußerster Gefahr.
Mögen sie immerhin, da die Sitten nun so sind, freigiebig sein mit dem Besitz der Bundesgenossen, mögen sie Mitleid haben mit den Dieben der Staatskasse; wenn sie nur nicht unser Blut verschenken und, während sie einige Verbrecher schonen, darauf ausgehen, alle Anständigen zugrunde zu richten.
Liest sich, als redete Cato von den Grünen und der SPD. Das Konzept, fremdes Eigentum und fremde Leistungen zu verschenken und alle die, die arbeiten, zu ruinieren, ist offenbar nicht neu. Und auch, jeden Mist mit Euphemismen schönzureden, ist ein Problem, das die vor 2000 Jahren schon hatten.
Gibt einen Wikipedia-Artikel darüber, in dem es aber eher um Cicero geht.
Auch sonst liest sich das wie eine Zeitung von heute, nur dass manchmal die Seiten vertauscht sind (und gegen die damaligen Linken Mittel eingesetzt werden, die heute die Linken gegen „Rechts“ anwenden):
Die Vorgeschichte der Verschwörung begann dem römischen Geschichtsschreiber Sallust zufolge im Jahr 66 v. Chr., als Catilina wegen eines anstehenden Repetundenprozesses (Verfahren wegen Amtsmissbrauchs) nicht als Bewerber für das Konsulat des nächsten Jahres zugelassen wurde.
Trump.
Das Problem bestand nämlich darin, dass Cicero als Konsul zwar zur Bekämpfung dieses Aufstandes im Rahmen des Notstandsbeschlusses diktatorische Sondervollmachten besaß, diese jedoch mit der lex Sempronia de provocatione kollidierten. Dieses Gesetz ermöglichte jedem römischen Bürger bei drohender Todesstrafe die Ansprache (provocatio) an das Volk und regelte die Verfolgung der zuwiderhandelnden Magistrate. Die Forschung ist sich bis heute uneins, wie weit die Vollmachten der Konsuln in diesem Fall gingen. Diese Uneinigkeit bezüglich der Auslegung des SCU (senatus consultum ultimum), bei dem es sich nicht um ein kodifiziertes Staatsrecht, sondern um überkommenes Recht, also um einen mos maiorum, handelte, scheint auch in der Antike zwischen Popularen und Optimaten bestanden zu haben. Aus diesem Umstand ergeben sich auch die verschiedenen Standpunkte Caesars und Catos in den uns überlieferten Senatsreden. Caesar forderte den Einzug des Vermögens der Verschwörer und eine lebenslange Gefängnisstrafe. Cicero hingegen argumentierte, dass ein Staatsfeind seine Bürgerrechte eingebüßt habe und damit einer sofortigen Hinrichtung nichts im Wege stehe. Cato forderte eine Hinrichtung der Verschwörer als Schwerverbrecher nach der Sitte der Vorfahren. Dass Cicero und Cato, die nicht daran interessiert waren, den Verschwörern eine Ansprache (provocatio) an das Volk zu ermöglichen, die lex Sempronia de provocatione nicht ansprachen, leuchtet ein. Dass Caesar sich aber nicht auf sie beruft, deutet darauf hin, dass er die Position der Popularen in diesem Fall nicht völlig vertrat. Überdies bleibt zu bemerken, dass zwar durch Caesars Forderung einer Inhaftierung der Verschwörer später genügend Zeit geblieben wäre, um einen ordentlichen Prozess abzuhalten. Doch gegen genau diesen ordentlichen Prozess spricht auch Caesar sich aus. Wie Jürgen von Ungern-Sternberg feststellt, „ging es am 5. Dezember also nicht um ein Urteil und auch nicht um vorgesehene Strafen, sondern um möglichst strenge Maßnahmen.“ Catos Rede gab jedenfalls den Ausschlag, und die Hinrichtung der gefangenen Catilinarier wurde beschlossen und noch am selben Abend vollzogen.
Man war damals schon darauf aus, dem Gegner „keine Bühne zu bieten“.